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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens
Autoren: Karl May
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nickte Fox.
    „Dachte es mir!“
    „Das Geheimnis ist ja doch nicht mehr festzuhalten, da Ihr auf alle Fälle nun mein Geisternest zu sehen bekommt. Auch werde ich nicht mehr nötig haben, Komödie zu spielen, da es uns nun hoffentlich gelingen wird, die ganze Bande bis auf den letzten Mann auszurotten. Es fehlt mir nur noch einer, einer, einer!“
    „Welcher?“
    „Der Anführer von damals, als ich allein von allen übrigblieb.“
    „Wer weiß, wo seine Gebeine schon längst bleichen. Fox, Ihr seid trotz Eurer Jugend doch ein wahrer Held. Ich habe Respekt vor Euch. Später mögt Ihr uns einmal alles ausführlich erzählen. Schon jetzt aber weiß ich, was für ein Mann Ihr seid und mit welchen Gefahren Ihr siegreich gerungen habt. Aber da Ihr so viele Pferde besitzt und so nach Belieben kommen und verschwinden konntet, so müßt Ihr unbedingt inmitten des Llano estacado einen Platz haben, an welchem es Wasser, Bäume, Gras und Früchte gibt.“
    „Den habe ich allerdings. Ich wohne an einem kleinen See jenseits des großen Kaktuswaldes.“
    „Ah, gar ein See? So hatte also die alte Überlieferung keine Unwahrheit gesagt! Bitte, beschreibt mir doch einmal den Platz!“
    Bloody-Fox tat das. Niemand hörte es als Old Shatterhand, und dieser beschloß, dieses Geheimnis jetzt noch nicht preiszugeben.
    Nach längerer Zeit erhielten die Pferde die Erlaubnis, langsamer gehen zu dürfen, da man sie nicht allzusehr anstrengen durfte; dann aber mußten sie wieder galoppieren.
    Eben als die Sonne unterging, erreichte man die Wagenfährte, der man nun gerade nach Süden zu folgte. Das war nicht schwer, da bald die dünne Sichel des Mondes sich erhob, welche einen genügenden Schein verbreitete. Dann, als man ungefähr noch eine Stunde geritten war, hielt Old Shatterhand plötzlich sein Pferd an, deutete nach vorn und sagte:
    „Da sind die Auswanderer. Man sieht ihre Wagenburg. Bleibt hier halten. Ich werde mich einmal anschleichen und euch dann Nachricht bringen.“
    Er stieg vom Pferd und huschte fort. Es währte wohl eine halbe Stunde, bevor er zurückkehrte. Dann meldete er: „Es sind zwölf große Ochsenwagen zu einem Viereck zusammengeschoben, inmitten dessen die Leute sitzen. Sie haben weder etwas zu essen und zu trinken, noch Material zu einem Feuer. Sie sind von ihrem Führer verraten, sonst müßten sie das alles haben. Die Ochsen liegen stöhnend am Boden; sie sind dem Verschmachten nahe und können morgen früh jedenfalls nicht auf. Das wenige Wasser, welches wir bei uns haben, reicht nicht einmal für die Menschen aus. Um die Tiere zu retten, müssen wir ihnen unbedingt Regen verschaffen.“
    „Regen?“ fragte Hobble-Frank. „Meenen Sie etwa, daß Sie es hier mitten im Llano regnen lassen können?“
    „Jawohl!“
    „Wie? Was? Wirklich? Das geht mir doch fast über die Hutschnur. Sie sind zwar een höchst obligater Mann, aber daß Sie so nach Belieben Wolken hersäuseln können, das hab' ich Ihnen, weeß Knöppchen, doch noch nich zugetraut. Wer is denn Ihr Wolkenschieber?“
    „Die Elektrizität. Ich habe keine Zeit, Ihnen das jetzt zu erklären. Um Wasser zu machen, brauche ich Feuer, eine möglichst große, brennende Fläche. Bloody-Fox spricht von einem sehr ausgedehnten Kaktusfeld, welches nahe von hier im Süden liegt. Da darf ich hoffen, Ihnen in ganz kurzer Zeit einen gehörigen Platzregen zu fabrizieren. Jetzt aber kommen Sie!“
    Er stieg wieder auf und ritt nach der Wagenburg. Die anderen folgten ihm, kopfschüttelnd über den verheißenen Regen und neugierig bezüglich der armen Menschen, zu deren Rettung sie gekommen waren.
    Man hatte die Wagen so zusammengeschoben, daß kein Reiter hindurch konnte; aber das Nahen der Retter wurde gehört. Diese stiegen vor der Wagenburg von ihren Pferden. Sie hörten, daß im Innern derselben jemand rief:
    „Horch! Es kommen Menschen. Herrgott, sollten sie Hilfe bringen? Oder sind es Räuber?“
    „Wir sind keine Räuber. Wir bringen euch vor allen Dingen Wasser“, antwortete Old Shatterhand laut. „Kommt her und laßt uns ein!“
    „Zounds!“ rief eine andere unwillige Stimme. „Sollte etwa gar … wartet ihr anderen, ich werde nachsehen!“
    Der Mann kam herbei, lehnte sich über die Deichsel herüber und fragte:
    „Wer seid ihr, Fremde?“
    „Man nennt mich Old Shatterhand, und hier sind meine Gefährten, lauter ehrliche Leute.“
    „Old Shat … hole Euch der Teufel!“
    Der Mann, welcher die Retter mit dieser Verwünschung empfing, anstatt
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