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110 - Zombies im Orient-Express

110 - Zombies im Orient-Express

Titel: 110 - Zombies im Orient-Express
Autoren: Larry Brent
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Waren erst Minuten oder schon Stunden vergangen,
ehe er wieder zu einem klaren Gedanken fähig war? Er war in einen Bann geraten,
den er nur unter größter Willensanstrengung überwand. Die Schatten und
brennenden Feuer, die wilde Tänzerin, die halbnackt tanzte und in Ekstase
geraten war, die heiser rufenden Trommeln ... das alles verebbte plötzlich, und
die Umrisse des Zimmers schälten sich wieder aus den zerfließenden Schemen. Da
waren die Wände mit den Bildern, die Verbindungstür zur Bibliothek, Alisienne
of Gainsbourgh, die ihn erwartungsvoll anlächelte... Und da war der Tote, der
bleich und mit aufgerissenem Mund in seinem Bett lag. Was war Wirklichkeit, was
war Vision und Einbildung? Alex Haith konnte nicht mehr das eine vom anderen
trennen. Er hatte nur plötzlich das Gefühl, einer großen, unfassbaren Gefahr
ausgeliefert zu sein. Er reagierte ziemlich heftig und wollte keine Sekunde
länger an diesem eigenartigen, verfluchten Ort sein. Philip Earl of Gainsbourgh
schien genau gewusst zu haben, dass in seinem Leben ein besonderer Geist, eine
besondere Kraft wirksam war. Voodoo-Zauber! Hing damit sein Zustand zusammen,
der körperliche und ganz zuletzt auch der geistige Verfall? Haith wusste zu
wenig über die Interessen und Abenteuer, die Gainsbourgh auf seinen Reisen
erlebt hatte. Er ließ die Phiole mit dem Blut des Voodoo- Masters fallen wie
eine heiße Kartoffel, hörte es klirren und vernahm Alisiennes Aufschrei. Er
wirbelte herum, stieß die Tochter des Toten zur Seite und rannte los. Hinaus
zur Tür, auf den Korridor und dann die Treppe hinunter. Seine Schritte hallten
durch die langen, kahlen Korridore.
    „Bleiben Sie
hier, Alex!“, vernahm der Fliehende das Rufen hinter sich. „Sie können nicht
entkommen. Von nun an ist hier Ihr Platz!“
    Haith dachte
nicht daran, dieses seltsame Versprechen einzulösen, das er gegeben hatte, noch
ehe ihm gewisse Hintergründe bekannt waren. Das alles war absolut neu und
fremdartig für ihn. Er erreichte den Ausgang. Sein Wagen stand direkt neben der
Treppe, aber so weit kam Alex Haith gar nicht mehr. Auf dem Balkon über dem
Eingang bewegte sich ein Schatten: Jonas, der Butler...
    Er beugte
sich leicht über die Brüstung, in den Händen hielt er eine gespannte Armbrust.
Der Pfeil war angelegt. Die Hände des Siebzigjährigen waren erstaunlich ruhig.
Der Butler drückte ab. Das Geräusch des sich von der Armbrust lösenden Pfeils
war kaum zu hören. Mit ungeheurer Wucht bohrte sich das Geschoss zwischen die
Schulterblätter des Arztes. Der Getroffene taumelte nach vorn. Seine Hand
krallte sich in den Griff der Fahrertür und riss ihn herunter. Alex Haiths Knie
wurden weich. Er stürzte zu Boden. Noch ehe er aber unten ankam, war er tot.
     
    ●
     
    Es war die
dritte Nacht, in der sie beisammen saßen und auf den Geist warteten. Larry
Brent, Morna Ulbrandson und Iwan Kunaritschew, das erfolgreiche Triumvirat der
PSA, hielt sich mal wieder in Großbritannien auf. Das legendäre Land der
Geister und Gespenster, der Spukschlösser und Burgen machte seinem Namen wieder
alle Ehre. Diesmal war ein einsames Landhaus, dreißig Meilen südwestlich der
Themse-Metropole, Schauplatz eines erregenden Geschehens. Das Gebäude hatte
über fünfzig Jahre leer gestanden, war Wind und Wetter ausgesetzt gewesen, ehe
der Besitzer, der schrullige und exzentrische Lord Dempsey, unverhofft durch
eine Erbschaft zu Geld kam und sich entschloss, das Haus von Grund auf
renovieren zu lassen. Der nach wie vor andauernde Touristik-Boom hatte den
Sechsundfünfzigjährigen veranlasst, das Landhaus zu einem eleganten Hotel
umzugestalten. Aber noch ehe die ersten Gäste einkehren konnten, kam es zu
einer Reihe von Merkwürdigkeiten, die den Besitzer und Gestalter des
Landhaus-Hotels aufschreckten. Schon während der Renovierungsarbeiten gab es
bedenkliche Vorfälle. Mehrere Arbeiter verunglückten zum Teil schwer, als ein
Gerüst einstürzte. Zwei Verletzte lagen noch immer im Krankenhaus. Auf bisher
nie geklärte Weise waren Farbtöpfe entleert und an die Wand geschleudert
worden. Als die Schikanen Zunahmen, entschloss sich Lord Dempsey, Wächter
aufzustellen. Die hörten nachts Schritte, Stimmen und Rumoren in dem Bau. Als
sie sich aufmachten, um den Geräuschen nachzugehen, fanden sie jedoch niemand.
Aber der oder die unheimlichen Unsichtbaren hatten wieder ihre Visitenkarte
hinterlassen. Die Wände waren mit Farbe besudelt, Handwerkszeug war unbrauchbar
gemacht und Treppengeländer
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