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1086 - Der Vampir und der Engel

1086 - Der Vampir und der Engel

Titel: 1086 - Der Vampir und der Engel
Autoren: Jason Dark
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schlecht.«
    »Den nehme ich auch.«
    Der junge Mann räumte ab. Er schaute dabei durch das Fenster. Draußen hatten sich die Lichter verdichtet, sie würden bald in den Bahnhof einer größeren Stadt einlaufen, nach Carlisle.
    »Sind wir pünktlich?« fragte Bill.
    »Auf die Minute.«
    »Das ist gut.«
    »Aber wir haben noch die Nacht vor uns«, meinte der Ober und lächelte etwas verkrampft.
    »Wie lange kann man hier etwas zu trinken bekommen?«
    »Bis gegen eins. Dann haben auch wir Pause. Mit dem Frühstück fangen wir dann zeitig an.«
    »Gut zu wissen.«
    Das rollende Restaurant war noch immer voll. Die meisten Menschen hatten gegessen und kümmerten sich nun um die Getränke.
    Estelle hatte sich nach rechts gedreht, um ihr Gesicht dicht an das Fenster zu bringen. Sie schaute hinaus auf den Bahnhof, doch es war schwer für sie, etwas zu erkennen.
    Der Ober war noch da, und sie fragte: »Haben wir hier länger Aufenthalt?«
    »Zwölf Minuten.«
    »Dann geh' ich mal nach draußen, um frische Luft zu schnappen.«
    »Es ist kalt«, warnte Bill.
    »Ach, das macht nichts.« Sie erhob sich. »Bis gleich.«
    »Ja, wir sehen uns.« Er schaute Estelle nach, wie sie mit etwas unsicheren Schritten durch den Gang ging und schließlich den Waggon verließ. Sekunden später sah er sie draußen am Speisewagen entlanggehen. In Höhe des Fensters winkte Estelle ihm noch zu, hatte ansonsten jedoch keinen Blick für ihn.
    Bill war schon etwas verwundert darüber, daß sie wie leicht gehetzt wirkend an der Außenseite des Zugs vorbeischaute. Wie jemand, der etwas sucht, aber nicht unbedingt scharf darauf ist, es auch zu finden, weil er sich davor fürchtet.
    Mit vor der Brust verschränkten Armen ging sie auf und ab, drehte den Kopf und schaute besonders später nur in eine Richtung. Dort passierte nichts, denn sie drehte sich wieder um, stieg ein und kam fröstelnd in den Waggon zurück.
    Erst als sie Platz genommen hatte, sprach Bill sie wieder an. »Und? Hat Ihnen die frische Luft gutgetan?«
    »Ein wenig.«
    Bill räusperte sich. »Darf ich Sie mal was fragen, Estelle?«
    »Natürlich.«
    »Nehmen Sie es mir nicht übel, und ich will auch nicht zu intim werden, aber Sie haben auf mich den Eindruck gemacht, daß sie draußen nach etwas Bestimmtem gesucht haben. So zumindest habe ich Ihr Verhalten deuten können.«
    Das Mannequin schwieg für einen Moment. »Das haben Sie wirklich vermutet, Bill?«
    »Wenn ich es Ihnen sage.«
    Estelle hob den Kopf ein wenig und schaute zur Seite und damit vorbei an Bill. »Womöglich haben Sie recht, aber bevor ich Ihnen eine Antwort gebe, möchte ich Ihnen ebenfalls eine Frage stellen, und ich möchte sie schon jetzt bitten, mich nicht auszulachen.«
    »Versprochen!«
    »Glauben Sie an Vampire, Bill?«
    ***
    Der Reporter schwieg. Auf alles war er gefaßt gewesen, nicht aber auf eine derartige Frage, die ihn verunsicherte und wachsam zugleich werden ließ. So war er nur in der Lage, eine leicht gedehnt klingende Antwort zu geben.
    »Vampire…?«
    Die blassen Lippen in dem ebenfalls blassen Gesicht zuckten. »Ja, Bill, Sie haben sich nicht verhört. Ich spreche auch von echten Vampiren und keinen nachgemachten oder verkleideten. Es ist auch kein Halloween-Scherz, tut mir leid.«
    Bill schaute Estelle skeptisch an. »Sie sind also davon überzeugt, daß es sie gibt?«
    »Mittlerweile schon.« Ihre Stimme hatte leicht gezittert. Der Kaffee war serviert worden. Sie rührte ihn noch nicht an und schaute sich nur um, als wäre sie davon überzeugt, daß plötzlich einer dieser Blutsauger hier im rollenden Restaurant auftauchen und sie beißen würde.
    »Wo haben Sie den oder die Vampire denn gesehen?« erkundigte er sich behutsam.
    »Vor kurzem…«
    Er begriff. »Kannten wir uns da schon?«
    Diesmal nickte sie.
    Dem Reporter war klar, was dies bedeutete. Sie hatten sich erst im Zug hier kennengelernt. Ihre Antwort bedeutete nichts anderes, als daß sie den oder die Blutsauger innerhalb dieser fahrenden Schlange gesehen hatte.
    Nun gehörte Bill nicht zu den Menschen, die so etwas als Spinnerei abtaten. Oft genug hatte er selbst Erfahrungen mit den Blutsaugern sammeln können und müssen. Er kannte die Gefahren. Es lag noch nicht lange zurück, da hatte ein gewisser Logan Costello versucht, aus London eine Vampirstadt zu machen, was ihm glücklicherweise nicht gelungen war. Und daran war auch Bill beteiligt gewesen.
    Das war die eine Seite. Auf der anderen wußte er seine neue Bekannte nicht richtig
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