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1094 - Der Aibon-Drache

1094 - Der Aibon-Drache

Titel: 1094 - Der Aibon-Drache
Autoren: Jason Dark
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gestemmt, schüttelte den Kopf und fragte: »Wer bist du? Wie soll ich dich nur einschätzen? Was habe ich mir da eingefangen.«
    »Ich heiße John Sinclair.«
    »Das weiß ich. Du bist auch Beamter?«
    »Stimmt.«
    »Und was noch?«
    »Schau mich an.«
    Sie kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Trägst du eigentlich eine Waffe?« Sie blieb weiterhin beim Du, und auch ich ging dazu über.
    »Hast du sie gesehen?«
    »Ja, als du dich am Schreibtisch gebückt hast. Ein Beamter mit einer Waffe. Dazu in Zivil. Das läßt im Prinzip nur einen Schluß zu, wie ich meine.«
    »Genau«, sagte ich, ohne ihre Antwort zu kennen. »Scotland Yard. Du hättest auch einen besseren Fang machen können.«
    »Oder einen schlechteren.«
    »Das hast du gesagt.« Sie kam auf mich zu und wirkte erleichtert.
    Der harte Ausdruck war aus ihrem hübschen Gesicht verschwunden. Dann legte sie mir beide Hände vor die Brust. »Sei ehrlich zu mir, John, die Nacht ist für uns noch nicht gegessen.«
    »Das denke ich auch.«
    »Aber sie wird anders ablaufen, als wir beide es uns vermutlich vorgestellt haben.«
    »Könnte sein.«
    »Also suchen wir den Drachen. Und ich glaube auch nicht, daß er das Haus verlassen hat. Weißt du, was mir noch aufgefallen ist, John?« fragte sie leise. »Mir ist aufgefallen, daß er, als er hier durch den Raum rannte –«, sie zeichnete die Strecke mit einer Armbewegung nach, »– gewachsen ist. Der ist größer geworden. Viel voluminöser. Aufgepumpt oder aufgedunsen kam er mir vor. Oder irre ich mich da.«
    »Nein, du irrst dich nicht. Und wenn, dann haben wir uns beide geirrt.«
    »Dann bist du auch der Meinung?«
    »Ich habe das gleiche gesehen.«
    Sie wich einen Schritt zurück. »Und damit hätten wir ein neues Problem. Einen wachsenden Drachen, John. Einen, der größer und größer wird und womöglich irgendwann die Größe eines normalen Drachen erreicht hat, wie man ihn aus Märchen und Sagen kennt. Kannst du mir da zustimmen, oder spinne ich mir etwas zusammen?«
    »Ich hoffe nicht.«
    »Dann bist du auch dieser Ansicht?«
    Ich räusperte mich. »Chris, es hat keinen Sinn, wenn wir hier stehen und lange darüber diskutieren. Wir bringen es zu keiner Lösung. Wir müssen losgehen und versuchen, ihn zu stellen. Das ist alles.«
    »Fangen und erschießen?«
    »Genau.«
    Sie schloß für einen Moment die Augen. »Fangen, erschießen«, wiederholte sie. »Und das bei einem Monster, das es normalerweise gar nicht geben kann oder darf. So etwas kommt im Leben einfach nicht vor, und trotzdem müssen wir uns damit beschäftigen. Es ist einfach verrückt, John, da komme ich nicht mit. Da bin ich wie jemand, der gegen seine innere Überzeugung handelt.«
    »Diese Kompromisse muß man eingehen. Ich könnte davon ein Lied singen. Jedenfalls kannst du dich darauf verlassen, daß ich dich nicht zurücklasse.«
    »Das hätte ich auch nicht gewollt. Dann wäre ich abgehauen. Hätte mich in meinen Wagen gesetzt und zisch.« Sie hob einen Zeigefinger an. »Der Drache ist hier, John, machen wir uns nichts vor. Und er lebt auch, das haben wir beide gesehen. Aber er will nichts von dir, sondern von mir, denn er ist in mein Haus gekommen. Da ich ihn noch nie zuvor gesehen habe, kann ich ihm auch nichts getan haben. Warum, zum Teufel, hat er sich ausgerechnet bei mir eingenistet? Kannst du mir das sagen? Gibt es dafür einen Grund?«
    »Vielleicht. Aber den müßtest du kennen. Ich bin schließlich nicht du, Chris.«
    »Ich kann ihn mir nicht vorstellen.«
    »Auch nicht, wenn du nachdenkst?«
    »Nein, auch dann nicht.«
    »Hast du es denn getan?«
    Sie schielte mich mit einem schrägen Blick an. »Laß uns das Thema wechseln und etwas unternehmen. Er ist aus dem Zimmer gerannt. Du hast ihn im Flur nicht gesehen, auch nicht auf der Treppe. Glaubst du, daß er das Haus verlassen hat?«
    »Keine Ahnung. Eher nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er etwas von uns will. Er will uns provozieren, und darauf werden wir uns einstellen müssen.«
    »Wenn er weiterhin wächst, John, wird er uns auch töten können. Das darfst du nicht vergessen.«
    Ich enthielt mich einer Antwort und drehte mich um, weil ich den Raum verlassen wollte.
    Die Tür hatte ich noch nicht angefaßt, als wir beide einen puffenden Laut hörten, der von einem Knacken begleitet wurde.
    Schlagartig verloschen alle Lichter!
    ***
    Wir standen in der völligen Finsternis. Zumindest in den ersten Sekunden, bis sich unsere Augen an die neuen Verhältnisse gewöhnt hatten.
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