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1094 - Der Aibon-Drache

1094 - Der Aibon-Drache

Titel: 1094 - Der Aibon-Drache
Autoren: Jason Dark
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wie Sie mir selbst gesagt haben…«
    »Nicht unbedingt«, schränkte ich ein.
    »Ist auch egal.« Mit einer Hand fuhr sie durch ihr dunkelblondes Haar. »Wie wäre es denn, wenn wir den Drachen entsorgen und uns dann wieder zusammensetzen? Frei von einem Druck, der doch wohl auf uns beiden lastet. Oder?«
    Ich lächelte vor mich hin. »Der Vorschlag ist nicht schlecht. Wie haben Sie sich die Entsorgung denn vorgestellt?«
    »Werfen Sie ihn einfach weg. Schmeißen Sie ihn aus dem Fenster, John. Ist das gut?«
    »Wenn Sie darauf bestehen.«
    »Ja.«
    »Sofort?«
    »Wäre am besten.«
    Ich nippte noch am Wein und stand auf. »Dann wollen wir mal schauen.«
    »Ich kann hier ein Fenster öffnen. Packen Sie ihn und werfen Sie ihn einfach nach draußen – bitte.«
    Sie stand auf. Dann ging sie auf die Glasfront zu und trat seitlich an sie heran. In der Nähe zeichnete sich die Tür zum Bad ab.
    Ich ging auf den Schreibtisch zu. Noch bevor ich ihn erreicht hatte, traf mich ein kühler Luftzug. Vor dem Möbel blieb ich stehen, schaute auf die Platte und zwinkerte.
    Etwas stimmte hier nicht.
    Leider war es zu dunkel, um Details sehen zu können. Deshalb schaltete ich die Lampe an – und blieb stehen wie in Eis gepackt.
    Chris Talbot hatte den Kopf gedreht und wunderte sich über meine erstarrte Haltung. »He, was ist? Kommen Sie, werfen Sie das Ding raus.«
    »Das geht nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Er ist nicht mehr da!«
    ***
    Nach dieser Antwort sagte niemand von uns ein Wort. Chris Talbot war ebenso überrascht wie ich. Ich hörte sie scharf atmen und nahm schließlich das leise Lachen wahr.
    »Machen Sie Witze?«
    »Nein, aber ich wollte, es wäre so.«
    »Er ist also weg?«
    »Ja.«
    »Von ganz allein?«
    »Kann ich mir zwar nicht vorstellen, aber ich sehe keine andere Möglichkeit.«
    »Dann lebt er«, sagte sie mit kieksen in der Stimme. Kurz danach setzte sie sich in Bewegung und kam auf mich zu. Ich hatte mich nicht gedreht und orientierte mich am Klang ihrer Schritte. Ihr warmer Atem streifte mich, als sie an meine Seite trat und flüsterte:
    »Das… das … darf doch nicht wahr sein.«
    Mit dem ausgestreckten Zeigefinger deutete ich auf die Schreibtischplatte. »Schauen Sie selbst nach. Sie wissen doch, wo das Ding gesessen hat.«
    »Und ob.« Sie überlegte und suchte nach weiteren Worten. »Das kann ich mir nicht vorstellen, John. Dieser Drache ist kein normales Tier, das sich einfach bewegt und kommt oder geht, wann immer es will. Nein, das will mir nicht in den Kopf.«
    »Ich habe ihn auch nicht vom Tisch gestoßen, Chris.«
    »Aha. Sie gehen demnach davon aus, daß sich dieser Drache von allein bewegen kann. Durch ein Uhrwerk mit einem Timer oder so.«
    »Alles ist möglich. Ich aber denke, daß wir ihn suchen sollten. Auch wenn er sich bewegen kann, bezweifle ich, daß er das Zimmer verlassen hat.«
    »Ich glaube es aber. Die Tür ist nicht ganz geschlossen.«
    »Oh, daran habe ich nicht gedacht. Egal, ich werde ihn suchen.«
    Chris ging zur Seite, um mir den nötigen Platz zu schaffen. Ich bückte mich, suchte den Boden ab, erreichte dabei aber nichts. So ging ich auf die Knie, und Chris hatte mittlerweile den Raum so hell wie möglich gemacht.
    Das Licht drang überall hin. Es gab keine schattigen Ecken mehr, und nur noch die Möbel warfen Schatten, die sich starr auf dem grauen Teppichboden abzeichneten.
    Meine kleine Lampe brauchte ich nicht einzusetzen. Die Sicht war gut. Viele Verstecke gab es für ihn auch nicht. Er war schließlich größer als eine Maus.
    Ich fand ihn nicht. Auch Chris, die langsam durch den Raum ging, konnte ihn nicht entdecken. Am Fenster hielt er sich nicht auf, er hockte nicht in den Regalen und saß auch nicht auf den Sesseln und dem Zweisitzer.
    »Luft«, flüsterte Chris. »Er hat sich in Luft aufgelöst. So ist er auch gekommen, denke ich. Aus dem Unsichtbaren ins Sichtbare. Jetzt ist er den umgekehrten Weg gegangen. Das verstehe ich zwar auch nicht, aber ich sage es einfach so.«
    »Da haben Sie vielleicht recht.«
    Mit dieser Antwort hatte Chris Talbot nicht gerechnet. »Wie habe ich recht? Glauben Sie etwa das, was ich gesagt habe?«
    »Beweisen Sie mir das Gegenteil.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Eben.«
    Sie schlug gegen ihre Stirn. »Aber so etwas gibt es nicht. Das sind Spinnereien.«
    »Der Drache war es nicht.«
    Sie atmete laut aus. »Jetzt bin ich aber mehr als überrascht. Wollen Sie mir wirklich weismachen, daß meine Spinnereien den Tatsachen
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