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1103 - Aussenseiter der Armada

Titel: 1103 - Aussenseiter der Armada
Autoren: Unbekannt
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Ursache des Geräusches nicht mehr auf den Grund gehen wollen. Zumindest die unmittelbare Gefahr einer Entdeckung war damit beseitigt. „Du darfst dich einfach nicht verrückt machen lassen", fuhr Kro mit seiner Belehrung fort. „Daß TRIICLE-9 mißbraucht wurde, sollte dich nicht bedrücken oder ängstigen, sondern vielmehr anspornen. Da wartet eine große Aufgabe auf uns."
    „Ich sehe es ein", murmelte Vel abweisend. „Rede bitte nicht mit mir, als sei ich nicht ganz richtig im Kopf." Öhna lächelte still vor sich hin. Nach dem kurzen Dialog zu schließen, gehörte Vel zu der Sorte von Lebewesen, die, auf sich alleine gestellt, nur schwer zurechtkamen und immer jemanden brauchten, von dem sie sich ein bißchen führen ließen. Diese Aufgabe fiel, zumindest während der Verladearbeiten, Kro zu. Aber anstatt dem schüchternen Cygriden wirklich zu helfen, kostete er die Situation zu seinen Gunsten aus, sonnte sich in seiner Überlegenheit und machte damit alles nur noch schlimmer. „Auch das Kugelschiff, das wir aufgebracht haben, ist kein Grund zur Unruhe", redete Kro in besänftigendem Tonfall weiter, ohne dabei seine Arbeit zu unterbrechen. „Die es steuern, sind bestimmt keine Überwesen, wie du meinst, nur weil wir sie in der Nähe von TRIICLE-9 fanden ..."
    „Wie kommst du darauf, daß ich sie für Überwesen halte?" warf Vel protestierend ein. „Hast du nicht neulich etwas Derartiges geäußert?"
    „Ich habe eine Theorie formuliert, weiter nichts. Sie muß nicht richtig sein, und Angst habe ich deswegen schon gar nicht. Denkst du eigentlich, ich bin schwachsinnig oder so was?"
    Kro tat, als habe er den Einwand überhaupt nicht gehört. „Wie auch immer", meinte er jovial. „Niemand braucht die Besatzung dieses Schiffes zu fürchten. Sie können uns nichts anhaben. Es sind schließlich keine Armadisten, verstehst du, es sind Fremde ..."
    Mit Vel gingen die Nerven durch. Er schrie. „Das weiß ich! Ich bin doch kein Idiot!"
    Den Helkiden hinter seiner Deckung aus aufgeschichteten Nahrungsmittelpaketen interessierte das ausgefallene Gespräch plötzlich nicht mehr. Während sie weiter die Tagesration zusammenstellten und verluden, führten die Cygriden ihren Dialog mit größerer Lautstärke und zunehmender Aggressivität fort, Öhna hörte jedoch nicht mehr hin. Viel zu sehr war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Sie kreisten ausschließlich um das, was er eben so unerwartet erfahren hatte.
    Ein aufgebrachtes Schiff ...
    Keine Armadisten ... Fremde...
    Es mußten Leute sein wie er, eine andere Möglichkeit gab es kaum. Leute, die von den Völkern der Armada nicht geachtet wurden, denen weder der Heerwurm unzähliger Flugobjekte noch TRIICLE-9 etwas bedeutete.
    Und - anders ließen sich Kros Worte nicht interpretieren - ihr Fahrzeug mußte ganz in der Nähe liegen!
    Fiebernde Erregung griff nach Öhna und schürte seine Ungeduld. Inbrünstig wünschte er sich die beiden Cygriden vom Hals. Jede Minute, die er untätig im Versteck ausharren mußte, wurde mit einemmal zu einer Geduldsprobe.
    Keine Armadisten ...
    Wie lange hatte er auf eine solche Gelegenheit gewartet!
    Zeit seines Lebens war er heimatlos umhergeirrt, als einsamer Pendler von einem Schiff zum anderen. Vertreibung und Flucht prägten seine Existenz. Ein Zuhause fand er nirgendwo.
    Oft zehrte er an dem Gedanken, es müsse mehr von seiner Art geben, Wesen, die sein Schicksal teilten. In dem gewaltigen, endlosen Flottenaufgebot konnte er nicht der einzige sein. Seit dem Kontakt mit Farslyina in der Schlafboje der Kolkoks besaß er darüber Gewißheit.
    Aber dieses Erlebnis lag schon Jahre zurück, und Öhnas Hoffen, irgendwann auf seinesgleichen zu treffen, erfüllte sich nicht. Sicher wurde hier und da immer wieder einmal ein Pseudoarmadist geboren, doch ihre Zahl blieb so gering, daß eine zufällige Begegnung inmitten vieler tausend Volksmassen statistisch unmöglich war. Davon abgesehen, starben die meisten wahrscheinlich sehr jung, weil sie ihr Parialeben nicht ertrugen und den Freitod vorzogen, oder weil sie die Bedingungen, die ihre Existenz verlangte, nicht meisterten und daran zugrunde gingen.
    Die Chance, einem von ihnen jemals über den Weg zu laufen, war fast Null.
    Und dennoch: Ein aufgebrachtes Schiff ... keine Armadisten ...
    Die Chance war da!
    Er durfte sie nicht vertun.
    Schon begann er sich auszumalen, wie es sein mochte, unter Leuten zu leben, die wie er außerhalb der Gesellschaft standen, die ihn aufnahmen und
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