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1052 - Die Nekropole

1052 - Die Nekropole

Titel: 1052 - Die Nekropole
Autoren: Jason Dark
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aus irgendwelchen Bauklötzen hergestellt, über den Dächern schwebte der Geruch aus dem Basar. Ich hörte auch die Stimmen der Besucher wie aus weiter Ferne. Aus einigen Öffnungen stiegen Qualmwolken in die Höhe und legten sich wie Nebel über die Umgebung.
    »Hier, Suko«, sagte ich, als ich hörte, daß er das schmale Zimmer betrat. Ich winkte ihn zu mir heran und schuf ihm Platz, damit er ebenfalls nach draußen schauen konnte.
    »Sein Fluchtweg!«
    »Ja.« Suko bewegte seinen Kopf. »Er hat uns geleimt, verdammt. Der hat uns reingelegt.«
    »Warum?«
    »Was weiß ich. Er lockt uns weg. Wir denken an eine Falle, und plötzlich ist er verschwunden.«
    »Möglicherweise nicht ganz.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es kann ja ein Hinweis sein, ihm zu folgen.«
    »Passt du durch das Fenster?«
    »Wenn du es mir vormachst, bestimmt.«
    Suko drehte sich und schaute mich belustigt an. »Keine Sorge, John, ich werde es dir vormachen.« Er hatte kaum ausgesprochen, als er sich bereits durch die Öffnung zwängte. Er mußte die Beine anziehen und sich schräg bewegen.
    Es klappte, und Suko blieb auf dem Dach stehen. Er grinste mir kurz zu. Für mich war es eine Aufforderung, es ihm nachzutun, und so drückte ich mich durch die Öffnung, wobei ich mehr Probleme als erwartet bekam.
    Nebeneinander blieben wir stehen und schaute uns um. Nach vorn hin war das Dach offen. Was hinter der Kante lag, konnten wir nicht sehen. Sicherlich führte dort eine der Gassen vorbei. Links wuchs eine Hausmauer in die Höhe, sie war von zwei schmalen, lukenartigen Fenstern unterbrochen, hinter denen es finster war.
    An der rechten Seite zog sich ein etwas tiefer liegendes Dach hin.
    Von dort quoll auch der nach Essen riechende Qualm über die Kante. Ansonsten gab es nichts Besonderes zu sehen, abgesehen von einigen Vögeln mit hellem Gefieder. Sie hielten sich in der Nähe jedes Küstenstreifens auf.
    »Sieht nicht gut aus«, meinte Suko. Er ging vor und blieb an der Dachkante stehen.
    Ich nahm den gleichen Weg. Gemeinsam schauten wir in die Tiefe und somit hinein in eine Gasse, durch die sich ein relativ dünner Menschenstrom bewegte. Niemand schaute in die Höhe. Wir sahen die Köpfe der Menschen, die kleinen Läden, die hier in dieser Gegend abnahmen, denn hier überwogen die Wohnhäuser.
    Warum hatte uns der Junge diesen Weg gewiesen? Die Frage wollte mir einfach nicht aus dem Kopf. Es mußte einen Grund geben.
    Das hier war nicht dem Zufall überlassen worden. Er hatte etwas damit bezweckt. Er kannte sich aus. Ob tot oder untot, er mußte hier geboren und irgendwie auch aufgewachsen sein.
    »Sieht nicht gut aus«, resümierte Suko.
    »Zurück zu La Roche.«
    »Ja, leider.«
    Ich drehte mich zuerst um. Schon während der Bewegung war ich von einem unguten Gefühl befallen worden. Genau dieses Gefühl verstärkte sich, als ich sah, was passiert war.
    Das Dach war nicht mehr leer. Wie zwei übergroße Ratten waren die beiden dunkel gekleideten Gestalten aus dem etwas höher liegenden Fenster des letzten Hauses geklettert und hatten das Dach betreten.
    »Da sind unsere neuen Freunde, Suko!«
    Er drehte sich um. Ein kurzes Heben seiner Augenbrauen, mehr Reaktion zeigte er nicht. »O ja, du hast, recht, das könnten wirklich unsere Freunde werden.«
    Suko hatte es sarkastisch gemeint, denn während seiner Worte holten die beiden Gestalten synchron ihre langen Krummdolche hervor…
    ***
    Es war zwar in dieser Situation nicht der richtige Vergleich, aber nur fiel kein anderer ein. Da kam ich mir vor wie im Kino. Und die beiden Gestalten sahen so aus, als wären sie einem abenteuerlichen Film entsprungen.
    Sie trugen lange, staubgraue Gewänder. Von ihren Gesichtern war nichts zu sehen. Die hatten sie durch Kapuzen und kunstvoll geschlungene Schals verdeckt, so daß nur die Augen frei lagen, die auf uns gerichtet waren.
    Augen mit dunklen Pupillen, in denen wir keinen Ausdruck sahen. Sie waren einfach nur da. Sie waren auf uns gerichtet, ebenso wie die Spitzen der leicht gekrümmten Dolchklingen.
    Im Moment taten sie nichts. So hatten wir Zeit für eine kurze Unterhaltung.
    »So also sieht die Falle aus«, meinte Suko. »Unser Freund muß Helfer haben.«
    »Werden wir mit denen fertig?«
    Suko lachte nur auf. »Was denkst du denn? Auch ohne Pistole. Könnte ja sein, daß sie uns etwas zu erzählen haben. Wie lange liegt dein letztes Training gegen einen Messerkämpfer zurück?«
    »Da war ich noch in der Pubertät.«
    »Dann streng dich an,
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