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1094 - Der Aibon-Drache

1094 - Der Aibon-Drache

Titel: 1094 - Der Aibon-Drache
Autoren: Jason Dark
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Madam?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Was ich gesehen habe, hat mich besorgt werden lassen. Ich fuhr schon eine Weile hinter Ihnen her. Ohne Ihnen näherkommen zu wollen, aber ich habe Sie für eine gute Fahrerin gehalten, nach allem, was ich gesehen habe.«
    »Das bin ich auch.«
    »Und dann das.«
    Sie zwinkerte und war für einen Moment sprachlos. »Ja, und dann das.«
    Ich schwieg.
    »Jetzt möchten Sie eine Erklärung, nicht?« fragte sie.
    »Nur wenn Sie wollen.«
    Sie legte den Kopf zurück und schloß die Augen. Die anderen Fahrzeuge rauschten an uns vorbei, ohne daß ein Fahrer stoppte, um zu fragen, warum wir hier standen. »Es gibt eigentlich keine Erklärung«, sagte sie schließlich und schaute mich wieder an. Sehr direkt und klar, als wollte sie mir durch den Ausdruck ihrer Augen beweisen, daß sie nicht log.
    »Das ist schwer für mich zu begreifen.«
    »Ich weiß es.«
    »Für alles gibt es eine Erklärung«, behauptete ich wider meine Überzeugung, denn ich hatte oft genug das Gegenteil erlebt oder war mit einem auf tönernen Füßen stehenden Motiv konfrontiert worden.
    »Dafür nicht.«
    »Kann sein. Wollen Sie darüber reden?«
    Wieder wurde ich prüfend gemustert. Sie war anscheinend zufrieden, denn sie schnallte sich los, damit sie aussteigen konnte.
    Ich machte ihr Platz. Sehr langsam ließ es die Frau angehen, blieb dann neben der offenen Tür stehen, atmete tief durch, hielt sich jedoch am Wagendach fest, weil sie doch leicht zitterte.
    »Wahrscheinlich glauben Sie mir nicht.«
    »Lassen Sie es darauf ankommen.«
    Ihr Lächeln kam mir etwas verloren vor. »Na denn, Sie haben es nicht anders gewollt. Ich werde Ihnen berichten, wie es gewesen ist. Wie ein plötzlicher Überfall.«
    »Bei dem niemand zu sehen war oder?«
    »Ja, da war niemand.«
    »Trotzdem hatten Sie das Gefühl?«
    Sie nickte wieder. »Es war verdammt stark, das können Sie mir glauben. Es traf mich wie ein Blitzschlag, obwohl kein Blitz zu sehen war. Aber jetzt rede ich wieder Unsinn.«
    »Nein, nein, sagen Sie es nur.«
    »Alles?«
    »Ich bitte darum!«
    »Versprechen Sie mir, mich nicht in eine Anstalt zu schaffen?«
    »Klar, versprochen.«
    »Gut«, sagte sie und schluckte. »Dann machen wir weiter. Ich fuhr die Straße entlang, was Sie ja nachvollziehen können. Es war alles in Ordnung. Kein Glatteis auf der Straße, keine Öl-Spur, ein schon fast lauer Frühlingsabend, und dann fiel der Vorhang zu. Mit einemmal. Urplötzlich, einfach so.«
    »Ein Vorhang?« fragte ich.
    »Nein, nein, so dürfen Sie das nicht sehen, Mister. Ich meine es als Metapher. Im übertragenen Sinne natürlich. Ich konnte nichts mehr sehen. Es wurde dunkel. Ein Blackout meinetwegen, das hätte ich noch hingenommen.« Ihre Stimme wurde um einiges leiser. »Aber es war kein Blackout. Zumindest kein normaler, denn in den schwarzen Vorhang hinein oder auf ihm, wie auch immer, sah ich plötzlich ein Bild. Einen Gegenstand, der sich deutlich abmalte.«
    »Haben Sie ihn erkannt?«
    »Ja, habe ich.«
    »Was war es?«
    Sie lachte und warf dabei den Kopf zurück. Das kurzgeschnittene und trotzdem voluminöse Haar wellte sich dabei auf.
    »War es so lustig?« fragte ich.
    »Nein, nein, oder wie man’s nimmt. Ich habe in dieser Schwärze einen kleinen Drachen gesehen. Grün, mit schuppigem Körper und roten Augen.« Sie blickte auf ihre Schuhspitzen, als gäbe es dort etwas Interessantes zu sehen. Da war jedoch nichts. »Einen kleinen Drachen, der plötzlich sein Maul aufriß, lange Zähne zeigte und so aussah, als wollte er mich verschlingen.«
    Mehr sagte sie nicht und wartete auf meine Reaktion. Wahrscheinlich auch darauf, daß ich sie auslachte, mich umdrehte, und zu meinem Wagen ging, einstieg und wegfuhr. Das tat ich nicht, und sie sagte mit leicht verwunderter Stimme: »Sie sind ja noch immer da.«
    »Stört es Sie?«
    »Nein. Ich wundere mich nur. Warum sagen Sie nicht, daß Sie mich für eine Spinnerin halten, für eine überdrehte Zicke für ein hysterisches Weib. He, warum…?«
    »Gegenfrage. Warum sollte ich?«
    »Weil man so etwas nicht glauben kann.«
    »Sie haben es doch selbst gesehen.«
    »He.« Plötzlich war sie erstaunt. »Heißt das etwa, daß Sie mir glauben?«
    »Ich denke schon.«
    Sie hatte noch immer Zweifel. »Sind Sie Arzt oder so, der Erfahrungen mit hysterischen Personen hat?«
    »Nein, nicht einmal oder so. Ich glaube Ihnen jedes Wort das Sie mir gesagt haben.«
    »Sehr schön, sehr schön.« Sie drehte mir den Rücken
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