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110 - Im Reich der Seehexen

110 - Im Reich der Seehexen

Titel: 110 - Im Reich der Seehexen
Autoren: A.F.Morland
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Millionen Stücke. Eine Druckwelle raste auf uns zu.
    Sie erfaßte uns und schob uns aus dem Tempel. Die Hexen blieben drinnen. Sie wurden lediglich hochgewirbelt und lösten sich nacheinander auf.
    Die Fratze war ihr Leben gewesen.
    Sie existierte nicht mehr, deshalb konnten auch die Teufelsanbeterinnen nicht mehr existieren. Es war zu Ende mit dem Unterwasserspuk. Niemand wohnte mehr in Palmiana.
    ***
    Von den Vorgängen, die sich auf dem Meeresgrund abspielten, hatte James Wallace natürlich keine Ahnung. Er sah die brennenden Weiber an Bord kommen und schloß mit seinem Leben ab.
    Aber er wollte diesen verfluchten Teufelsweibern ein Schnippchen schlagen.
    Wenn er schon sterben mußte, sollte es nicht so geschehen, wie sie es sich vorstellten. Er wollte nicht als Zombie weiterleben. Um sich dieses Schicksal zu ersparen, wollte er sich lieber selbst umbringen.
    Mit der Signalpistole!
    Mit zitternden Fingern kippte er den Lauf und schüttelte die leergeschossene Hülse heraus. Der Messingmantel fiel auf das Deck. Wallace holte eine neue Leuchtkugel aus der Tasche und schob sie in den Lauf.
    Die Amphibienmädchen näherten sich ihm.
    Er wich nicht weiter zurück. Er hatte keine Angst mehr. Eiskalt und nüchtern konnte er denken.
    Sie würden ihm das, was sie Steve Strode angetan hatten, nicht auch antun können.
    Hastig drückte er den klobigen Lauf der Pistole nach oben. Er hörte, wie die einschüssige Waffe klickte, und obwohl ihm klar war, daß er in wenigen Sekunden nicht mehr leben würde, erfüllte ihn ein Triumphgefühl, Weil die Hexen ihren Willen nicht bekamen!
    Ihre nassen Flossen patschten auf den Planken. Einige der fünf Hexen brannten nur noch spärlich. Ihre Gesichter waren wieder zu sehen.
    Sie waren unversehrt geblieben. Das Feuer hatte ihnen nichts anzuhaben vermocht Schade, daß ich es nicht geschafft habe! dachte James Wallace und schob sich den Pistolenlauf in den Mund.
    Als er abdrücken wollte, geschah etwas, das ihn zögern ließ. Plötzlich »griff« das Feuer.
    Der Hexenschutz wirkte nicht mehr. Die Flammen bissen aggressiv zu, und James Wallace beobachtete verdattert, wie das Feuer die gesamten Mädchen erfaßte.
    Stichflammen schossen hoch. Die Amphibienmädchen verpufften. Dunkelgraue Wolken flogen hoch, wurden vom Wind erfaßt und zerrissen.
    James Wallace zog die Pistole langsam aus dem Mund, den er fassungslos offenließ.
    Er konnte nicht begreifen, daß er es doch geschafft hatte, und er war zu geschockt, um sich darüber freuen zu können. Unter Deck lagen seine Freunde - tot.
    Er war als einziger am Leben geblieben.
    Aber er wußte nicht, warum.
    ***
    Die Teufelsfratze stieß uns nicht nur aus dem Tempel, sondern auch fort von Palmiana. Ich sah, daß die Satansvisage auch Palmiana »am Leben« erhalten hatte.
    Jetzt tat sie das nicht mehr, und die alten Bauten alterten innerhalb kürzester Zeit. Es bildeten sich Sprünge und Risse in den morsch gewordenen Mauern, und ein Bauwerk nach dem anderen stürzte ein.
    Mr. Silvers Magie sorgte dafür, daß uns der schützende Helm, den die Unterwasserhexen geschaffen hatten, noch eine Weile erhalten blieb.
    Immer noch hatte uns die Druckwelle im Griff. Sie rammte uns wie eine riesige unsichtbare Faust nach oben, der Meeresoberfläche entgegen.
    Normalerweise hat es für einen Menschen tödliche Folgen, wenn er so schnell auftaucht, wie wir es taten. Mir war bekannt, daß geübte Taucher entweder langsam zur Meeresoberfläche zurückkehrten oder Dekompressionspausen einlegten.
    In unserem Fall war alles anders, denn es waren starke magische Kräfte im Spiel.
    Wir durchstießen die Wasseroberfläche, und die Luftglocken zerplatzten. Schwimmend wandte ich mich um. Hinter mir tauchte Carmine Rovere auf. Er spuckte eine Wasserfontäne aus und rief seinen Bruder.
    Giuliano und seine Freundin schwammen zu uns. Als letzter erreichte uns Mr. Silver.
    Wir befanden uns mitten im Tirrenischen Meer.
    Gerettet und doch nicht gerettet, hätte man sagen können, denn wir hätten es kaum geschafft, schwimmend Land zu erreichen.
    Aber wir hatten noch einmal Glück: Wir waren in der Nähe eines Schiffs aufgetaucht, das SIRENA hieß.
    Ich sah ein Schlauchboot, auf dem es gebrannt haben mußte. Mehrere Luftkammern waren kaputt. Das manövrierunfähige Gefährt hing schlaff an einer Leine, die an der SIRENA, einem alten, vergammelten Kahn, befestigt war.
    Mir kam sie trotzdem wie ein Luxusdampfer vor.
    »He! Hallo! Ahoi!« rief Giuliano Rovere, um die Besatzung
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