Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1079 - Dämonen-Domina

1079 - Dämonen-Domina

Titel: 1079 - Dämonen-Domina
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die alte Frau den Mut nahm, so zu reden. Das ging ihr nicht in den Kopf. Die Verhältnisse sahen ganz anders aus. Sie befanden sich auf der Verliererstraße und nicht umgekehrt. Das mußte sie doch merken.
    Aber Suniko lächelte nur vor sich hin und schien bester Laune zu sein. Sie wirkte auch nicht mehr erschöpft. Neben Mishiko saß eine Frau, die genau wußte, was sie wollte. Sie schien sogar jünger geworden zu sein. Agiler und auch aggressiver.
    Suniko bückte sich, weil sie an Mishiko vorbei nach draußen schauen wollte. Die halb in die Höhe gezurrte Plane flatterte mit ihrem unteren Ende im Wind. Die knatternden Geräusche übertönten auch die des Motors. Noch immer rollten sie durch die Einsamkeit. Zumindest waren in der Nähe keine Lichter zu sehen. Trotzdem mußte Suniko etwas entdeckt haben, denn sie nickte vor sich hin.
    »Was hast du?«
    »Es ist gleich soweit.«
    »Wie… wieso?«
    »Laß mich nur machen.«
    Mishiko begriff nichts. Aber sie fürchtete sich. Obwohl sie der älteren Frau vertraute, konnte sie sich auch vorstellen, daß sie genau das Falsche tat und alle ins Verderben riß.
    Zunächst stand sie auf. Nicht einmal schnell, nein, sie stemmte sich langsam hoch. Wie jemand, der erst seine Sehnen straffen wollte.
    Auf der schwankenden Fläche blieb sie stehen, glich die Unebenheiten aus und schaute zur Rückseite hin. Erst jetzt fiel einem der Bewacher auf, was da geschehen war.
    Der Mann stand nicht auf. Er hob nur den Kopf an. »He, setz dich wieder hin, Alte.«
    Suniko schüttelte den Kopf. »Bist du verrückt?«
    »Ich bleibe stehen.«
    »Verdammt, du sollst dich setzen!«
    Jetzt hätte sie spätestens dem Befehl Folge leisten müssen. So dachte auch Mishiko. Sie wollte Suniko zurück auf die Sitzbank ziehen, aber sie traute sich plötzlich nicht mehr. Da gab es etwas, das sie zurückhielt.
    Die anderen kümmerten sich nicht um den Vorgang. Sie waren in ihrer Apathie gefangen, und nur die Alte hatte das Kommando übernommen. Sie stemmte sich noch immer gegen den Befehl und ging sogar auf den Wächter zu.
    Der Mann, der am Boden hockte, glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können. Er hatte sie aufgerissen, schüttelte den Kopf, dann fluchte er und rief seinem Kumpan in der anderen Ecke etwas zu.
    Der Kerl nickte nur.
    Der Wächter stand auf. Er hielt es nicht für nötig, eine Waffe zu ziehen, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Gegen eine derartige Gestalt kam er auch mit den bloßen Händen an. Er brauchte sie nur nach hinten zu stoßen.
    Noch einmal versuchte es der Mann mit Worten. »Setz dich endlich wieder hin, verdammt!«
    Suniko lächelte. Und sie schaute dem Mann dabei in den Augen. Er wußte nicht, wie ihm geschah, denn dieser Blick irritierte ihn. Er war so anders als üblich und schien die normale menschliche Sphäre verlassen zu haben.
    »He, ich…«
    Suniko schüttelte den Kopf. »Nichts«, flüsterte sie, »du wirst am besten nichts tun. Es ist einzig und allein zu deinem eigenen Wohl, wenn du verstehst.«
    Er sprach nicht. Es war ihm nicht mehr möglich. Er sah nur das Gesicht mit den Augen, und er sah jetzt die beiden Hände, die sich bewegten. Die Alte hob ihre Arme an, die sie dann dem Wächter in Kopfhöhe entgegenstreckte. Es gab eine Lücke zwischen ihren Händen, die ungefähr die Breite des Kopfes einnahm.
    Beide Hände legte die Frau gegen die Wangen des Mannes. Es war zuerst nur eine leichte Berührung, die den Aufpasser zusammenzucken ließ. Er rechnete damit, daß die Frau ihre Hände wieder von seinem Kopf wegnehmen würde. Das passierte nicht. Sie blieben an den Wangen »kleben«, und einen Moment später spürte der Mann das heiße Grauen.
    Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Niemand griff ein, als er sich veränderte. Keiner traute sich, seinen Platz zu verlassen. Die Frauen und Männer waren überrascht, doch jeder hier auf der Ladefläche schien zu spüren, daß bestimmte Dinge nicht mehr aufzuhalten waren.
    Die Gestalt des Mannes blieb gleich. Sie war nur erstarrt. Aber ihr Inneres veränderte sich. Plötzlich fing sie an zu leuchten. Ein dunkles, unheimliches Glühen stieg von den Knöcheln her in die Höhe und näherte sich immer mehr dem Kopf. Es durchdrang den Körper. Es hielt jeder Ader besetzt. Es glitt hinein in das Gesicht, es färbte alles in diesem dunklen Rot.
    Die leisen Worte der alten Frau wurden vom Rumpeln des Lastwagens übertönt. Sie sprach mit ihm, und während sie redete, nahm die Farbe noch zu. Das Rot bekam einen hellen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher