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1079 - Dämonen-Domina

1079 - Dämonen-Domina

Titel: 1079 - Dämonen-Domina
Autoren: Jason Dark
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jemand, dem erst jetzt bewußt wurde, was da passiert war. Sie wollte auch etwas sagen, aber Suniko ließ es nicht zu. Sie legte ihr eine Hand auf die Schulter, faßte dabei zu, und das junge Mädchen merkte, welch eine Kraft in diesem Griff lag. Sie wurde in die Höhe gezogen.
    Der Wagen fuhr noch. Langsamer und ruhiger, denn die Reifen rollten über die glatte Fahrbahn einer Straße. Der erste Blick nach draußen zeigte ihr, daß sie eine bewohnte Region erreicht hatten.
    Häuser standen an den Straßenseiten. Die meisten dunkel; nur an wenigen Stellen malten sich helle Fenster ab.
    »Aufpassen!« sagte Suniko. Sie schien zu wissen, daß der Fahrer abbremsen mußte. Wahrscheinlich näherten sie sich einer Kreuzung. Es wurde auch heller. Dafür sorgte das Licht der Straßenlaternen, durch deren Schein schwache Dunstwolken trieben.
    Der Bremsvorgang war nur kurz, aber die Zeitspanne reichte den beiden aus.
    Auf dem Schiff und auch später noch hatte Mishiko der alten Frau stets zur Seite gestanden. Hier war es umgekehrt. Jetzt übernahm Suniko die Initiative.
    Sie drückte mit einer Hand die Plane weiter nach oben, um Platz zu haben. Daß zahlreiche Augen die beiden beobachteten, störte sie nicht. Der Tritt auf die Kante der Ladeklappe, den beide zugleich durchführten. Zusammen sprangen sie auch ab.
    Für die anderen sahen sie im Moment aus wie zwei flatternde Gestalten, die im Dunkel der Nacht abtauchen wollten. Mishiko hätte am liebsten geschrieen. Sie kam sich vor wie jemand, der in der Luft stand, wobei unter ihm die Straße hinweghuschte.
    Der Aufprall. Hart, schwer. Die Bewegung konnte nicht gestoppt werden. Mishikos Beine wurden unter dem Körper weggerissen. Sie fiel hin und rollte über den Boden. Sie stieß sich die Schulter hart an, überschlug sich, zerschrammte dabei ihr Gesicht, doch das alles machte ihr nichts mehr aus.
    Sie war frei!
    Auf dem Bauch blieb sie liegen und auch mitten auf der dunklen Straße. Sie hatte den Wunsch, sich auszuruhen. Einfach liegenzubleiben und nichts mehr zu tun. Schlafen, vergessen, wie auch immer, aber es gab noch Suniko, die schnell bei ihr war und sie einfach auf die Beine zerrte.
    »Du kannst hier nicht bleiben.«
    Im Griff der alten Frau torkelte das junge Mädchen gebückt auf den Rand der Straße zu, stolperte noch über die Gehsteigkante, wurde aber gehalten und aus dem Licht einer Lampe hinein in den Schatten eines Hauses gezerrt, das im Dunkeln lag.
    Hinter ihrem Rücken spürte Mishiko die rauhe Hauswand. Sie atmete durch der, weit geöffneten Mund. Einige Steller, an ihrem Körper schmerzten, doch das war nichts im Vergleich zu Suniko, die sich beim Aufprall einiges gebrochen haben mußte. Eine Frau in ihrem Alter stand so etwas kaum durch.
    Nein, das stimmte nicht.
    Ihr ging es besser als dem jungen Mädchen, denn Suniko lachte sogar. »Wir sind jetzt für uns, meine Kleine. Nun haben wir es geschafft. Wir sind frei, endlich frei…«
    ***
    Die letzten Worte gingen ihr auch dann nicht aus dem Kopf, als eine gewisse Zeit verstrichen war, die ihr Suniko zur Erholung gegönnt hatte.
    Frei sein! Für immer. Frei in einem fremden Land. Den anderen entkommen. Sich selbst durchschlagen. Keinem mehr dankbar sein müssen. Das alles hörte sich gut an, aber sie fragte sich, ob so etwas aus zu realisieren war.
    Sie befanden sich nicht in Japan, sondern in einem anderen Land und in einem anderen Erdteil.
    Das würde Schwierigkeiten geben. Die Sprache war ihr zum Großteil fremd. Die Menschen ebenfalls. Eine andere Mentalität, nichts Japanisches mehr oder nur wenig. Die Aussichten beunruhigten Mishiko dermaßen stark, daß sie an ihre Schmerzen, die der Aufprall hinterlassen hatte, nicht mehr dachte. Auch die Erinnerungen an die beiden verglühenden Menschen hatte sie aus ihrem Gedächtnis gelöscht, aber sie dachte auch realistisch. Gewisse Dinge würden weitergehen, da war sich Mishiko sicher.
    Die andere Seite nahm es nicht einfach hin, daß zwei Frauen verschwunden waren. Man würde die Suche nach ihnen aufnehmen, und die Beziehungen dieser Gruppe reichten weit, sogar sehr weit.
    Yakuza war wie eine Krake. Das wußten alle, doch niemand sprach es aus. Deshalb war es besser, wenn sie sich versteckte, obwohl das kaum etwas brachte, denn wer sie finden wollte, der fand sie auch.
    Wie ein Traumgebilde erschien vor ihr das Gesicht der alten Frau. Suniko hatte ihren Schützling zunächst allein gelassen. Sie wußte genau, welche Gedanken sie quälten, und sie war da, um
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