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110 - Im Reich der Seehexen

110 - Im Reich der Seehexen

Titel: 110 - Im Reich der Seehexen
Autoren: A.F.Morland
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die Bäume. Renata Gallone gab ihrem Freund die Hand und nagte unsicher an ihrer Unterlippe. Sie hatte eine ganze Menge Unannehmlichkeiten, Aufregungen und Ängste hinter sich.
    Ich hoffte vor allem für sie, daß dieses kräfteraubende Abenteuer ein Ende nahm.
    Nun standen wir vor dem Tor, das nicht zu sehen war.
    »Wer macht den Anfang?« fragte Carmine Rovere.
    »Ich«, sagte ich, ohne zu zögern.
    »Laß lieber mir den Vortritt«, sagte Mr. Silver.
    »Na schön«, gab ich zurück. »Dann bin ich das Schlußlicht. Irgendein Einwand?«
    Renata Gallone und die Rovere-Brüder schüttelten den Kopf.
    »Na denn«, sagte ich zu Mr. Silver, und als er den entscheidenden Schritt machte, hielten wir alle den Atem an.
    ***
    Zwei schlanke Hände lagen auf dem wulstigen Schlauch, und zwischen den Armen tauchte jetzt das Gesicht eines bildhübschen Mädchens auf. Es hatte den Anschein, als würde sie lange Handschuhe tragen.
    Schuppen bedeckten ihre Unterarme, und gezackte Flossen standen davon ab. Das Meerwasser hatte ihr Haar dunkel gefärbt, und es klebte glänzend an ihrem Kopf.
    Jeder Mensch blinzelt, wenn ihm Wasser in die Augen rinnt. Das Mädchen zuckte mit keiner Wimper.
    Sie hat Fischaugen! dachte James Wallace, gelähmt vor Angst. Er hatte deutlich das grauenvolle Schicksal seines Freundes Steve Strode vor Augen. Mit zerfetztem Taucheranzug hatten sie ihn hochgeholt.
    Die Hexe lächelte ihn verführerisch an. Sie sah nicht so aus, als müsse man Angst vor ihr haben.
    Plötzlich hoben sich zwei weitere Hände aus dem Wasser und legten sich auf den Schlauchbootrand. Eine neue Hexe tauchte auf, ebenso verführerisch schön wie die erste.
    Wallace sah eine dritte und eine vierte Hexe, und sie wollten alle zu ihm ins Boot.
    Der Außenbordmotor stotterte kurz und starb dann ab.
    Das haben die Hexen getan! dachte James Wallace bestürzt. Die Stille, die nun herrschte, war qualvoll für ihn.
    In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wieviel Zeit hatte er noch? Was konnte er tun? Würden sie es zulassen, daß er auf die SIRENA zurückkehrte? Würden sie ihm dorthin folgen?
    Er fragte sich, was er gegen sie unternehmen konnte. Wie ein Blitzstrahl durchzuckte ihn plötzlich ein wagemutiger Gedanke: Er hatte Treibstoff im Schlauchboot. Wenn er diesen ins Wasser leerte und das Benzin dann mit einer Leuchtkugel in Brand schoß, waren die Hexen unter Umständen vernichtet.
    Ich muß es versuchen! dachte er aufgewühlt. Das ist vielleicht die allerletzte Chance, die ich habe!
    Seine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Er würde es tun - auf jeden Fall!
    ***
    Mr. Silver trat vor und verschwand. Keiner von uns konnte ihn mehr sehen.
    »Es ist ein Tor«, sagte ich, und Giuliano Rovere und Renata Gallone waren die nächsten, die den Schritt wagten.
    »Hoffentlich geht alles gut«, sagte Carmine Rovere, bevor er seinem Bruder und dessen Freundin folgte.
    Dann war ich an der Reihe. Ich trat zwischen die Bäume, geriet aber weder auf eine Rutsche noch auf ein Katapult.
    Ich sah Mr. Silver wieder und unsere italienischen Freunde. Ich wandte mich um, und da war nichts mehr. Mir kam es so vor, als befänden wir uns inmitten von nichts, als wären wir selbst nichts.
    Die Situation behagte mir nicht. Bewegten wir uns? Befanden wir uns auf dem Weg ins zwanzigste Jahrhundert? Es ließ sich nicht feststellen.
    Eine unangenehme Gänsehaut kroch mir über den Rücken, als mir einfiel, daß Mr. Silver gesagt hatte, es gäbe auch Fallen. Waren wir in eine solche geraten?
    Ich ging an Carmine Rovere vorbei und sah Mr, Silver fragend an. »Sind wir hier richtig?«
    Renata Gallone klammerte sich an ihren Freund. »Wenn wir doch nur schon wieder zu Hause wären«, sagte sie mit weinerlicher Stimme.
    »Wir werden beobachtet«, sagte Carmine Rovere. »Merkt ihr das nicht? Wir sind nicht allein hier!«
    »Beobachtet?« fragte Renata entsetzt. »Von wem?«
    Niemand konnte ihre Frage beantworten. Auch Mr. Silver nicht. Dennoch blieb die Frage nicht offen.
    Ich vernahm plötzlich ein dumpfes Brausen und Flappern. Es kam sehr rasch näher. Etwas, das fliegen konnte, kam auf uns zu. Noch war nicht zu sehen, was es war.
    Für mich stand nur fest, daß uns eine Gefahr aus der Luft drohte, deshalb zischte ich unseren Freunden zu, sie sollten sich auf den Boden werfen.
    Giuliano Rovere ließ sich sofort fallen und riß seine Freundin mit. Carmine Rovere zögerte einen Sekundenbruchteil, aber dann lag auch er flach auf dem Boden.
    Und die fliegende
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