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1075 - Horror auf Mallorca

1075 - Horror auf Mallorca

Titel: 1075 - Horror auf Mallorca
Autoren: Jason Dark
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eigentlichen Ziel machen. Es war in der Theorie kein Problem gewesen, die Praxis allerdings sah anders aus.
    Nicht daß er irgendwelche Feinde gesehen hätte. Es gab trotzdem etwas, das ihn davon abhielt, die Kapelle zu betreten. Er konnte nichts darüber sagen, weil diese Warnung einfach nicht zu greifen war. Es gab sie. Sie war unsichtbar. Sie wirkte auf ihn.
    Er fror plötzlich.
    Mit einer Hand tastete er nach dem Kreuz, das er in der Innentasche seiner Jacke versteckt hielt. Er wollte wieder Kraft und Mut durch diese Berührung gewinnen, und das gelang ihm auch für den Moment. Er konnte das wunderbare Kreuz anfassen. Er glitt mit den Fingern daran entlang. Er spürte die Umrisse des Corpus, die wertvollen eingearbeiteten Steine, das alles kam ihm sehr gelegen und befreite ihn etwas von seinen trüben Gedanken.
    Dann ging er auf die kleine Kapelle zu. Noch zögerlich. Er traute sich nicht so recht, schaute sich auch um, aber es war niemand zu sehen, der ihm hätte gefährlich werden können. Sehr klein kam Fuentes sich im Vergleich zu den hohen, ihn umgebenden Mauern vor, aber er stoppte nicht. Einen Rückzieher wollte er nicht machen, und erst an der Tür der kleinen Kapelle blieb er stehen.
    Sie war verschlossen. Damit hatte er gerechnet. Carlos schaute sich die schmalen Fenster an, um festzustellen, daß sie für ihn einfach zu schmal waren. Wenn er die alte Kirche betreten wollte, dann eben nur durch die Tür, und die mußte er aufbrechen.
    Das war ärgerlich, aber darauf hatte er sich eingestellt. In der anderen Tasche trug er einen Schraubenzieher. Sehr stabil, und der paßte zwischen Tür und Mauerwerk.
    Er probierte es in Höhe des Schlosses. Nutzte jetzt die Hebelwirkung aus und war froh, daß kein neues Schloß eingebaut worden war.
    Es knackte.
    Er machte weiter. Er sah Splitter. Drückte mit der linken Schulter gegen die Tür - und lachte leise auf, als er sie offen hatte. Sie fuhr nach innen. Nicht geräuschlos, weil sie über den Boden schabte.
    Auch die alten, nicht geölten Angeln protestierten.
    Carlos betrat die Kapelle.
    Sofort drückte er die Tür wieder hinter sich zu. Von außen sah sie aus, als wäre sie geschlossen.
    Einen Schritt nach vorn, dann stehenbleiben. Sich umschauen, den Eindruck aufnehmen.
    Carlos Fuentes hatte die Templer-Kapelle zum erstenmal in seinem Leben betreten. Er wunderte sich über die Sauberkeit, die hier herrschte. Durch die schmalen Fenster drang das Tageslicht nur verhalten und verlor sehr schnell an Helligkeit. Dann sah es aus, als würde es von dem Steinboden geschluckt werden.
    Keine bunten Scheiben. Alles war sehr schlicht gehalten. Ein eckiger Bau, keine Kreuzform. Er sah eine Altarplatte vorn. Sie hob sich grau von dem helleren Boden ab.
    Das Innere der Kapelle war gepflegt, aber sie war leer. Jegliche Gegenstände waren entfernt worden. Es gab keine Bilder, keine Figuren, auch keinen Blumenschmuck, nur eben diese ins Halbdunkel hineinsinkende Leere.
    Fuentes hatte damit gerechnet, daß seine Besorgnis verschwand. Das war nicht der Fall. Nach wie vor fühlte er sich unwohl. Er dachte an die Kirche in Porreres und an die alte Sakristei. So etwas würde er hier nicht finden. Es gab keine zweite Tür. Fuentes befand sich allein in der Kapelle und fühlte sich dennoch nicht allein.
    Es war schon mehr als seltsam. Aus dem unsichtbaren wurde er beobachtet.
    Geheimnisvolle Augen, die sich bewußt zurückhielten. Das Gedankengut und die Taten der Templer, die damals durchaus ruchlos gewesen waren, schienen sich hier versammelt zu haben.
    Bis zum Altar ging Fuentes vor und ließ sich dort nieder. Die Platte war der einzige Sitzplatz in der Kapelle. Seine Beine waren schwer geworden, er fühlte sich müde und brauchte eine Pause. Es würde noch dauern, bis die Dämmerung hereinbrach. Fuentes wußte, daß ihm die Zeit sehr lang werden würde.
    Carlos spürte den Druck des Kreuzes in seiner Innentasche. Er holte es hervor und betrachtete es. So wunderschön dieses Kreuz auch aussah, es klebte unsichtbares Blut daran. Menschen waren gestorben, und das mußte einen Grund haben. Er wollte nicht daran glauben, daß es dabei um den materiellen Wert ging. Da war noch etwas anderes vorhanden, und er mußte wieder an London denken, als er seinen Dia-Vortrag gehalten hatte.
    Da hatte sich das Bild des Kreuzes an der Wand plötzlich verändert gezeigt. Da war auf einmal die Fratze eines widerlichen Dämons erschienen. Noch jetzt spürte Carlos etwas von der Boshaftigkeit, die von
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