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1081 - Die Mutprobe

1081 - Die Mutprobe

Titel: 1081 - Die Mutprobe
Autoren: Jason Dark
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mehr weg und hatte sogar den Eindruck, durch die Erde in das verdammte Grab hineingezogen zu werden.
    Er schrie!
    Nein, tatsächlich war es nur Einbildung. Denn aus dem offenen Mund strömten nur krächzende Laute. Sie hörten sich an wie die eines Tieres, das in der Falle steckte. Ihm war schwindlig geworden, in seinen Ohren brauste es, und dann hörte er wieder die Stimme. Diesmal lauter und auch klarer.
    »Ich habe dich, mein Freund. Ich freue mich über dich! Ich brauche euch Menschen. Ihr sollt meinem Namen wieder die alte Ehre zurückgeben. Ihr sollt es tun. Ihr sollt dem Bösen dienen, so wie ich ihm gedient habe. Es gibt noch genügend Menschen auf der Erde, die es verdient haben, vernichtet zu werden. Ihr seid meine Helfer. Ich weiß, was ihr vorhabt. Ich weiß vieles, mein Freund, und ich werde euch ein perfekter Begleiter sein…«
    Die Stimme verstummte so plötzlich wie sie aufgeklungen war. Nur das Echo hallte noch in den Ohren des Studenten wider, der nicht mehr wußte, was mit ihm los war.
    Er hörte seinen hektischen Atem. Er bewegte den Kopf. Er drehte sich dabei und wunderte sich, daß er sich wieder bewegen konnte. Mit einem geschmeidigen Sprung kam er wieder auf die Beine, blieb auf dem Grab stehen und drehte sich um die eigene Achse.
    Nichts. Da war nichts zu sehen. Der Nebel trieb an ihm vorbei wie ein nie abreißendes Gespenst, das alles verdeckte. Er konnte nichts mehr tun, denn er wußte genau, daß auf diesem Grab andere Kräfte das Kommando übernommen hatten.
    Die Mutprobe war für ihn zu einem wahren Horrortrip geworden. So hatte er sie sich nicht vorgestellt, aber sie war noch nicht beendet, denn aus der Tiefe drang dieses widerliche, höhnische und knarrende Lachen zu ihm hoch.
    Zugleich passierte etwas anderes.
    Den Kontakt mit dem Boden hatte er noch behalten, aber der Untergrund weichte plötzlich auf. Die normale Härte verschwand. Die Oberfläche war dabei, sich in einen Sumpf zu verwandeln. Wenn es so weiterging, dann zerrte ihn die Kraft des Toten hinein in das Grab.
    Er zitterte. Er jammerte. Er zerrte an seinen Beinen, und er traute sich nicht, auf seine Füße zu starren.
    Sie waren bestimmt nicht mehr zu sehen, und die verdammte Graberde weichte immer weiter auf.
    Mike Warner kam mit sich selbst nicht mehr zurecht. Er wußte nicht, was er machen sollte. Das Einsinken in das Grab hörte nicht auf. Er steckte bereits bis zu den Knien in der verdammten Oberfläche.
    Dann war es vorbei!
    Zunächst bekam Mike es nicht mit. Er glaubte, daß ihm die Phantasie wieder einen Streich gespielt hatte, aber wenn er sich konzentrierte, dann spürte er schon, daß ihn die Kraft im Moment nicht mehr tiefer zerrte.
    Abwarten. Es würde etwas geschehen, da war er sich sicher. Er mußte nur seine Panik überwinden und nicht durchdrehen. Irgend jemand wollte etwas von ihm, und dieser Unbekannte war ein Toter, der lebte. Allein dieser Gedanke brachte ihn beinahe um den Verstand.
    Endlich konnte er schreien.
    Tief aus seiner Kehle brach dieser Schrei hervor. Er hätte auch die Mauer des Friedhofs erreicht, doch der Nebel schluckte nicht nur das Licht, sondern auch den Schall. So hätte sein Ruf nicht einmal von Menschen gehört werden können, die sich nur fünfzig Meter entfernt befunden hätten.
    Schließlich konnte er nicht mehr. Stumm blieb er auf dem Grab stehen. Durch die Nase holte er Luft. Die Lampe war ihm aus der Hand gerutscht. Sie lag jetzt auf dem Grab und schickte ihren Strahl in den wandernden Dunst hinein.
    Er versuchte, seine Beine zu bewegen und sie aus der zäh gewordenen Masse herauszuziehen.
    Es ging nicht.
    Die andere Macht war stärker und würde ihn in die Tiefe ziehen. Noch ließ sie sich Zeit.
    Und wieder wehte ihm die dumpfe Stimme entgegen. Wenn jemand in einen Trichter hineinsprach, erhielt eine Stimme den gleichen Klang. »Du weißt, daß ich stärker bin als du. Ich könnte dich in meine Welt ziehen, aber das will ich nicht. Du sollst auf meinen Pfaden wandern und das tun, was ich von dir verlange. Versprichst du das?«
    »Ja, ja! Ich verspreche es!«
    »Schwörst du?«
    »Ich schwöre!«
    »Das ist mir zuwenig. Schwöre es im Namen der Hölle und im Namen des Teufels!«
    »Ich schwöre es im Namen der Hölle und auch im Namen des Teufels. Ich werde alles tun, was du von mir verlangst. Ich werde in deinem Namen kämpfen…«
    »Und töten, mein Freund!«
    »Ja, und töten!«
    »Das ist gut!« lobte die dumpfe Stimme. »Das ist sehr, sehr gut. Deshalb werde ich dich
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