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1068 - Rückkehr in die Hölle

Titel: 1068 - Rückkehr in die Hölle
Autoren: Unbekannt
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hundert Meter weit hinaus in die finstere Weite des geheimnisvollen Sees.
    Während der für menschliche Augen unsichtbare Strahl des Scheinwerfers durch Millionen von Kubikmetern flüssigen Ammoniaks stach und die komplexe Positronik des Empfängers sichtbar machte, was er erfaßte, erkannte Nikki, die die rasch dahingleitenden Bilder mit wachsendem Staunen verfolgte, daß der See keineswegs dem Eindruck entsprach, den sie sich bisher gemacht hatte. Er war nicht einfach ein riesiger Behälter giftiger, eiskalter Flüssigkeit. Er war voll von fremdartigen Formen, belebt oder unbelebt, die träge durch die milchigen Tiefen schwebten. Sie sah Balken, Spiralen, Dreiecke, Walzen - einmal sogar ein Gebilde, das sie an einen Torpedo erinnerte. Und wenngleich keine der fremdartigen Gestalten zu erkennen gab, ob sie Leben in sich trug oder lediglich ein toter Gegenstand war, der sich in diese Wüste aus flüssigem Ammoniak verirrt hatte - Nikki dachte dennoch plötzlich an die Dinge zurück, die sie in den ersten Lektionen ihrer Schulausbildung gelernt hatte: alles Leben kommt aus dem Meer. Konnte es sein, daß die Schwämme, die auf dem festen Land lebten, nur eine Ausnahmeerscheinung darstellten? Daß EMschen längst nicht so öde war, wie es sich dem oberflächlichen Blick darbot? Daß es von fremdartigem Leben nur so wimmelte - nicht auf dem trockenen Land, sondern in den unergründlichen Tiefen seiner Gewässer?
    Sie schrak auf. Aus dem Hintergrund des Bildes näherte sich eine düstere, wabernde Form. Sie bewegte sich mit matten, langsamen Schwingenschlägen wie ein terranischer Rochen. Sie war so groß, daß Nikki im ersten Augenblick glaubte, sie sei wie durch Zauberei unmittelbar vor der Kamera materialisiert. Aber die Gestalt fuhr fort, träge die Schwingen zu schlagen und immer größer zu werden, bis sie fast die gesamte Bildfläche ausfüllte. Da erst ging Nikki auf, daß sie es mit einem Geschöpf zu tun hatte, gegen dessen Ausmaße die fünfzehn Meter Durchmesser der Kuppelschale ein unbedeutendes Nichts waren.
    Sie verkrampfte die Hände um die Lehnen ihres Sessels.
    „Haltet euch fest!" stieß sie atemlos hervor. „Da kommt ein Ungeheuer."
    „Keine Psychometer-Anzeige", sagte Alaska trocken. „Das Ding denkt nicht."
    Der schwarze Schatten war riesengroß auf dem Infrarotschirm. Der Scheinwerfer stach der unheimlichen Kreatur mitten auf den Leib und enthüllte eine fein gemaserte, fast glatte Struktur. Wahrnehmungsorgane waren nirgendwo zu erkennen.
    Das fremde Wesen hatte seine Vorwärtsbewegung verlangsamt. Ganz eindeutig wurde es von der Kuppel angezogen - von dem Licht, das durch die gläserne Wandung fiel, oder vielleicht vom grellen Strahl des Scheinwerfers, falls es infrarotempfindliche Sehorgane besaß. Es war eisig und dennoch offenbar von flexiblem, knochenlosem Körperbau. Die gewaltige Masse befand sich in dauernder, wallender Bewegung.
    Das Wallen kam näher. Der Bildschirm erlosch, als das unheimliche Geschöpf Scheinwerfer und Kamera mit seiner rhythmisch pochenden Körpersubstanz bedeckte. Nikki schrie auf, als sich Dutzende von Quadratmetern fein gemaserter Haut über die Wölbung der Kuppel stülpten.
    „Wenn es sich zusammenzieht, werden wir hier zerdrückt", sagte Jen Salik.
    „Wir müssen es vertreiben!" stieß Nikki hervor. „Ein Narkosestrahler ..."
    „Sei ruhig, Mädchen", fiel ihr Alaska grob ins Wort. „Wir haben hier unten keine Waffen."
    Er wechselte mit raschem Schritt zu der Ansammlung von Geräten hinüber, die den linken Teil des Kuppelraums erfüllten. Nikki sah, wie er mit geschickter Hand eine Reihe von Schaltungen vornahm.
    „Mal sehen, wie unser Monstrum mit ganz gewöhnlichem Schall zurechtkommt", hörte Nikki ihn sagen.
    Der akustische Generator war für eine Reihe physikalischer Experimente installiert worden, die Geoffry Waringer von hier aus durchführen wollte, um gewisse Eigenschaften des Sees zu bestimmen. Ein ohrenzerrüttendes Blöken ertönte, als Alaska das Gerät in Betrieb nahm. Die akustische Leistung des Generators war so gewaltig, daß der Boden zitterte und die Glaswand der Kuppel zu vibrieren begann.
    Plötzlich nahm der Infrarotbildschirm den Betrieb wieder auf. Die fremde Kreatur zog sich zurück und gab Scheinwerfer und Kamera frei. Die graue Haut löste sich mit konvulsivisch zuckenden Bewegungen von der Oberfläche der Kuppel. Am heftigen, unkontrollierten Flattern der gewaltigen Körpermasse ließ sich erkennen, daß das Geschöpf in
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