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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens
Autoren: Karl May
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stehenbleiben.
    „Uff!“ rief einer der Indianer, nach Norden deutend. „Sie kommen.“
    Ja, sie kamen, die ‚Geier‘; aber es waren nur noch drei. Die anderen waren unterwegs von ihren Verfolgern ausgelöscht worden. Ihre Pferde trieften vor Schweiß; sie selbst konnten sich kaum noch im Sattel erhalten. Eine Strecke hinter ihnen sah man Old Shatterhand und Winnetou, denen die anderen alle folgten. So kam die wilde Jagd näher. Die beiden letztgenannten strengten ihre Pferde nicht sehr an. Sie wollten die drei letzten ‚Geier‘ für Bloody-Fox und seine Comanchen aufbewahren.
    Der erste war Burton, den beiden anderen weit voran. Er sah die Bäume, ein Wunder auf dem Llano, und hielt gerade auf sie zu. Fox lenkte auf ihn ein. Als der Mormone ihn erblickte, schrie er auf vor Entsetzen und schlug auf sein Tier ein, daß es seine letzte Kraft anstrengte, die Bäume zu erreichen.
    Jetzt kamen die beiden übrigen. Sie mußten nahe an ‚Eisenherz‘ vorüber. Er erkannte sie, die bei der Ermordung seines Vaters beteiligt gewesen waren. Er zog das Gewehr an die Achsel – zwei Schüsse, und sie stürzten von den Pferden. Er ritt zu ihnen hin, um ihnen die Skalpe zu nehmen.
    Indessen jagte Bloody-Fox den frommen Burton, den schlimmsten von allen, vor sich her, auf die Bäume zu, zwischen denselben hin bis vor die Hütte. Dieser Ritt war ein so wilder, daß Fox während desselben sein weißes Büffelfell verlor. Vor der Hütte brach das Pferd des Geiers zusammen, und Burton flog aus dem Sattel. Im nächsten Augenblick stand Fox neben ihm, riß das Messer aus dem Gürtel und holte aus, um ihm den Todesstoß zu versetzen. Aber er fuhr wieder empor und stieß einen Schrei des Entsetzens aus. Beim Sturz hatte sich Burtons indianischer Kopfputz gelöst, und zugleich wurde sichtbar, daß er auch sonst eine Perücke getragen haben mußte. Die langen Haare lösten sich vom Schädel und ließen die natürlichen, kurz geschorenen Haare sehen. Sein Gesicht war durch die Anstrengungen des Rittes verzerrt und aufgedunsen, und seine Augen blickten starr und gläsern zu dem jungen Mann auf – er hatte den Hals gebrochen. Jetzt erkannte Bloody-Fox den Mörder seiner Eltern. Er hatte bei jenem Überfall den Namen desselben rufen hören, und dieser Name Fox war das einzige gewesen, was von seinem Gedächtnis festgehalten worden war. Er hatte ihn immer und immer genannt und ihn darum von Helmers als seinen eigenen bekommen.
    Jetzt kamen auch die anderen herbeigestürmt, während Fox sein Pferd bestieg und zurückritt, sein entfallenes Büffelfell aufzunehmen und es wieder über Kopf und Schultern zu hängen. Sie alle, außer Old Shatterhand, waren ungemein erstaunt, als sie Bloody-Fox nunmehr in dem weißen Büffelfell erblickten.
    „Der Geist – der Geist des Llano – Bloody-Fox ist es – also er, er ist's gewesen!“ so erschallten die Rufe durcheinander.
    Fox achtete nicht darauf. Er deutete auf Burtons Leiche und sagte:
    „Da ist er, der Mörder! Darum kam er mir so bekannt vor! Nun ist er tot, und ich werde nie erfahren, wer meine Eltern gewesen sind!“
    Ben New-Moon sah den Toten und rief:
    „Der Stealing-Fox! Endlich ist er unschädlich gemacht! Schade, daß er den Hals gebrochen hat. Nun muß ich ihm meine Kugel für immer schuldig bleiben!“
    „Wohl ihm, daß er tot ist!“ sagte Old Shatterhand ernst. „Mit ihm sind alle ‚Geier‘ ausgelöscht, und nun wird es Ruhe in dem Llano geben. Und sollten noch einer oder einige existieren, so wird es von hier aus leicht sein, gegen sie auf die Jagd zu gehen. Eine solche Oase konnte niemand hier vermuten.“
    Bob war natürlich auch da. Er achtete aber weder auf den Toten noch auf den jetzt entdeckten Geist des Estacado. Sein Auge war auf die Negerin gefallen und das ihrige auf ihn. Sie eilte zu ihm hin und fragte hastig:
    „Sein du etwa Neger Bob?“ Und als er nickte, fuhr sie fort: „Heißen deine Mutter Sanna? Haben du schon einmal sehen dieses Bild mit Sanna und ihr klein Smalling-Bob?“
    Sie hielt ihm die alte Fotografie entgegen. Er warf einen Blick auf dieselbe und flog mit einem Jubelruf vom Pferd. Sie hielten sich umschlungen und vermochten längere Zeit ihrem Entzücken nur durch unartikulierte Laute Ausdruck zu verleihen.
    Es ist nur weniges hinzuzufügen. Die ‚Geier‘ waren besiegt, und eine Abteilung der Comanchen ritt fort, die Emigranten herbeizuholen; diese sollten sich hier am Passiflorensee erholen und dann durch den Llano begleitet werden. Das
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