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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens
Autoren: Karl May
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sich schweigend. Er ließ die Fährte und den Punkt des Horizontes, nach welchem dieselbe zeigte, keinen Augenblick aus den Augen. Nur diese Beobachtung schien ihn zu beschäftigen.
    Um so weniger still verhielten sich die anderen, und Frank war der lauteste von ihnen. Das Gespräch bewegte sich um einen Gegenstand, für den er ein lebhaftes Interesse empfand und über welchen sein Nebenmann eine andere Meinung geäußert zu haben schien, denn der kleine Sachse äußerte in zornigem Ton:
    „In wissenschaftlichen Angelegenheiten biste schtets off dem Holzwege oder gar off dem idealen Knüppeldamme; das is doch eene alte Weste! Hättste nich grad mich getroffen, so schtäckste noch heut bis an die schteifen Vatermörder im bornierten Sumpf und ernährtest deine dunkle Seele mit Sauerampfern und einmarinierten Krötenschenkeln. Waste bist, das habe nur ich aus dir gemacht. Nur meine intellektuelle Buttermilch is es gewesen, durch welche dein schwacher Kopf seine gegenwärtige Geistesschtärke erhalten hat. Darum habe ich das juristikalische Recht, von dir zu verlangen, daß du meine überlegene Rosinante anerkennst. So eene Meenung, wie die deinige, is doch geradezu unerhört! Die Leuchtkugel, welche wir gesehen haben, soll aus dem Firmament gekommen sein! Als ob das Firmament nichts weiter zu tun hätte, als deine dunklen Seelenzuschtände mit glühenden Kugeln und Raketen zu beschtrahlen!“
    „So sage uns doch deine Erklärung!“ forderte Jemmy ihn lachend auf.
    „Fällt mir gar nich ein!“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich dich dadurch abermals um eenige Grade nach Celsius gescheiter machen würde, ohne daß du es dankbar anerkennst.“
    „Oder weil du selbst keine Erklärung weißt!“
    „Oho! Ich kann, wie König Salomo, alle Dinge erklären, von der Zeder an bis zum Sirup herunter. Und so eene Leuchtkugel is mir erst recht schnuppe. Sie verdankt ihre Entschtehung eener schwefelhaften Vermählung zwischen dem Phosphor und denjenigen Feuerschwämmen, welche zuweilen …“
    Er wurde von einem Ausrufe Old Shatterhands unterbrochen. Dieser letztere deutete mit seiner ausgestreckten Hand nach Süden und sagte:
    „Dort kommt ein Reiter, ein einzelner Mann. So ganz allein hier zu reiten, dazu gehört große Kühnheit und eine außerordentliche Kenntnis des Llano estacado.“
    „Wer mag er sein?“ fragte Tim. „Er scheint sich so schnell wie möglich von außen herum an uns heranzuschlängeln zu wollen.“
    Old Shatterhand hielt sein Pferd an, zog sein Fernrohr aus der Satteltasche, richtete es auf den Reiter, welcher im gestreckten Galopp näher kam, ließ es dann wieder sinken und sagte im Ton der Freude:
    „Es ist der Bloody-Fox, der uns so lang entschwunden war. Erwarten wir ihn hier!“
    Nach kurzer Zeit erkannte Fox die einzelnen Personen der Truppe. Er schwenkte den Arm zum Gruß und rief bereits von weitem:
    „Welch ein Glück, daß ich euch treffe, Mesch'schurs! Ich muß um eure schnelle Hilfe bitten.“
    „Für wen?“ fragte Old Shatterhand.
    „Für einen Zug von meist deutschen Auswanderern, welche höchst wahrscheinlich noch heute nacht von den ‚Geiern‘ überfallen werden sollen.“
    Bei diesen Worten war er herangekommen, hielt sein Pferd an und reichte den Männern die Hand zum Gruß.
    „Jedenfalls dieselben, welche wir suchen“, nickte Old Shatterhand. „Wo sind sie?“
    „Im Südost von hier. Sie scheinen gerade auf das große Kaktusfeld zuzuhalten.“
    „Das kenne ich nicht.“
    „Es ist das größte des ganzen Llano. Ich habe über dreißig ‚Geier‘ gezählt und zwei von ihnen erschossen. Sie haben die Stangen ausgezogen und stecken sie in der Richtung nach dem Kaktus wieder ein. Dort ist kein Hindurchkommen möglich. Daraus kann man mit Sicherheit schließen, daß die Emigranten da ausgelöscht werden sollen.“
    „Wie weit haben wir zu reiten, um die Leute einzuholen?“
    „Im Galopp über drei Stunden lang.“
    „Well, dann vorwärts! Wir wollen keine Zeit verlieren. Sprechen können wir auch während des Reitens.“
    Nun jagte die kleine Schar wie im Sturm über die Ebene dahin. Bloody-Fox hielt sich an Old Shatterhands Seite und erzählte ihm sein Zusammentreffen mit den ‚Geiern‘ und den Verlust seiner vier Pferde. Der Jäger sah ihn von der Seite an und sagte mit einem bezeichnenden Lächeln:
    „Fünf Pferde habt Ihr, Fox? Hm! Hier mitten in dem Llano? Ist auch dasjenige dabei, auf welchem da kürzlich der Avenging-ghost an uns vorüberritt?“
    „Ja, Sir“,
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