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1094 - Der Aibon-Drache

1094 - Der Aibon-Drache

Titel: 1094 - Der Aibon-Drache
Autoren: Jason Dark
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Wir standen nicht in einem finsteren Tunnel. Durch die Fensterfront fiel zwar kein Licht, aber sie hob sich deutlich ab, und den Widerschein der Stadtlichter im Osten nahmen wir jetzt noch intensiver wahr.
    Chris kippte den Schalter.
    Nichts tat sich.
    »Scheiße«, flüsterte sie, »das ist die Hauptsicherung gewesen. Der Drache muß sie gefunden und herausgedreht haben. Wie auch immer. Wobei ich mich frage, wie ein Drache so etwas schaffen kann.«
    Ich ging nicht darauf ein und fragte: »Willst du hier in deinem Arbeitszimmer bleiben?«
    »Und was hast du vor?«
    »Ich durchsuche das Haus.«
    »Ohne mich?«
    »Du kannst es dir aussuchen. Wenn du die Fenster schließt, bist du hier recht sicher.«
    Sie überlegte. »Aber du kennst das Haus nicht. Außerdem ist es dunkel, John.«
    »Ich trage immer eine kleine Taschenlampe bei mir.«
    »Schön. Warum keine Handgranate?«
    »Weshalb?«
    »Damit könntest du kleine Drachen zerfetzen.«
    »Ich werde es mir merken.«
    »Okay, ich bleibe dann zurück. Wenn aber was passiert, dann rufe mich. Versprochen?«
    »Immer.«
    Sie erklärte mir im Schnelldurchgang, wo die Räume unten lagen, damit ich mich nicht verlief. Danach schlüpfte ich aus dem Raum, und Chris schloß die Tür hinter mir.
    Den breiten Flur kannte ich. Auch wenn es dunkel war, verzichtete ich zunächst auf das Einschalten der schmalen Leuchte. Ich kam auch so zurecht.
    Völlig finster war es nicht. Vorsichtig bewegte ich mich durch diese dunkelgraue Welt und stoppte erst, als ich den Beginn der Treppe erreicht hatte.
    Der Blick nach unten.
    In der Finsternis kam mir die Treppe vor wie ein gähnender Abgrund, der eingebettet in die nächtliche Stille einer Berglandschaft lag. Nichts strömte mir von unten entgegen. Kein Laut, keine Gefahr, es war so verdammt ruhig.
    Ich holte die kleine Lampe hervor. Zwei Sekunden später schnitt der Strahl wie eine helle Messerklinge durch die Dunkelheit und wanderte auch zackig über die Stufen hinweg, deren Ende ich ebenfalls sah.
    Ich bewegte die Hand von links nach rechts und leuchtete so eine größere Fläche ab.
    Der Drache war nicht dort. Zumindest zeigte er sich nicht. Hatte er das Haus verlassen? Das bezweifelte ich. Ich konnte mir vorstellen, daß er mit uns Katz und Maus spielte.
    Als ich die zweitoberste Stufe erreicht hatte, stoppte mich sein Gelächter.
    Es war kein normales Lachen. Es glich mehr einem Fauchen, und ich konnte mir vorstellen, wie aus seinem Mund gelblicher Brodem stieß, der einen ekligen Gestank verbreitete.
    Ich war nicht stehengeblieben und ging dem Gelächter entgegen.
    Leider fand ich nicht heraus, aus welcher Richtung es zu mir drang.
    So hätte ich mich schon auf einen bestimmten Raum konzentrieren können. Für mich hieß es nur weitersuchen. Die einzelnen Zimmer abgehen. In Ecken und hinter Möbel schauen, mich auf einen heimtückischen Angriff vorzubereiten, wobei ich damit rechnete, daß der Drache mittlerweile um einiges gewachsen war.
    Wie groß war er möglicherweise? Wie ein halbes Männerbein oder noch größer? Jedenfalls hatte er es geschafft, die Elektrik im Haus lahmzulegen.
    Die Treppe endete im großen Entree, das ich schon kannte. Allerdings waren mir die anderen Zimmer unbekannt. Bevor ich sie durchsuchte, schaute ich mich erst in dieser größeren Ebene um.
    Es gab nichts Neues mehr zu entdecken. Der Lampenkegel wanderte über die Gegenstände, die ich kannte, und es huschte kein Drache durch den Strahl.
    Ich erinnerte mich daran, wie ich ihn angefaßt hatte. Er hatte sich so weich angefühlt. Ich hatte ihn pressen können, doch er war wieder in seine alte Form zurückgefallen.
    Leider konnte ich nicht leise gehen. Auf den Steinfliesen waren meine Schritte zu hören, wenn auch recht undeutlich und schleifend. Ich schaute immer wieder in die verschiedenen Richtungen, suchte nach einer Bewegung, wartete auf einen Laut, doch nichts dergleichen geschah.
    Wie oft war ich schon durch fremde Räume gegangen, um nach einem Gegner zu suchen. In dachte an Vampire, an Zombies, an all die gefährlichen Monstren, die einen Hinterhalt legen konnten. Aber keine kleinen Drachen. Im Vergleich zu einem Vampir oder einem Werwolf hätte ich normalerweise darüber nur gelacht, doch in diesem Fall war mir nicht danach zumute.
    Ich blieb stehen und leuchtete nach vorn. Das Ende des Strahls erfaßte eine Tür und hinterließ auf ihr einen zitronenbleichen Fleck.
    Die Tür war nicht geschlossen, und durch den Spalt hätte auch der Drache
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