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1086 - Der Vampir und der Engel

1086 - Der Vampir und der Engel

Titel: 1086 - Der Vampir und der Engel
Autoren: Jason Dark
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habe Ihnen auch vertraut. Das passiert mir sonst selten. Ich bin auch froh, daß ich die nächsten Stunden nicht allein verbringen muß.« Dann fügte sie noch etwas Seltsames hinzu. »Manchmal braucht man eben Schutz.«
    »Das trifft wohl auf jeden Menschen zu. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Estelle, Sie sehen auch schutzbedürftig aus. So wie ich würde jeder normale Mann denken, der gut beobachten kann.«
    »Danke.«
    »Sind Sie beruflich unterwegs?«
    Der Wein wurde serviert, deshalb dauerte es etwas, bis Estelle die Antwort gab. Erst als die Gläser gefüllt waren, sprach Estelle wieder.
    »Ja, ich bin beruflich unterwegs. Ich hatte ihn Glasgow zu tun und muß morgen mittag schon wieder in London bei meiner Agentur sein.«
    »Agentur…«
    »Ich bin Model - Mannequin.«
    »Interessant.«
    »Ach, Bill, das sagen viele, wenn sie es hören, aber so traumhaft ist das nicht. Wahnsinnig viel Streß. Immer wieder vor der Kamera stehen oder über den Laufsteg schreiten…«
    »Ich weiß.«
    »Bitte?«
    Bill mußte lächeln, als er das überraschte Gesicht sah. »Ja, ich habe zwar nicht unmittelbar mit der Branche zu tun, aber meine Frau Sheila hat sich mal auf dem Gebiet der Mode engagiert und versucht, eigene Kollektionen zu entwerfen. Es hat dann nicht so hundertprozentig geklappt, aus welchen Gründen auch immer. Doch jetzt, da unser Sohn bald erwachsen ist, denkt sie darüber nach, wieder einzusteigen.«
    »Gut, das soll sie machen, wenn sie starke Nerven hat. Sie kommen aus London?«
    »Richtig.«
    Estelle nagte an ihrer Unterlippe. Dann murmelte sie Sheilas Namen vor sich hin. »Kann es sein, daß ich schon von Ihrer Frau gehört habe, Bill?«
    »Das ist durchaus möglich.«
    »Oder gelesen. Ich glaube, da war mal etwas, aber ich habe es in keiner guten Erinnerung. Geschah nicht bei einer Modenschau ein Mord? Wurde da nicht mit einer Maschinenpistole geschossen? Und passierte es nicht in einem Hotel?«
    Bill nickte.
    »Jetzt weiß ich Bescheid. Sie sind damals dabeigewesen. Man hat darüber geschrieben.« Plötzlich zeigte ihr Gesicht ein Lächeln. »Kann ich sagen, daß ich mit einem Helden zusammensitze?«
    »Um Himmels willen, übertreiben Sie nicht. Meine Frau und ich haben damals Glück gehabt, das ist alles.«
    Das Essen kam. Auf zwei Tellern, die der junge Mann geschickt auf den Tisch stellte, obwohl der Zug soeben in eine weite Kurve fuhr und es nicht leicht war, das Gleichgewicht zu halten.
    Die Soße war nicht zu dick und nicht zu viel. Aus dem hellen See schimmerten die grünen Köpfe der Kapern hervor wie eingetrübte Augen.
    »Dann lassen Sie es sich schmecken, Estelle.«
    »Danke, Sie auch.«
    Das Essen schmeckte, und auch der Wein war ein hervorragender Begleiter zur Speise. Hin und wieder warf Bill seinem weiblichen Gegenüber einen kurzen fragenden Blick zu. Er wollte gern erfahren, welche Gedanken hinter der Stirn abliefen. Bill bezweifelte, daß es positive waren. Die junge Frau schien von einem gewissen Weltschmerz umflort zu sein. Er bemerkte auch, daß die Hände, die das Besteck hielten, leicht zitterten und sich auch öfter als normal die Augen bewegten.
    Sie schaute nicht unbedingt Bill an. Es interessierten sie mehr die anderen Gäste und deren Verhalten, als wäre sie dabei, etwas Bestimmtes zu suchen.
    Im Fenster sah Bill sich. Auch die junge Frau. Aber wieder verschwamm ihr Gesicht auf eine unnatürliche Art und Weise, mit der Bill nicht zurechtkam.
    Estelle Crighton gab ihm nicht nur Rätsel auf, sie hatte auch seine Neugierde geweckt. Einige Salatblätter umgaben das dünne Fleisch als Dekoration. Sie verschwanden im Mund des Models.
    Wenn der Reporter ehrlich zu sich selbst war, dann mußte er zugeben, daß Estelle nicht wie ein Model wirkte. Das war bei den meisten nicht der Fall. Erst wenn sie die Garderobe des Maskenbildners verlassen hatten, brachten sie das Outfit rüber, das in den Hochglanz-Zeitschriften zu sehen war.
    Er ging davon aus, daß Estelle mehr für sanfte und ätherisch wirkende Werbeaufnahmen benötigt wurde, und er nahm sich vor, sie danach zu fragen.
    Den Teller leerte sie bis zum Rest. Etwas Soße wischte sie noch mit einem Brotstück ab, und als sie schließlich die Serviette nahm, um den Mund abzutupfen, da hatte sich auf ihr Gesicht ein zufriedener Ausdruck gelegt.
    »Hat es geschmeckt?« fragte Bill.
    »Ja, es war gut. Danke.« Sie trank einen Schluck Wein und lächelte Bill zu.
    »Noch einen Kaffee oder Tee?«
    »Kaffee wäre nicht
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