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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens
Autoren: Karl May
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ihnen entgegenzujauchzen, war kein anderer als Master Tobias Preisegott Burton.
    „Ah, Ihr seid es!“ sagte Old Shatterhand, der ihn trotz seiner indianerhaften Vermummung und trotz der Dunkelheit erkannt hatte. „Freut mich außerordentlich, Euch hier zu treffen!“
    Aber Burton war schon fort. Er erkannte, daß er keinen Augenblick länger bleiben dürfe. Darum glitt er nach der entgegengesetzten Seite, wo sein Pferd stand, zog schnell eine Deichsel aus dem Wagen, um sich einen Ausgang aus dem Wagenviereck zu schaffen, warf sich in den Sattel und jagte davon.
    Hinter sich hörte er die frohlockenden Rufe der Leute, welche er dem Verderben geweiht hatte.
    „Wartet nur!“ knirschte er. „Ich kehre bald zurück, und dann sollen mit euch auch die anderen verloren sein, welche als eure Helfer kommen. Old Shatterhand! Welch einen Fang werden wir machen!“
    Er brauchte gar nicht weit zu reiten. Nach einer kleinen Viertelstunde stieß er auf seine Genossen, welche hier auf ihn warteten, damit er sie zum Massenmord abholen solle.
    Sie zeigten sich keineswegs darüber enttäuscht, daß ein so berühmter Jäger, wie Old Shatterhand, zu den Auswanderern gestoßen war. Sie freuten sich vielmehr darüber, weil dadurch die zu erwartende Beute vermehrt wurde. Daß ihr Anschlag mißlingen könne, das hielten sie gar nicht für möglich. Freilich konnten sie ihre Opfer nun nicht ohne Kampf überwältigen, aber siegen mußten sie, wenn sie die Zeit des Morgengrauens erwarteten, wo man dann den Freund vom Feind besser unterscheiden konnte als jetzt während der Nacht.
    Die beiden angeblichen Mexikaner befanden sich auch schon bei dieser Schar. Sie hatten in der Murding-Bowl nur einen einzelnen Posten gefunden und waren von demselben hierher geführt worden. Sie erzählten ihr Erlebnis im ‚Singenden Tal‘ und richteten damit große Freude an. Es wurde beschlossen, erst die Emigranten zu überwältigen und dann Winnetou aufzusuchen, um ihn und seine Begleiter zu überfallen, was auch eine reiche Beute ergeben mußte.
    Daß der Apache schon in der Nähe sein könne, kam ihnen gar nicht in den Sinn. Und doch war er da.
    Er war mit seiner Truppe nach der Murding-Bowl gekommen, hatte sie aber leer gefunden. Dieses ‚Mordbecken‘ bestand aus einer schroffen und ziemlich tiefen Bodensenkung, deren Grund stets eine trübe Wasserlache trug. Vielleicht stammte diese Feuchtigkeit von dem nicht allzuweit entfernten See im ‚Geisterneste‘; wenn sie auch trübe war, so bildete sie doch hier inmitten des öden Llano eine große Kostbarkeit, so daß die ‚Geier‘ diesen Ort als feste Station benutzten. Sooft sie sich über die Plains zerstreuten, immer kehrten sie wieder nach hier zurück, wo stets einer von ihnen bleiben mußte, um den Nachrichtendienst zu versehen.
    Heute war dieser Mann mit den Mexikanern fortgeritten, und darum hatte Winnetou den Platz leer gefunden. Sein scharfes Auge sagte ihm aber bald, wohin er sich zu wenden habe. Er folgte der Fährte dieser drei Männer und entdeckte nach Einbruch des Abends den Platz, an welchem die ‚Geier‘ lagerten.
    Seine Leute mußten halten bleiben. Er selbst legte sich auf die Erde und kroch wie eine Schlange auf die Gruppe der Räuber zu. Er sah einen Indianer kommen und sich ihnen zugesellen. Sein scharfes Auge erkannte aber sogleich, wen er in diesem Manne vor sich habe. Leider durfte er sich nicht so weit an die ‚Geier‘ wagen, daß er ihre Worte hätte verstehen können; aber es gelang ihm wenigstens, sie zu zählen. Dann kehrte er zurück.
    „Dreißig und fünf ‚Geier‘“, meldete er. „Morgen um diese Zeit wird ihr Fleisch von den wirklichen Geiern gefressen werden.“
    „Was haben sie dort vor?“ fragte Ben New-Moon.
    „Sie lauern auf Beute, und diese befindet sich im Norden von hier, denn die Mexikaner ritten nach dieser Richtung, und eben jetzt kam von dorther der Bote, welcher meldete, daß der Mord beginnen kann. Meine Brüder werden jetzt mit mir nach Norden reiten, wo wir die Leute sicher treffen, welche getötet und beraubt werden sollen.“
    Er stieg wieder auf und ritt zunächst einen ziemlich weiten Bogen, damit er und die Seinigen nicht bemerkt werden könnten; dann bog er wieder in die beabsichtigte Linie ein.
    Nach der schon bei Burton angegebenen Zeit sahen sie die Wagenburg vor sich liegen. Jetzt standen Posten vor derselben; Old Shatterhand hatte Vorsichtsmaßregeln getroffen. Als sie von diesen Leuten angerufen wurden, antwortete
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