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1075 - Horror auf Mallorca

1075 - Horror auf Mallorca

Titel: 1075 - Horror auf Mallorca
Autoren: Jason Dark
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die Sorge in ihren Augen. Sie schien sehr an ihrem Neffen zu hängen.
    »Das war nicht alles - oder?«
    »Nein!«
    Die Ehrlichkeit freute mich. Sie hatte Vertrauen zu uns gefaßt, was sie uns auch bestätigte. Sie sprach von einer positiven Ausstrahlung, die uns begleitete, bevor sie mit leiser Stimme sagte: »Ich möchte nicht, daß Carlos stirbt. Er hat zwar das Kreuz, aber die anderen werden nicht aufgeben.«
    »Da haben Sie recht«, bestätigte ich. »Es wäre deshalb besser, wenn wir erführen, wo sich Ihr Neffe aufhält.«
    »Das wollte ich sagen.« Sie räusperte sich. »Er ist ja nicht weit weg. Er hält sich noch auf der Insel auf. In einem Versteck.«
    »In den Drachenhöhlen?«
    Carlotta erschrak. »Nein, dort nicht. Aber ihr wißt…?«
    »Si. Bitte weiter!«
    »Er wartete auf der Plaza Temple. An ihrem Ende steht ein altes Kastell, unbewohnt. Leicht verfallen. Dorthin hat er sich zurückgezogen. Vielleicht hält er sich auch in der kleinen Templerkapelle versteckt. Da kann er sich sicherer fühlen.«
    »Danke«, sagte ich. »Wie geht es weiter? Welche Pläne hat ihr Neffe noch?«
    Carlotta hob die mageren Schultern.
    »Das alles weiß ich nicht genau. Er ist mir nur wenig bekannt. Sie müssen es mir glauben. Es ist alles anders geworden, seit er das Kreuz besitzt. Man sitzt ihm im Nacken, das spüre ich. Und ich habe große Angst um ihn. Geht zu ihm - bitte. Ja, geht hin. Bringt ihn ab von seinem Weg. Er ist zu schwach, um gegen die anderen Kräfte anzukommen.«
    Das brauchte sie uns nicht zu sagen. Ich glaubte ihr jedes Wort. Wer sich mit den Baphomet-Diener anlegte, der mußte verdammt stark sein, das wußten wir.
    Die alte Frau streckte jetzt beide Hände durch die Gitterlücken. Sie suchte den Kontakt mit uns, und wir taten ihr den Gefallen. »Bitte«, flüsterte sie, nachdem sie Janes und meine Hand umklammerte.
    »Sucht meinen Neffen. Findet Carlos und bringt ihn von seinem Weg ab, der ihn nur ins Verderben führen kann. Er hat das alles nicht bedacht. Er ist dumm, sehr dumm gewesen.«
    Ich lächelte und nickte ihr zu. »Ja, Carlotta, Sie haben recht. Wir werden alles versuchen, was in unseren Kräften steht.«
    »Danke.« Sie ließ unsere Hände los und ging zurück. Mit dem Rücken drückte sie die Zweige eines Buschs zur Seite, die dann wieder zurückschnellten, als sie für uns zu einer schattenhaften Gestalt geworden war.
    Jane und ich blieben noch vor dem Gitter stehen, um auf den Friedhof zu schauen.
    »Eine Frau voller Rätsel, John, finde ich.«
    »Und eine besorgte dazu.« Ich legte Jane die Hand auf die Schultern. »Komm, laß uns fahren.«
    Sie schaute zum Himmel. »Wohin? Plaza Temple?«
    »Sicher. Wohin sonst?«
    »Weißt du, daß ich einen wahnsinnigen Durst habe?«
    »Wir holen uns zwei Dosen Wasser und trinken sie auf der Fahrt. Ich kann mir vorstellen, daß wir jetzt keine Zeit mehr verlieren sollten.«
    »Das allerdings, John.«
    ***
    Carlos Fuentes war allein und fühlte sich auch allein, obwohl er beinahe schon euphorisch hätte sein müssen, denn er trug das bei sich, wonach so viele Menschen schon gesucht hatten und wofür auch einige letztendlich gestorben waren.
    Der Mann senkte den Kopf. Das Pflaster auf dem Hof hätte längst erneuert werden müssen. Es war aufgerissen, unterschiedlich hoch, an manchen Stellen sogar zerstört, und die Schatten der Kastellmauern ließen es noch düsterer wirken.
    Die Schatten schluckten alles. Selbst einen Teil der Sonnenstrahlen, denn im Hof und vor der kleinen Kapelle, die auch recht baufällig aussah, war es nicht so extrem heiß. Dafür schwül. Die Luft stand da wie eine dichte Masse. Die ansonsten hellen Mauern des Kastells wirkten hier an der Rückseite ebenfalls düster.
    Das Leben lief hier vorbei. Es spielte sich auf der Plaza ab. Das alte Kastell aus arabischer Zeit war vergessen worden. Kein Tourist interessierte sich für den Bau, und in den Reiseprospekten wurde er nicht einmal erwähnt.
    Carlos Fuentes war durch das Tor in den Innenhof gegangen und hatte gewartet. Fünf, zehn Minuten in der fast absoluten Stille. Er hatte den Atem der Vergangenheit eingesaugt. Aus jeder alten Mauerpore schien er zu dringen, als wollte er Carlos von der blutigen Geschichte dieser Zeit berichten.
    Die Kapelle reizte ihn. Ein kleiner Bau, versteckt im Hintergrund des Hofes.
    Fuentes hatte sich vorgenommen, über den Hof zu gehen, die Kapelle zu betreten und bis zur Dämmerung dort zu bleiben. Erst dann wollte er sich auf den Weg zum
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