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1094 - Der Aibon-Drache

1094 - Der Aibon-Drache

Titel: 1094 - Der Aibon-Drache
Autoren: Jason Dark
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wahrscheinlich gar nicht zu sehen, er konnte uns riechen. Er war ein Tier, ein Monster mit einem besonderen Geruchssinn und…
    Keine Bedenken. Nicht verrückt machen lassen. Ich mußte alles zur Seite wischen.
    Dann schoß ich.
    Ich hörte den Knall, und ich hörte ihn trotzdem nicht. Oder nahm ihn nur im Unterbewußtsein auf. Ich schoß auch zum zweitenmal und hatte dabei auf das linke Auge gezielt.
    Getroffen!
    Es war viel Glück dabeigewesen, das wußte ich, aber auch ich mußte mal Glück haben. Das gönnte ich auch meiner Begleiterin.
    Die Gefahr war noch nicht vorbei, es ging weiter, aber ich atmete trotzdem auf.
    Es gab die Augen noch, und es gab sie nicht. Die rote Farbe war vorhanden, doch sie wirkte mehr wie zwei Kleckse, die sich innerhalb der Höhlen verteilten und auch an den Rändern nach außen quollen.
    Weiter konnte der Drache sein Maul nicht aufreißen. Trotzdem sah es so aus, als wollte er seinen Kopf dadurch sprengen. Aus der Tiefe der Kehle wirbelte der Rauch hervor und strömte in zischenden Wolken vor seinem Schädel hoch.
    Jetzt bewegte er sich auch. Es sah langsam aus, stockend, zumindest, was den Körper anging. Sein Kopf zuckte hin und her. Von einer Seite zur anderen wirbelte er, als wollte er ihn von seinem Körper schlagen.
    Ein Drache schreit nicht, ein Drache brüllt. Das erlebte ich in diesen Augenblicken. Aus den Tiefen der Kehle drang ein furchtbares Geräusch hervor. Es hörte sich an wie Donnergrollen, als sollten durch den Schall auch noch die letzten Reste der Scheune in sich zusammenstürzen.
    Es war für ihn der blinde Tanz auf dem Vulkan. Der Kopf wirbelte weiterhin von einer Seite zur anderen, und das Zeug aus seinen Augen löste sich. Wie flüssiges Eisen wirbelten die Tropfen durch die Luft, bevor sie in der Dunkelheit verglühten.
    Er stieg hoch.
    Hastig schwang er die Flügel auf und nieder. Er war blind. Das Zeug, vielleicht seine Sehmasse, war aus den beiden Augen hervorgetropft, die jetzt an leere Schächte erinnerten.
    Das Untier raste in den Himmel. Zuerst dachte ich, es würde in die Wolken hineinstoßen, doch das passierte nicht. Bevor es sie erreichte, erwischte ihn der Umkehrschwung, und mit schwingenden Flügeln jagte er wieder dem Boden entgegen.
    Prallte er auf?
    Nein, er donnerte gegen die Scheune und zertrümmerte sie noch mehr. Die verschieden großen Holzteil wirbelten hoch in die Luft.
    Schwere Staubwolken quollen ebenfalls hoch. In sie hinein stieß der graue Atem des Monstrums.
    Der Drache kämpfte. Er wollte leben. Dabei spielte es für ihn keine Rolle, ob er blind war oder nicht. Er wollte seine Existenz nicht so ohne weiteres wegwerfen. Mit heftigen Flügelbewegungen befreite er sich aus den Trümmern der Scheune.
    Der Aibon-Drache flog, taumelte und kreiselte brüllend durch die Luft. Im Anfang hatte ich gehofft, daß er den Sinn für das Gleichgewicht verlieren könnte. Diese Hoffnung erfüllte sich irgendwie. Der Drache wußte nicht mehr, wohin er fliegen sollte. Sein Instinkt oder Leitsystem funktionierte auch nicht, sonst hätte er sich längst auf die Suche nach uns gemacht und wäre schon in unsere Nähe gerast, um uns mit seinen scharfen Krallen zu packen.
    Ich hatte nicht mitbekommen, daß Chris aufgestanden war und sich neben mich gestellt hatte. »Da!« rief sie plötzlich und stieß ihren Arm schräg in den Himmel. »Er… er … fliegt weg. Das ist verrückt, das ist …«
    Sie stockte.
    Auch ich hielt den Atem an.
    Der Drache aus Aibon war blind. Wäre er es nicht gewesen, dann hätte er nicht Kurs auf die Hochspannungsleitung genommen. Er prallte gegen die tödlichen Drähte in der Nähe eines Pfeilers, und damit war er geerdet.
    Der Pfeiler bog sich durch, so mächtig war das Gewicht des Drachen. Aber der gewaltige Körper kam nicht mehr weg. Plötzlich zuckten die Blitze auf. Das Kabel war gerissen, die Elektrizität mit Tausenden von Volt Hochspannung reagierte ähnlich wie ein elektrischer Stuhl. Der Drache klebte am Pfahl, umtost von einem Gewitter aus Blitzen, und verschmorte.
    Den Weg zurück in seine Welt hatte er nicht mehr gefunden. Er hauchte seine Existenz hier auf der Erde aus. Uns trieb ein widerlicher Geruch von verbrannten Schuppen, verschmorter Haut und verkohltem Fleisch entgegen…
    Der Aibon-Drache wurde zu Tode gegrillt. Was von ihm zurückblieb, waren dann nur noch schwarzverkohlte Fetzen.
    Als ich mich wegdrehte, bewegte sich auch Chris. Aber nur, um vor mir stehenzubleiben. Dann explodierte sie. »Du hast es
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