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1078 - Die Seth-Apophis-Brigade

Titel: 1078 - Die Seth-Apophis-Brigade
Autoren: Unbekannt
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sich die schroffen, von der Verwitterung zerfressenen Felsmassen der Berge bis zu einer Höhe von 1500 Metern. Das Gebirge bildete einen annähernd kreisförmigen Ring von zwanzig Kilometern Durchmesser. Im Innern des Ringes lag der Talkessel, den Pal Mallet „unser Tal" genannt hatte und der den Standort des Hyperfunkrelais Urma West bildete. Lin sah die Markierung des Relais, eine obeliskenhafte Pyramide aus rötlichem, molekülverdichtetem Stahl aus dem Blätterdach des primitiven Waldes ragen.
    Die Hitze war mörderisch. Die leichte, dreifach isolierte Arbeitsmontur verschaffte zunächst nur unzureichende Kühlung. Die Lage wurde besser, als Lin zu schwitzen begann und die Verdunstung der Körperflüssigkeit zur Dämpfung der Temperatur beitrug. Vordringlichste Aufgabe des Atemfilters, den sie vor Mund und Nase trug, war es, den überschüssigen Kohlenoxydgehalt der Luft zu entfernen. Nebenher kühlte er die eingeatmete Luft und verhinderte, daß sie Rachen, Kehle und Lungen verbrannte.
    Außerhalb der Kontur des Filters war ihr Gesicht der Umwelt schutzlos preisgegeben.
    Der UV-Anteil in der Strahlung der roten Sonne war gering, sonst hätte sie sich in wenigen Minuten einen häßlichen Sonnenbrand geholt.
    Auf dem Weg durch den Wald nahm die Luftfeuchtigkeit zu. Pal Mallet, der schon des öfteren hier gewesen war, behauptete, es gebe im Zentrum des Kessels eine sumpfige Lagune, in der ein von Süden kommender Fluß versickerte. Der Pfad, auf dem sie sich bewegten, war von den Wartungsteams angelegt worden, die alle zwei Jahre hier herkamen, um beim Relais nach dem Rechten zu sehen. Die Vegetation machte einen dschungelartigen Eindruck, aber ihre Wachstumsgeschwindigkeit war in Wirklichkeit gering. Ein Weg, einmal aus dem Unterholz herausgeschlagen, hielt sich mehrere Jahre.
    Sie erreichten den Fuß des Obelisken ohne Zwischenfall - vor allen Dingen ohne einem der glitschigen Burschen zu begegnen, von denen Pal gesprochen hatte. Allein ihretwegen trugen die drei Ingenieure Schockwaffen. Pal hatte Lin gewarnt: „Schieß, sobald du einen siehst! Die Kerle sind dumm. Der Treffer schmerzt, aber der Schmerz braucht drei oder vier Sekunden, bis er von dem kleinen Nervenzentrum registriert wird. In der Zwischenzeit rollen sie unaufhaltsam weiter."
    In der Basis des Obelisken befand sich eine Tür, die in einen kleinen Raum mit zwei Schachtmündungen führte. Redundanz war das oberste Gebot bei der Planung weitab liegender Einrichtungen. Dem Technischen Dienst lag nichts daran, daß eines seiner Wartungsteams im Innern eines Relais stecken blieb, nur weil der Antigravschacht plötzlich den Dienst versagte. Sie glitten in die Tiefe - fünfzig Meter weit. Die Temperatur sank, aber die Zusammensetzung der Luft änderte sich nicht. Man hatte es nicht der Mühe wert gehalten, die unterirdische Anlage mit einer Schleuse und der dazugehörigen Filtervorrichtung auszustatten.
    Die Bestandteile des Relais waren auf drei hallengroße Räume verteilt. Sie machten sich an die Arbeit. Jeder übernahm einen Raum. Computergesteuerte Testgeräte prüften die Innereien der komplexen Installation auf Herz und Nieren. Es war keine aufregende Tätigkeit. Selbst Lin hatte, obwohl sie sich auf ihrem ersten Außeneinsatz befand, ähnliche Anlagen während ihres Trainings mehr als hundertmal zu sehen bekommen und die erforderlichen Handgriffe so nachhaltig gelernt, daß sie sie notfalls im Schlaf hätte durchführen können.
    Sie war als erste mit ihrer Aufgabe fertig. Im Schachtraum wartete sie auf Pal und Vern. Pal grinste breit, als er sie erblickte.
    „Neue Besen kehren gut", rief er fröhlich. „Es ist keiner so flink bei der Hand wie ein junger Ingenieur, der gerade aus dem Training kommt." Und mit einem Seitenblick auf Vern fügte er hinzu: „Ich habe ihn überredet, daß er mit mir kommt, sich die Lagune anzusehen. Vielleicht finden wir neue Lebensformen dort. Magst du ..."
    Sie winkte ab. „Nein, danke. Ich bin mehr fürs Zivilisierte. Wenn's euch recht ist, gehe ich in der Zwischenzeit zum Boot zurück.
    Sie fuhren hinauf und verriegelten die Tür in der Basis des Obelisken mit dem Codesiegel des Technischen Dienstes. Auf dem Weg zurück zum Boot bekam Lin schließlich einen der „glitschigen Burschen" zu sehen. Er rollte mehr als ein Dutzend Meter vor ihr quer über den Pfad - ein transparenter Sack voll protoplasmischer Flüssigkeit, der bei jeder Bewegung seine Form änderte und eine Maximaldimension von einem Meter hatte.
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