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109 - Via Diavolo - Straße des Bösen

109 - Via Diavolo - Straße des Bösen

Titel: 109 - Via Diavolo - Straße des Bösen
Autoren: A.F.Morland
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Noch dazu, wenn er bei der Kriminalpolizei war. Carmine Rovere sah seinen Status wesentlich realistischer.
    Er war ein besserer Laufbursche.
    Alle, die unter Kommissar Michele Ciangottini arbeiteten, waren bessere Laufburschen, egal, wie lange sie schon bei der Polizei waren. Ciangottini degradierte sie ausnahmslos und rücksichtslos. Er ließ keinen neben sich aufkommen, war ein Herrscher, ein Despot, und niemand wagte ihm zu widersprechen. Sein Wort war Gesetz. Seine Befehle hatten unverzüglich ausgeführt zu werden. Er regierte mit eiserner Hand und heimste die Erfolge ein, die seine Untergebenen mühsam errangen. Kritik dagegen gab er an seine Leute weiter, ohne jemals zu vergessen, sie gehörig zu verstärken.
    Es war nicht leicht, mit Kommissar Ciangottini auszukommen, aber wenn man mit ihm arbeitete, hatte die Sache auch ihr Gutes: Man konnte viel von diesem unangenehmen Vorgesetzten lernen.
    Egal, wie man über ihn dachte, eines mußten ihm selbst seine erbittertsten Feinde konzedieren: daß er ein hervorragender Polizist war. Er verstand es, seine Leute zu Höchstleistungen anzuspornen, und die Unterwelt achtete peinlich darauf, sich nicht mit ihm anzulegen, denn wenn Ciangottini einen auf seine Abschußliste setzte, dann schoß er ihn auch ab. Eher gab er keine Ruhe.
    Carmine Roveres Auftrag lautete, Orson Vaccaro ins Präsidium zu bringen, und der junge Polizist rechnete mit keinen Schwierigkeiten. Rovere war fünfundzwanzig, dunkelhaarig und hatte eine etwas zu groß geratene Nase.
    Er hatte eine Menge gegen Vaccaro. Er mochte keine ausländischen Verbrecher. Die Unterwelt Roms war groß genug. Mußten sich da auch noch ausländische Ganoven hineindrängen?
    Man würde Vaccaro ein bißchen kneifen, ihm auf die Zehen treten und ihm entlocken, wo sich sein Komplize Peter Black versteckte, und anschließend würde man sie beide abschieben, denn es war kein Platz für sie in den römischen Gefängnissen.
    Rovere erreichte die Via Diavolo. Er bog um die Ecke und sah Vaccaro die Treppe hinauflaufen. Die Schuhe des Engländers waren dabei nicht zu sehen. Merkwürdig.
    Orson Vaccaro erreichte das obere Ende der Treppe, und im nächsten Moment passierte etwas, das Carmine Rovere völlig aus der Fassung brachte.
    ***
    Der Riß in der Luft wurde größer, klaffte auseinander, und seine unregelmäßig gewellten Ränder glänzten feucht. Etwas glitt hindurch, wurde ausgestoßen - aus der Vergangenheit in die Gegenwart.
    Obwohl Orson Vaccaro es mit seinen eigenen Augen sah, glaubte er es nicht. So etwas konnte es einfach nicht geben. Das konnte nur einem kranken Geist entspringen.
    Was Vaccaro sah, war nicht nur ein Riß in der Luft, sondern gleichzeitig auch ein Riß in der Zeit. Magische Kräfte hatten das Gefüge von gestern und heute durcheinandergebracht.
    Die Zeit »stimmte« nicht mehr. Dadurch war es möglich, daß Vergangenes in der Gegenwart passieren konnte -und umgekerht. Doch wie hätte Orson Vaccaro auf eine solche Erklärung kommen sollen? Er wußte nichts von magischen Kräften, und wenn man es ihm zu erklären versucht hätte, hätte er es nicht begriffen.
    Hände! Aus dem Riß griffen Hände!
    Orson Vaccaro prallte zurück, und seine Hand stieß ins Jackett. Er wollte seinen Revolver ziehen, aber hatte das einen Sinn? Sollte er auf eine Sinnestäuschung schießen?
    Sollte er nicht lieber weiterlaufen, um den Verfolger abzuhängen? Renn einfach durch dieses Trugbild! dachte er. Du wirst sehen, es wird dir nichts geschehen. Laß die Kanone stecken. Du kannst es dir sparen, Löcher in die Luft zu ballern.
    Er wollte weiterlaufen, doch seine Beine gehorchten nicht. Sein Instinkt warnte ihn davor, auch nur einen Schritt weiterzugehen. Er drehte sich nervös um und erblickte Carmine Rovere.
    Verfluchter Bulle! durchzuckte es ihn. Er hatte ihn sofort wiedererkannt.
    Weiter! schrie eine Stimme in ihm. Hau ab!
    Er drehte sich wieder dem Riß zu, und die eng beisammenstehenden Augen quollen ihm aus dem Kopf.
    Die Hände schoben sich vor, Arme folgten, und dann… Körper!
    Orson Vaccaro stand drei kraftstrotzenden Gladiatioren gegenüber!
    ***
    Sie trugen goldene Helme, und ihr Kampfarm war gepanzert. Bis auf einen schmalen roten Schurz, der von einem breiten Ledergürtel gehalten wurde, waren sie nackt. Ihre Muskeln glänzten, als wären sie mit Olivenöl eingerieben. Sie waren breit in den Schultern und schmal in den Hüften. Metall schützte ihre Knie, und sie waren mit kurzen Schwertern
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