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1075 - Horror auf Mallorca

1075 - Horror auf Mallorca

Titel: 1075 - Horror auf Mallorca
Autoren: Jason Dark
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waren mit sich selbst beschäftigt. Sie ärgerten sich über die heiße Sonne und beeilten sich, so schnell wie möglich in die Kirche zu gelangen. Der alten Frau schien die Hitze nichts auszumachen. Noch immer schützte das dunkelbraune Kopftuch sie gegen die Sonne. Auf ihrem Gesicht schimmerte kaum ein Schweißtropfen. Der faltige und magere Körper schien keine Flüssigkeit mehr zu besitzen.
    Am Zaun bewegte sie sich entlang. Hier gab es Schatten. Zweige hatten sich durch die Lücken gedrückt und streiften ihre Arme. Es roch auch etwas kühler, aber es lag auch der Geruch von Staub in der Luft, denn die Frische des Regens fehlte völlig. Die Erde lechzte nach Wasser. Wann es wieder regnen würde, das wußte nur der Himmel. So dörrte die Sonne das Land weiterhin aus.
    Sie erreichte ein kleines Tor. Von der Kirche aus war es für einen Fremden nicht zu sehen. Man mußte sich schon gut auskennen, um es überhaupt zu finden.
    Das Tor war in das normale Gitter integriert. In seiner Nähe und auf der anderen Seite hatte sich der Bewuchs besonders stark ausgebreitet und verdeckte es völlig.
    Das Tor war nicht abgeschlossen, aber schwer zu öffnen. Carlotta lehnte sich dagegen und setzte ihr gesamtes Gewicht ein, um es nach innen zu schieben.
    Sie schützte ihr Gesicht mit den Händen, um nicht von den Zweigen getroffen zu werden. Sie glichen zähen Armen, die sie nicht weiterlassen wollten. Die immer nach ihr schlugen, wobei die trocken gewordenen Blätter raschelten.
    Mit dem Rücken drückte die Alte das Tor wieder zu. Carlotta ging davon aus, daß sie von niemand beobachtet worden war. Für den Friedhof interessierten sich die Besucher nicht. Zudem wurden sie von seiner hohen Umfriedung abgeschreckt.
    Carlotta hatte freie Bahn, nachdem sie sich durch die Büsche gewühlt hatte. Sie breitete ihre Arme aus, sie schaufelte die Zweige zur Seite, sie suchte und fand immer einen festen Tritt und erreichte kurz darauf einen schmalen Weg, der tiefer in den Friedhof hineinführte.
    Ein stummes Gelände. Im Licht und im Schatten liegend. Ein Teil des Sonnenlichts wurde gefiltert und erreichte den Boden oder die Gräber nur als gesprenkeltes Muster.
    Die Alte kannte den Weg. Für die Grabsteine und die Gräber hatte sie keinen Blick. Carlotta wußte sehr genau, wohin sie zu gehen hatte. Jeder Stein hier war ihr bekannt. Zwar sah sie den Friedhof nicht als eine zweite Heimat an, doch verlaufen konnte sie sich hier nicht. Außerdem wollte sie keinen Hauptweg erreichen, sondern nur eine bestimmte Stelle auf dem Friedhof.
    Weit brauchte sie ihre alten Füße nicht mehr zu bewegen. Schon bald sah sie die schmale Eisenbank, die ebenfalls längst Rost angesetzt hatte. Sie schlurfte hin, und diesmal schabten unter ihren Füßen die kleinen Kieselsteine gegeneinander.
    Auf der Bank nahm sie seufzend Platz. Ihr Mund verzerrte sich dabei, aber es war eher ein scharfes Grinsen als ein zufriedenes Lächeln.
    Sie erinnerte sich an etwas, das sehr wichtig und erfolgreich gewesen war. Jetzt brauchte sie nur die Früchte ihrer Arbeit zu ernten. Die Zeit verstrich nur langsam, und Carlotta war auch froh darüber.
    Sie genoß es, auf der Eisenbank zu sitzen und mit nach hinten gelegtem Kopf und leicht geöffneten Augen, aus denen sie einen Ausschnitt des Himmels sah, der sich jenseits der Baumkronen abzeichnete.
    Hin und wieder fuhr ein warmer Windstoß über den Friedhof. Er spielte mit den schon trocken gewordenen Blättern und ließ sie rascheln.
    Die Schritte raschelten nicht. Sie knirschten leise. Trotz des Alters war Carlottas Gehör noch in Ordnung. Sie hatte die Geräusche sehr genau wahrgenommen. Durch nichts allerdings zeigte sie an, daß sie Bescheid wußte.
    Sie wartete auf den Besucher und schaute erst hoch, als er vor ihr stand und sie seinen Schatten spürte.
    »Da bist du ja.«
    Der Mann nickte. »Fast pünktlich.«
    »Setz dich.«
    Er nahm neben ihr Platz. Sie schaute nach links und wußte sofort, daß der Mann unter einem, inneren Druck stand. Sein Gesicht zeigte eine starke Anspannung, der Schweiß verteilte sich dort wie hingemalt. Der Bart, die Augen, die nervösen Bewegungen der Hände, das alles registrierte Carlotta schon, enthielt sich aber eines Kommentars. Der Mann konnte nichts mehr aushalten. »Ist alles so gekommen, wie wir es uns vorgestellt haben?«
    »Ja,«
    »Bitte.« Er legte eine Hand auf Carlottas Schultern. »Bitte, Tante, du mußt schneller reden. Ich will es wissen. Wir beide wissen, daß es ungemein
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