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1052 - Die Nekropole

1052 - Die Nekropole

Titel: 1052 - Die Nekropole
Autoren: Jason Dark
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der Fall war, denn er hatte dicht neben einer offenen Tür gestanden.
    Jedenfalls war er weg. An eine Verfolgung in der schmalen Gasse war nicht mehr zu denken.
    Ich verschluckte einige Flüche. Ebenso wie Suko wollte ich hinterher, und wir erreichten den schmalen Eingang auch, in dem wir keine Tür sahen, dafür leider ein anderes Hindernis.
    Es bestand aus einem Mann. Der stand fest auf der Schwelle und war so breit, daß keiner von uns an ihm vorbeikam. Da hätte nicht einmal ein Stück Papier dazwischen gepasst.
    Außerdem sah er aus wie jemand, mit dem nicht zu spaßen war.
    Er trug einen dunklen Anzug, ein dunkles Hemd, und an seinem rechten Ohrläppchen baumelte ein großer Ohrring.
    Das Haar lag so flach auf seinem Kopf wie eine Mütze. Als er uns anschaute, verzog sich sein Gesicht zu einem Grinsen. Auf Französisch sprach er uns an. »Wenn ihr Sex haben wollt, müßt ihr bei mir erst bezahlen. Verstanden?«
    »Wir wollen keinen Sex«, sagte ich.
    »Dann haut ab!«
    »Wir wollen den Jungen!«
    In seinem Gesicht zogen sich die Lippen in die Breite. »Kinder?«
    Er hatte uns falsch verstanden. »Nein«, sagte ich und ärgerte mich, weil mir die Zeit davonlief. »Wir suchen einen bestimmten Jungen, der in dieses Haus gelaufen ist. Und zwar vor kurzem. Es ist nicht einmal eine Minute her.«
    Er schüttelte seinen kantigen Schädel. »Ich hab keinen Jungen gesehen. Hier gibt es nur Frauen.«
    »Lassen Sie uns trotzdem rein.« Mein Friedenswillen reichte nicht aus. Er zeigte sich stur und war auch nicht mehr so ruhig. Sein Griff in Richtung Gürtel konnte vieles bedeuten. Wir fanden die Bewegung sehr negativ. Suko reagierte noch vor mir. Er brauchte mich auch nicht zur Seite zu drücken. Er stieß nur mit zwei Fingern zu, die er gestreckt und durch den Daumen abgestützt hatte. Suko traf am Körper des Zuhälters genau die richtige Stelle.
    »Iiiiaaahhh…« Der ungewöhnliche Laut drang aus seinem Mund.
    Zugleich wurde der Mann blaß. Sogar die dunklen Augen quollen vor, und mit sehr langsamen Bewegungen schwankte er zurück, wobei er uns zwangsläufig den Weg freigab.
    Das Innere eines düsteren Hauses nahm uns auf. Ich schaute mich rasch um, während Suko sich um den Zuhälter kümmerte, der von einer mit gelblicher Farbe gestrichenen Wand aufgehalten worden war. An ihr hingen Lampen, deren Licht an das von brennendem Petroleum erinnerte und bis zu einer schmalen Holztreppe reichte, die sich in die Höhe wand. Ich sah auch hier unten Türen, die zu verschiedenen Zimmern führten. Sie alle waren geschlossen.
    Ansonsten gab es hier unten nur einen schlichten Stuhl. Er stand rechts neben der Tür. Wahrscheinlich war es der Platz für den Zuhälter.
    Es war still. Kein Mädchen zeigte sich. Wir sahen auch keine Freier und der ›tote‹ Junge war ebenfalls verschwunden.
    Suko stand vor dem Zuhälter. Als ich näher an die beiden herantrat, hörte ich das heftige Atmen des Mannes. In seinen weit geöffneten Augen fing sich der Lichtschein, der in den Pupillen schimmernde Sterne hinterließ.
    »Kann er denn reden?«
    »Denke schon. Aber er will nichts sagen. Kann sein, daß mein Französisch auch zu schlecht ist. Versuch du es mal.«
    Suko machte mir Platz. Vor mir stand der Zuhälter. Er war etwas in die Knie gesackt und hielt seine Hände dicht über der Gürtelschnalle zusammen. Dort suchte er nicht mehr nach einer Waffe. Es war die getroffene Stelle, die ihm weh tat.
    »Der Junge!« flüsterte ich ihm scharf zu. »Wo steckt er? Wohin ist er gegangen?«
    Der Zuhälter schüttelte den Kopf. Er war so dicht bei mir, daß ich sein Rasierwasser riechen konnte.
    Ich war es leid, zog die Beretta und drückte ihm die Mündung auf die Stirn. »Verstehst du auch jetzt besser?«
    »Was willst du?«
    »Nur den Jungen.«
    »Ich kenne ihn nicht.«
    »Aber du hast ihn gesehen?«
    »Ja!« knirschte er hervor.
    »Hat er auch bezahl, als er das Haus betrat? Hast du ihn danach gefragt?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Er ist ein Molkh«
    Ich zuckte zusammen, als ich das letzte Wort gehört hatte. Dabei rutschte die Mündung auf der schweißnassen Stirn zur Seite. Der Zuhälter kannte das Wort, und er wußte sicherlich noch mehr.
    »Woher weißt du denn, daß er ein Molkh ist?«
    »Man sieht es an seinen Augen. Sie sind so anders. So leer und auch tot.«
    »Wunderbar, mein Freund. Das haben wir auch schon festgestellt. Da können wir uns ja gratulieren. Nun möchte ich gern von dir erfahren, was ein Molkh ist.«
    »Ein Opfer und
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