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109 - Kastell des Dämons

109 - Kastell des Dämons

Titel: 109 - Kastell des Dämons
Autoren: Larry Brent
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schnippte eine Zigarette aus der Öffnung. „Darf ich Ihnen
eine anbieten?“ fragte er den Tischnachbarn, noch ehe der Wirt zurück war. Der
war noch damit beschäftigt, den Schaum auf den Krügen zu bekämpfen.
    Der Gefragte
schüttelte den Kopf. „Danke für das Angebot! Ich hab’s mir abgewöhnt, auf den
Sargnägeln herumzukauen und bin froh, daß ich die leidige Geschichte hinter mir
hab’. Mein Raucherkatarrh ist schon viel besser, und meine Freundinnen sind
wieder begeistert. Früher war das schlimm. Ich ging mal mit einer ins Bett und
bekam zu hören, daß ich rasseln würde wie ein alter Wecker. Da macht die Liebe
ja keinen Spaß mehr. Seit dieser Zeit sind die Stäbchen für mich tabu.“
    Learmy lachte.
Der Mann gefiel ihm. Der Reporter schubste sich eine Zigarette auf die Hand und
steckte sie zwischen die Lippen. „Ich nehm’ mir Ihren Rat zu Herzen“, meinte
er, während er sein Feuerzeug aufflammen ließ. „Wenn’s bei mir so schlimm wird,
hör’ ich auch damit auf. Das Rezept müssen Sie mir verraten.“
    Das Gespräch
wurde unterbrochen, weil der Wirt wieder ' zurückkam. Er schnaufte wie ein
Nilpferd. Seine Pfunde machten ihm zu schaffen. Der Mann war höchstens sechs
oder sieben Jahre älter als Learmy und der Gast am Nebentisch, aber er wirkte
wie fünfzig.
    „Sie lebten
glücklich und in Frieden“, schilderte der Wirt dem Reporter aus London die
Fortsetzungs-Story zwischen dem spleenigen Earl und der Spanierin. „Aber das
nimmt man nur an. Eines Tages muß es hinter den Mauern des Kastells zu einem
großen Krach gekommen sein. Es hieß, der Earl wäre mit unbekanntem Ziel
abgereist, und Dona Carmen wurde von diesem Tag an nicht mehr in der
Öffentlichkeit gesehen. In der Geschichte, wie ich sie kenne, wird behauptet,
der spleenige Earl hätte sich seiner Frau entledigt und sie umgebracht.“ Der
Wirt zuckte die Achseln. „Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht. Schließlich
war ich nicht dabei.“
    „Aber Sie
kennen das Kastell?“
    „Mhm, kennen -
das ist wohl zuviel gesagt. Ich hab’s schon gesehen.“
    „Von innen
und von außen?“
    „Gott
bewahre! Von innen. Keine zehn Pferde brächten mich dort hinein.“ „Und warum
nicht?“
    „Weil es dort
umgeht.“
    Learmy
nickte. Davon hatte er gehört aber es nicht glauben wollen. Der Wirt, ein
typisches Kind dieser grauen, schwermütigen Landschaft, in der man hinter jedem
Nebelstreif einen Geist vermutete, konnte sich trotz der Freizügigkeit seines
Berichtes und seiner jovialen Wesensart nicht freimachen vom Aberglauben, der
ihm seit frühester Kindheit eingeimpft worden war.
    Learmy rollte
die Unterhaltung jetzt von einem anderen Ende auf. „Sie haben doch auch von dem
Mord gelesen, nicht wahr?“
    Der Wirt
nickte. „Ja, die Frau ist tot, den Mann suchen sie noch heute.“
    „Was ist Ihre
Meinung darüber?“
    Der Dicke
schluckte trocken und nahm einen großen Schluck aus seinem Krug. „Wenn Sie mich
so direkt fragen: Sie sind auf die Geister gestoßen, die im Kastell hausen“,
erwiderte er dann leise.
    Learmy hatte
keine andere Antwort erwartet. „Wieso gerade auf die Geister?“
    „Wenn es
dunkel wird, soll man dem Kastell fernbleiben. Aus Bodmin, Moorhead und
Umgebung meiden die Menschen sogar bei Tag eine Annäherung. Man wirft von
weitem mal einen Blick auf das Kastell, aber damit hat es sich. Sie haben doch
sicher schon von Geisterschlössern und Spukhäusern gehört. Das Kastell ist ein
solches Spukhaus.“ Learmy konnte der Logik des Wirtes nicht ganz folgen. Er
mußte zugeben, daß er wegen dem Kastell und dem Mord, der letzte Woche
passierte, hierher gekommen war.
    „Bleiben Sie
weg von dort“, fuhr der Dicke fort, noch ehe Learmy eine weitere Frage
abschießen konnte. „Es gibt welche, die haben Schatten gesehen und schreckliche
Wesen. Geräusche kann man hören, daß einem graut.“
    „Aber was hat
das alles mit dem Mord zu tun, der passiert ist?“
    „Die Leute
waren fremd hier. Ich nehme an, sie wurden in das Kastell gelockt.“
    „Die Frau hat
man in einer Blutlache neben dem verlassenen Wagen gefunden“, widersprach
Douglas Learmy. „Der Mann ist verschwunden. Wahrscheinlich entführt.“
    Der Wirt
machte „tss“, und winkte ab. „Das ist die offizielle Geschichte. Ich kenne sie.
Schließlich stand sie in allen Zeitungen. Es heißt, daß der Wagen von
Extremisten aus Belfast angehalten wurde. Wir leben in einer gefährlichen Zeit.
Die Frau wurde einfach niedergemacht, der Mann entführt. Es
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