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1078 - Die Seth-Apophis-Brigade

Titel: 1078 - Die Seth-Apophis-Brigade
Autoren: Unbekannt
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den Technikern, die dort stationiert waren, oblag die Wartung aller automatisch arbeitenden Einrichtungen des Kalos in den Sektoren Lynx, Ursa Major, Leo Minor und Canes Venatici.
    Lin Rastrom machte es sich in einem der breiten Kontursessel bequem und studierte mit einer Mischung aus Neugierde und Unbehagen das Bild, das ihr die große Videofläche bot. Der Himmel unter ihr war wolkenlos. Regen auf Urma West war eine Seltenheit, hatte sie gelernt. Die kleine rote Sonne, ein K3-Typ, erzeugte ein unwirkliches Halblicht, in dem die Oberfläche des Planeten aus großflächigen Flicken unterschiedlicher Farbe zusammengesetzt erschien. Lin sah gelbe, gelbbraune, graue und grüngraue Flächen. Eine Gliederung war nicht zu erkennen. Es sah aus, als ob Urma West von einem exzentrischen Maler angestrichen worden sei.
    Lin befand sich auf ihrem ersten „Außeneinsatz". Sie war der jüngste unter den drei Ingenieuren an Bord des Spezialboots. Die Welten, die sie bisher kennen gelernt hatte, gehörten allesamt zum zivilisierten oder wenigstens kolonisierten Typ. Urma West war der erste unberührte Planet, den sie zu sehen bekam.
    „Nicht unbedingt ein Ort, an dem man seinen Urlaub verbringen möchte", spottete Pal Mallet, der sich in dem Sessel neben ihr niedergelassen hatte. „Kochend heiß am Tag, eiskalt während der Nacht. Bösartige Stürme fast rund um die Uhr."
    Sie sah ihn von der Seite her an. Pal Mallet war ihr auf den ersten Blick sympathisch gewesen, ein hagerer, hoch aufgeschossener Mensch mit hellen, intelligenten Augen und einem fröhlichen Jungengesicht. Wenn er sich bewegte, kam es einem vor, als wisse er nicht, was er mit seinen langen Armen und Beinen anfangen solle. Beim Gehen befleißigte er sich eines weit ausschreitenden, schwankenden Seemannsgangs und baumelte linkisch mit den Armen. Sein Humor war manchmal von, der lauten, kalauernden Art, dann wieder unterschwellig und verhalten, auf jeden Fall jedoch ununterdrückbar. Welch ein Unterschied gegenüber dem kleinen, schmalbrüstigen, spitzbäuchigen Vern Rivver, der nur an seine Arbeit dachte und für Fröhlichkeit soviel Verständnis hatte wie ein Haifisch für Nächstenliebe.
    „Ein merkwürdiger Platz für die Installation eines Funkrelais, nicht wahr?" antwortete sie auf Pals Bemerkung.
    Er hob die Schultern. „Eigentlich nicht. Ein Relais besteht aus Blech und Plastik und Feldschaltungen und stellt keine höheren Ansprüche an die Qualität seines Aufenthaltsorts. Urma West braucht achtzig Stunden für eine Achsendrehung. Um Mittag steigt die Temperatur in gemäßigten Breiten auf fünfzig Grad, in der Nacht fällt sie bis unter den Gefrierpunkt. Unangenehm für uns, aber ein technisches Gerät stört sich nicht daran.
    Außerdem liegen mehr als neunzig Prozent des Relais unterirdisch. Gib dem Burschen noch zehntausend Jahre, dann tritt Gezeitenschluß ein, und er wendet seiner Sonne stets dieselbe Seite zu. Wir haben ausgerechnet, daß das Relais auf die Tagseite zu liegen kommt und Temperaturen bis fünfhundert Grad wird aushalten müssen. Auch das macht ihm nichts aus."
    „Eine solche Welt hat Leben hervorgebracht?" staunte Lin.
    „Ja", grinste Pal. „Die Natur versucht's überall. Weit ist sie auf Urma West allerdings nicht gekommen. Die grauen und grüngrauen Flächen, die du siehst, sind Moose und Flechten. Sie wachsen flach an den Boden gepreßt, weil sie sonst den Stürmen nicht standhalten könnten."
    Das Boot hatte einen östlichen Kurs eingeschlagen. Die Sonne stieg höher, die Lichtverhältnisse wurden besser. Am Horizont erschienen die Umrisse einer Gruppe von Bergen.
    „Außer in unserem Tal natürlich", fügte Pal seinen Bemerkungen hinzu. „Dort gibt es Feuchtigkeit und Schutz vor den Stürmen. Schachtelhalme, baumgroße Farne und ein paar glitschige, klebrige Burschen, die wahrscheinlich zu groß geratene Amöben sind.
    Na, du wirst sehen ..."
    „Fertigmachen zur Landung", knarrte Vern Rivvers mürrische Stimme von der Pilotenkonsole her.
     
    *
     
    Vern hatte das Boot in einer vegetationslosen Schlucht gelandet, die Tragflächen eingezogen, sämtliche Bordaggregate ausgeschaltet und die Tarnbeschichtung zum Vorschein gebracht. Das war die vorgeschriebene Prozedur für Landungen auf Welten, die außerhalb des patrouillierten Bereichs lagen. Der Technische Dienst wollte keines seiner kostbaren Spezialboote verlieren.
    Lin stand am Beginn des Pfades, der durch dicht bewachsenes Gelände talwärts führte. Hinter ihr erhoben
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