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1103 - Aussenseiter der Armada

Titel: 1103 - Aussenseiter der Armada
Autoren: Unbekannt
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Schrecken durch meinen Körper, der Impuls zur Flucht. Aber irgend etwas ließ mich zögern. „Was suchst du hier, Kleiner?"
    Das waren ihre ersten Worte. Sie klangen sanft und gutmütig und schienen zu ihrer - zumindest für meine Begriffe - monströsen Erscheinung nicht recht passen zu wollen. Gegen jegliche Vernunft faßte ich sofort Vertrauen zu ihr, obwohl ich wußte, wie „leichtsinnig das war. „Frieden", antwortete ich seltsam ruhig. „Ich suche Frieden."
    Abermals musterte sie mich abschätzend, ohne dabei mehr zu bewegen als ihr Auge. Ich verstand nicht, warum sie so beherrscht reagierte. Sie mußte doch sehen, was mit mir nicht stimmte, mußte mein Manko bemerken! Weshalb ging sie nicht auf mich los und jagte mich fort?
    Etwas zog mich in unerklärlicher Art in Farslyinas Bann. Rings um sie und mich war bewegtes Leben, ein ständiges Kommen und Gehen. Aber keiner ihrer Artgenossen beachtete uns - als stünden wir inmitten einer abgeschirmten Oase, zu der niemand Zutritt fand. Es war eine Szene, wie ich sie noch nie erlebt hatte, und sie machte mich in gleichem Maß unsicher wie sie mich beruhigte. „Frieden ...", wiederholte Farslyina nachdenklich. „Suchen wir das nicht alle?"
    Meine Antwort schrieb ich der Verwirrung zu. Möglich, daß sie auch ganz einfach naiv war. „Euer Ziel ist ein anderes. Ihr sucht TRIICLE-9."
    „Du nicht?"
    „Nein."
    Nie würde ich erklären können, warum ich so schonungslos offen und ehrlich zu ihr sprach.
    Bei anderen Armadisten hätte spätestens diese Auskunft dazu geführt, daß sie über mich hergefallen wären. Farslyina jedoch blieb von einer Gelassenheit, als könnte nichts auf der Welt sie jemals erschüttern. „Der Weg zum Frieden", belehrte sie mich geduldig, „auch der zum inneren Frieden - er kann nur über TRIICLE-9 führen. Ist dir das nicht bewußt?"
    „Nein."
    „Sehr seltsam."
    Sie schwieg einen Moment, als müsse sie darüber nachdenken, was mich wohl zu einer solch blasphemischen Einstellung veranlaßt haben könnte. Dabei war ich so gut wie sicher, daß sie nicht, wie andere, mit Abneigung oder Aggression reagieren würde. „Ich glaube", sagte sie schließlich, „ich glaube, ich verstehe dich."
    Gab es einen Grund, daran zu zweifeln? Das Dasein in der Armada hatte mich gelehrt, äußerst vorsichtig und jederzeit mißtrauisch zu sein, aber die Sympathie und die Gutmütigkeit, die diese Frau aus dem Volk der Kolkoks mir entgegenbrachte, schienen mir so groß, daß ich keinen Moment auch nur argwöhnte, sie könnte es nicht ehrlich mit mir meinen.
    Es stellte sich schnell heraus, daß mein Vertrauen gerechtfertigt war. Sie verriet mir ihren Namen und kramte aus den faltigen Überwürfen ihrer Lederhaut einige Brocken Nahrung hervor, die ich dankbar verzehrte. Weiterhin wurde ich von ihren Artgenossen in Ruhe gelassen, als schützte mich eine geheimnisvolle Aura, die Farslyina um mich erzeugte. Eine, wenn auch unbefriedigende Erklärung für dieses Phänomen bot mir die Kolkok selbst, indem sie mir erklärte, daß sie in ihrer Armadaeinheit eine recht bedeutende Stellung einnehme.
    Außerdem, und das war in meiner Situation das Entscheidende, verfügte sie über sehr gute Beziehungen und kannte nicht zuletzt etliche Tricks technischer und psychologischer Art; ein Umstand, der mir bald zugute kommen sollte.
    Sie führte mich zu einem Schlafstock und versicherte mir, daß ich nichts zu befürchten hätte.
    Plötzlich packte mich jedoch die Angst Warum tat ich das? War es für ein Wesen wie mich nicht eine schier unerträgliche Vorstellung, über viele Jahre hinweg ungeschützt im energetischen Tiefschlaf zu liegen?
    Farslyina mußte meine aufkeimenden Zweifel bemerkt haben, denn auf ihrem kleinen Schädel bildete sich eine wellenförmig bis zum Armansatz nach unten wandernde Falte, die ich spontan als ein Zeichen des Verständnisses interpretierte. „Du brauchst dich nicht zu sorgen, Kleiner. Ich kenne mich mit der Programmierung der Schlafstöcke aus. Ich kümmere mich darum, daß deine Etappe erst nach meiner endet. Wenn du erwachst, werde ich da sein."
    Obwohl sie im Grunde genommen nichts als vage Andeutungen zum Besten gab, gelang es ihr erneut, meinen Pessimismus zu verdrängen. „Vielleicht", fügte sie vieldeutig hinzu, „kann ich sogar noch mehr für dich tun ..."
    Ich vertraute ihr blind. Ich hatte keinerlei Bedenken, mich dem Tiefschlaf hinzugeben, verspürte weder Angst vor einer Entdeckung noch fürchtete ich mich vor der
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