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1094 - Der Aibon-Drache

1094 - Der Aibon-Drache

Titel: 1094 - Der Aibon-Drache
Autoren: Jason Dark
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Drache…
    ***
    Jetzt mußte auch ich tief durchatmen. Das tat ich und stellte die Tasse ab. Das leise Klirren bei der Bewegung zeigte mir an, wie nervös ich war.
    Damit hatte ich nicht rechnen können. Und Chris Talbot auch nicht, denn sie hätte sich bestimmt nicht so erschreckt, wenn dieser Drache harmlos gewesen wäre.
    Ich betrachtete ihn nicht genauer, dazu war später noch Zeit, denn ich wollte mich zunächst um Chris Talbot kümmern. Ihre Forschheit war verschwunden. Vor mir stand eine bleich gewordene Frau, die nicht so recht wußte, wie sie sich verhalten sollte. Sie war ziemlich von der Rolle, und auf ihrem Gesicht malte sich auch die Furcht ab.
    Als ich auf sie zuging, flüsterte sie: »Er ist es. Er ist es, den ich gesehen habe.«
    »Wollen Sie damit behaupten, daß dieses Spielzeug Ihnen unbekannt ist und nicht hierher gehört?«
    »Das will ich.« Sie schüttelte den Kopf und war ziemlich aufgelöst.
    »Ich kenne ihn nicht. Ich weiß auch nicht, wie er hier in meine Wohnung gekommen ist, aber ich sage Ihnen, daß es der gleiche Drache ist wie der, den ich auf der Fahrt gesehen habe. So und nicht anders erschien er mir in der Dunkelheit. Das ist furchtbar, das ist schrecklich, ihn jetzt hier sitzen zu sehen.«
    Ich hielt mich mit einer Bemerkung zurück, weil ich Chris Talbot beobachten wollte. So wie sie aussah, spielte sie mir nichts vor. Das war echt. Auch der Schrei war echt gewesen.
    »Sie sind sich dessen ganz sicher?« fragte ich.
    »Ja, völlig.«
    »Macht er Ihnen angst?«
    Sie nickte.
    »Darf ich ihn mir anschauen und ihn in die Hand nehmen?«
    »Ja, tun Sie das.«
    Ich wollte sie trösten und sagte: »Das wird sich schon irgendwie aufklären, glauben Sie mir.«
    Chris Talbot zuckte die Achseln. »Das weiß ich alles nicht, John. Es ist so plötzlich über mich gekommen. Ich finde einfach keine Erklärung für so etwas.«
    Mit beiden Händen winkte ich ab. »Wollen wir mal abwarten, ob es nicht noch eine Lösung gibt.«
    »Die gibt es bestimmt, John. Nur befürchte ich, daß es keine harmlose sein wird.«
    »Warum?«
    »Tja, warum.« Sie drehte sich um die eigene Achse. »Soll ich von meinen Gefühlen sprechen?«
    »Man sollte sie nicht unterschätzen.«
    »Eben. Und die sind nicht gut, John. Erst der Blackout, diese schwarze Wand, in der plötzlich der kleine Drache erschien, und jetzt sehe ich ihn hier sitzen. Er mag harmlos aussehen, vielleicht ist er auch harmlos, aber im Zusammenhang gesehen, komme ich damit nicht zurecht. Da macht mir so etwas Furcht.«
    Ich konnte sie verstehen. Tief in meinem Innern hatte bei mir die Alarmglocke zu bimmeln begonnen. Zwar nur leicht, aber immerhin, und ich spürte, wie es kalt meinen Rücken hinabrieselte.
    Chris Talbot kam nicht näher. Der Schreibtisch war und blieb für sie tabu.
    Ich schaute mir den Drachen an, ohne ihn dabei zu berühren. Seine Beschreibung kannte ich, und jetzt mußte ich zugeben, daß er auch ebenso aussah.
    Ein gift- bis dunkelgrüner Körper aus einem ledrigen Material.
    Der Körper war langgestreckt, wobei sich der Rücken wie eine Halbkugel in die Höhe bog. Das lag einzig und allein am Kamm, der darauf wuchs. Ein vorstehendes breites Maul, dessen Hälften offenstanden und die Zähne freiließen. Blutrote Knopfaugen malten sich im Kopf ab. Es war ein dunkles Rot, kein schönes, mit dem man Kinder hätte erfreuen können, wenn sie einen Drachen als Spielzeug bekamen. Diese Augen waren böse. Es lag ein ungewöhnlicher Glanz darüber, und sie mußten von innen festgenäht worden sein.
    Der Drache hatte den Kopf leicht erhoben, so daß er seinen Betrachter anschauen konnte. Ich starrte direkt in die Augen hinein, die für mich nichts mit freundlichen Blicken eines Stofftiers zu tun hatten. Nach dem Streifen Jurassic Park waren Drachen und Dinos in Mode gekommen. Doch die in den Kinderzimmern stehenden Tiere sahen eigentlich nie gefährlich aus. Sie glichen mehr Teddys und Kuscheltieren.
    Dieser nicht. Ich fühlte mich seltsam berührt, je länger ich ihn betrachtete. Von ihm ging etwas aus, strahlte mir entgegen. Ich konnte es nicht einordnen, ich hatte auch keine Beweise, es war einfach das Gefühl, daß diese kleine Figur recht gefährlich war oder werden konnte.
    Du bist verrückt, redete ich mir selbst ein. Du bist übergeschnappt.
    Ein kleines Spielzeug nur, nicht mehr. Aber du interpretierst da etwas hinein, das überhaupt nicht stimmen kann.
    Noch hatte ich ihn nicht angefaßt, was Chris Talbot wunderte.
    »He, John, was
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