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1103 - Aussenseiter der Armada

Titel: 1103 - Aussenseiter der Armada
Autoren: Unbekannt
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Aufmerksamkeit der Armadamonteure und der Stammbesatzung. In diesen Minuten beseelte mich nur noch der Wunsch, mein unstetes Leben endlich für eine Phase der Erholung zu unterbrechen.
     
    *
     
    Zu jeder Armadaeinheit gehörten Schlafbojen. Es handelte sich um fünf Kilometer lange und anderthalb Kilometer durchmessende Zylinder, deren beide Enden abgerundet waren und in einer Spitze ausliefen. Ich hatte herausgefunden, daß dieses Konstruktionsprinzip im gesamten Bereich der Armada galt, ebenso funktionierte die Herbeiführung des energetischen Tiefschlafs nach einheitlichen Grundlagen und wurde bei jedem Volk mit der gleichen Technik realisiert.
    Lediglich bei der architektonischen Gestaltung der Innenräume gab es geringfügige Unterschiede, die sich an den Bedürfnissen des jeweiligen Volkes orientieren. Die Abweichungen bezogen sich auf die Höhe der zahlreichen Decks, auf die Häufigkeit der Kabinen pro Ebene, vor allem aber auf die Beschaffenheit der Schlafstöcke selbst. Es gab sie von geringem Ausmaß ebenso wie mit großzügigem Grundriß, ich kannte Ausführungen, die zum Korridor hin völlig offen waren, und solche, die sich durch ein Schott verriegeln ließen.
    Mitunter fand man verschiedene Gestaltungsmerkmale sogar an Bord ein und derselben Schlafboje.
    Jeder Armadist unterzog sich mehrmals in seinem Leben einem Tiefschlaf. Dies führte unter anderem zu einem zeitlich verschobenen, wechselseitigen Informationsaustausch zwischen den Individuen, der das kollektive Erinnerungsvermögen der Völker als solche förderte und die geistige Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart ständig wachhielt - ganz abgesehen davon, daß natürlich auch der Generationenwechsel erheblich verlangsamt wurde.
    Wie jede Einrichtung innerhalb der Armada dienten also auch die Schlafbojen auf ihre Weise dem einen Zweck: der Suche nach TRIICLE-9.
    Aus dieser Sicht betrachtet, kam es fast einem Frevel gleich, daß ich den Schlafstock aus reinem Eigennutz aktiviert hatte, um mich zu erholen und dem Körper Gelegenheit zur Regeneration zu geben. Wenn die Kolkos auf mich aufmerksam wurden und womöglich noch herausfanden, daß ich mit TRIICLE-9 nichts zu schaffen haben wollte, würde abermals eine erbarmungslose Jagd nach mir einsetzen.
    Je mehr sich mein wiedererweckter Geist regte, desto deutlicher erkannte ich die Gefahr.
    Draußen stand zwar Farslyina. Sie hatte ihre Schlafetappe ebenfalls beendet, wiegte ihre Leibesfülle hin und her und behinderte damit ebenso einfach wie geschickt die Sicht. Aber warum tat sie das überhaupt, wenn ich doch die ganzen Jahre unentdeckt geblieben war? Wie hatte sie meinen ungestörten Schlaf bewerkstelligt - und was hatte sich verändert, daß sie jetzt plötzlich diese Vorsichtsmaßnahme für nötig hielt?
    Ohne mein Zutun kamen mir die Fragen in den Sinn. Erste Zweifel erwachten. Wie konnte ich jemals ernsthaft glauben, hier in Sicherheit zu sein! Wie leichtfertig, ja töricht, mich in diese Schlafkabine zu begeben, die zum Korridor hin offen und ungeschützt war! Jeder, der vorbeikam, konnte hineinsehen, hatte immer hineinsehen können, jahrelang!
    Dennoch war mir bisher nichts geschehen. Ich begriff dabei nur, daß die vertrauenswürdige Farslyina Wort gehalten hatte, wie auch immer. Alles andere - die genauen Umstände, die getroffenen Maßnahmen - blieb mir rätselhaft.
    Die Gelassenheit, mit der ich eingeschlafen und aufgewacht war, schwand, ebenso das trügerische Gefühl der Geborgenheit. Ich wurde unruhig. Plötzlich fühlte ich mich von allen Seiten beobachtet. Zu der Einsicht, meine Lage sei kein bißchen bedrohlicher wie zu der Zeit, als ich hergekommen war, mußte ich mich förmlich zwingen.
    Ich atmete tief und langsam durch, was meine innere Erregung freilich nur wenig dämpfte.
    Das Kribbeln in den Gliedern war mittlerweile versiegt und einer angenehmen Wärme gewichen. Das Blut zirkulierte schneller, der Tastsinn kehrte zurück. Ich spürte, wie sich mehrere Sonden, die der Kontrolle und Regulierung der Lebensfunktionen dienten, von der Haut lösten. Langsam hob ich einen Arm und streckte ihn aus, krümmte probeweise die Finger zu einer Faust und öffnete sie wieder.
    Die Bewegungen verursachten weder Schmerzen noch motorische Probleme. Die Rückkopplung der Befehls- und Wahrnehmungszentren des Gehirns mit den Muskeln, Sehnen und Nerven des Körpers schien ebenso einwandfrei zu funktionieren wie die bloße Denktätigkeit des Bewußtseins. Der behutsame Prozeß des
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