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106 - Schatten des Krieges

106 - Schatten des Krieges

Titel: 106 - Schatten des Krieges
Autoren: Claudia Kern
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übernehmen.«
    »Nein«, lehnte die Rebellin erneut ab. »Ich bin damit durch halb Meeraka gefahren, um Aiko hierher zu bringen. Die letzten Kilometer schaffe ich auch noch aus eigener Kraft. Es mag sich seltsam für dich anhören, aber das ist mir wichtig.«
    Naoki hob eine Hand, um die Schwellungen in Honeybutts Gesicht nachzuzeichnen, ohne sie zu berühren. »Doch, das kann ich verstehen.«
    »Danke«, sagte die Rebellin und fühlte sich ein wenig elend, weil sie der Mutter ihres Gefährten etwas vorlog. Aber nicht elend genug, um den einmal gefassten Plan aufzugeben.
    »Unsere Sicherheitskräfte werden dir helfen, dich zurecht zu finden«, bot Naoki an. Auf einem Wink von ihr wurden Schritte laut. Mike Danny eilte den Gang entlang. Honeybutt hatte gar nicht bemerkt, dass er in der Nähe wartete. Trotz seines gedrungenen Körpers besaß er großes körperliches Geschick. Sie durfte sich in diesem Punkt kein zweites Mal täuschen lassen.
    Freundlich wandte sie sich ihm zu und erklärte, was sie wollte, während Naoki wieder in den Operationssaal zurückkehrte.
    ***
    Es war keine persönliche Rache, hatte Takeo McGovern erklärt, als der nach dem Sinn dieses Attentats fragte. Er wollte keine Tragödie mit Tausenden von Toten, er wollte ein Zeichen setzen. Der Weltrat versuchte ihn auszuspionieren, wollte seine Zusammenarbeit mit den Japanern beenden, ihn selbst vielleicht sogar beseitigen.
    Das musste ein Ende haben. Der WCA sollte endlich begreifen, wie mächtig er wirklich war und dass eine Aggression nur Gegenwehr provozierte. Deshalb hatte er das Attentat geplant, und deshalb schritt McGovern halb blind und mit motorischen Störungen auf die feuernden Wachen zu.
    Frank hielt sich nur unter Schwierigkeiten vor ihm. Seine Gesichtshaut war unter den Schüssen, die Ramon abgefeuert hatte, geschmolzen, seine Arme zuckten nur noch unkontrolliert. Er war funktionsuntüchtig, leistete als Schutzschild seinen letzten Dienst. Die Drillergeschosse prallten von ihm ab und rissen als Querschläger die Wände auf.
    McGovern nutzte seine Deckung, um auf die Wachen zu schießen, die immer weiter zurückgetrieben wurden. Er sah sie nur mit einem Auge. Das andere war geblendet worden, als er seinen Kopf in die Schussbahn einer Kugel hielt, die sonst Juanita getroffen hätte.
    Er wusste nicht, weshalb er so gehandelt hatte, aber ein Teil von ihm fühlte sich gut. Also akzeptierte er seine Handlung und ging weiter auf das Präsidentenbüro zu.
    »Neffahcs se nessüm riw«, sagte Frank und drehte den Kopf. Seit einigen Minuten sprach er rückwärts.
    McGovern nutzte die Bewegung und erschoss einen Soldaten, der sich aus der Deckung des Türrahmens gewagt hatte.
    »Wir sind gleich da«, antwortete er. »Hinter dieser Tür ist er.«
    »Yako.«
    Die letzten beiden Wachen stellten ihr Feuer ein. Zischend schloss sich die Tür hinter ihnen. Das Geräusch war dumpf und schwer, viel zu schwer für eine gewöhnliche Kunststofftür.
    Frank blieb davor stehen und stützte sich mit dem Kopf an dem glänzenden Metall ab. McGovern trat dagegen. Sein Plysterox-Fuß prallte ab, ohne eine Delle zu hinterlassen.
    Während seiner Abwesenheit schien man die Sicherung des Bereichs verbessert zu haben.
    »Sprengstoff«, sagte er. »Wir müssen die Tür sprengen.«
    »Vitagen«, antwortete Frank. Sein Blick zuckte zur Tür, zum Gang und zu seinem eigenen Körper.
    McGovern verstand, was er meinte. Wenn sie den Sprengstoff einfach nur so anbrachten, würde die Explosion größtenteils im Gang verpuffen. Sie brauchten etwas, das sie durch die Tür trieb. So etwas wie einen Plysterox-Körper.
    »Hcim Mmin.«
    McGoverns Cyborg-Gehirn erkannte die Logik dieses Gedankens. Ohne ein weiteres Wort packte er sechs Sprengstoffpakete und heftete sie Frank an die Brust. Mit dem Zünder in der Hand trat er zurück.
    »Auf drei, alter Freund«, sagte er, ohne zu verstehen, warum. »Eins, zwei…«
    In einer Geste, die nicht zu einem Cyborg passte, kniff Frank die Augen zu, als er sich an die Tür klammerte.
    »Kcuf!«
    »Drei.«
    Der scharfe Knall der Explosion riss seinen Körper auseinander. Metall, Kunststoff, Beton und Drähte hämmerten gegen McGoverns Brust und trieben ihn ein paar Meter zurück.
    Er zwang sich nach vorn, durch die Staubwolke zu dem klaffenden Loch, in dem sich einmal die Tür zu Hymes' Büro befunden hatte. Zwei Soldaten lagen zuckend und sterbend am Boden, einen dritten erschoss McGovern, als er am Schreibtisch der Sekretärin vorbeiging.
    Mit
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