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105 - Der Leichenfledderer

105 - Der Leichenfledderer

Titel: 105 - Der Leichenfledderer
Autoren: Dämonenkiller
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Schaum stand auf seinen Lippen. Seine Augen hatten einen teuflischen Glanz.
    „Ta-Ko-Te - ich rufe dich! Verlaß die ewigen Jagdgründe und komm zu uns zurück! Wir brauchen deine magischen Kräfte. Du bist der König über alle Kreaturen. Du bist der Meister aller Tiere." Cotton atmete stoßweise. Der Schweiß lief ihm in Strömen über die behaarte Brust. Er sah wie der Leibhaftige persönlich aus.
    „Du sollst leben!"
    Er machte rituelle Gesten, dann riß er den Dolch heraus und ritzte sich ein Kreuz in die Brust. Er ließ sein Blut in die gewölbte Handfläche tropfen und benetzte damit die Mumie.
    „Komm, Schamane - nimm das Opfer gnädig an! Das Mädchen gehört dir ebenfalls. Nimm sie! Nimm sie!"
    Cotton hielt erschöpft inne, rollte die Augen wild auf und nieder. Die Wirkung des Rauschgiftes machte sich explosionsartig bemerkbar. Vor seinen Augen schienen grelle Sonnen zu zerplatzen. Er stammelte unzusammenhängende Worte, sah Dinge, die man mit Worten nicht beschreiben konnte. Dann glaubte er eine Bewegung in der Wandnische wahrzunehmen und streckte beide Hände nach der Mumie aus. Er dachte, der Schamane würde leben, sah, wie sich der Kopf hob, die eingesunkenen Augen zu leben anfingen, der eingetrocknete Mund zuckte, und die Zähne aufeinander klapperten. Cotton glaubte das Knacken der Gelenke zu hören, und auch das Keuchen, als sich die verstaubten Lungen mit Luft füllten.
    „Du lebst, Ta-Ko-Te! Ich wußte es schon immer! Du hast deinen Körper niemals verlassen. Du hast geschlafen. Du hast nur auf mich gewartet."
    Die anderen stimmten einen alten überlieferten Gesang der Mohaves an. Einige schlugen auf Trommeln dazu.
    Mel kramte die abgeschnittene Schwanzquaste einer Klapperschlange hervor. Damit erzeugte er das charakteristische Rasseln der teuflischen Reptilien. Ohrenbetäubender Lärm erfüllte den Raum. Man konnte das eigene Wort nicht verstehen. Der Geruch verbrennender Cannabisblätter wurde penetranter.
    „Hört ihr die Schlangen?" murmelte Cotton Mather gedankenverloren. „Der Schamane hat sie gerufen. Er ist der Meister über alle Tiere. Er beherrscht sogar die Schlangen."
    Einige wanden sich berauscht auf dem Boden. Ein Mumienschädel lag zwischen ihnen; sie achteten nicht darauf.
    Cotton vollführte schauerliche Tänze. Er schlug mit den Fäusten auf den nackten Felsboden. Dann versetzte er einer ausgegrabenen Mumie einen Tritt vor die Brust. Die pergamentartige Haut platzte, und die Knochen kullerten über den Boden. Staub wallte auf.
    Cotton konnte sich nicht beruhigen. Immer wieder schrie er sinnlose Beschwörungsformeln. Erst gegen Morgen sank er ermattet zusammen. Er kauerte fast eine Stunde reglos vor der Mumie des Schamanen. Die Kerzen erloschen, und dünne Rauchfäden kräuselten sich über Rita Skelters Leiche. Blutspritzer bedeckten das runzlige Gesicht der Mumie. Die eingesunkenen Augen hatten sich nicht geöffnet.
    Es dauerte eine Weile, bis Cotton Mathers umnebelter Verstand begriffen hatte, daß seine Beschwörungen vergeblich gewesen waren. Der Schamane war tot.
    Cotton stöhnte wie ein sterbendes Tier und kam torkelnd hoch. Er verließ den unterirdischen Raum und kletterte ins Freie zurück.
    Seine Freunde wußten, daß sie heute eine Ranch plündern würden.

    Mai 1861
    Ta-Ko-Te saß am Lagerfeuer. Er breitete beide Arme aus. Die Flammen loderten hell empor. Insekten verbrannten in der Glut. Es roch nach frischem Kiefernholz.
    „Großer Geist, du hast mein Volk verlassen! Es leben nur noch wenige Krieger. Es gibt keine Squaw mehr, die Nachwuchs zur Welt bringen kann. Der Stamm der tapferen Mohaves wird untergehen. Wir sind die letzten. Nach uns wird es keine Mohaves mehr geben. Die Häuptlinge wurden von den bleichgesichtigen Kojoten in die ewigen Jagdgründe geschickt. Sie starben als tapfere Krieger."
    Der alte Schamane hielt inne. Seine Blicke schienen die Dunkelheit durchbohren zu wollen. Er hörte das Rascheln im Unterholz. Eine Vogelstimme ertönte. In der Ferne heulte ein hungriger Kojote. Kalter Wind strich über das Felsplateau. Ein schmaler Baumgürtel bedeckte den Hang. Weiter hinten sprudelte eine Quelle aus dem Felsen. Noch eine Meile weiter begann die Wüste. Die kleine Oase war das Versteck der letzten Mohave-Krieger.
    „Ich bin's, Ta-Ko-Te!" rief der junge Indianer und hob den gefiederten Speer. In seinem Gürtel hingen frische Skalps. Das Blut war noch nicht getrocknet.
    „Was bringst du, Tanzender Bär?"
    Der junge Krieger riß die Skalps aus dem
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