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105 - Der Leichenfledderer

105 - Der Leichenfledderer

Titel: 105 - Der Leichenfledderer
Autoren: Dämonenkiller
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Gürtel. Langes Blondhaar schimmerte in der Glut des Feuers.
    „Wir haben fünf Bleichgesichter erwischt."
    „Sind sie tot?"
    Der Krieger schüttelte den Kopf: „Einer lebt noch."
    „Sehr gut", murmelte der alte Schamane und zerbrach einen trockenen Ast zwischen den Fingern. „Wir werden ihn bei Sonnenaufgang in die ewigen Jagdgründe schicken. Sein Tod wird das Ende der tapferen Krieger rächen, die neulich am Rande der Wüste sterben mußten."
    „Tod den Bleichgesichtern!" stieß der junge Krieger hervor.
    „Tod den Bleichgesichtern!" wiederholte der Schamane.
    Sie kamen rasch näher. Das Schnauben der Pferde hallte durch die Nacht. Adlerschwinge blutete aus mehreren Wunden. Eine Kugel hatte ihm den Oberschenkel durchbohrt, aber er sagte nichts. Später würde der Schamane die Wunde reinigen und Heilkräuter drauflegen.
    Chato und Zahnloser Puma zogen den Weißen an Stricken hinter sich her.
    „Wir sollten ihn ins Feuer werfen", lispelte Zahnloser Puma.
    Der Krieger besaß nur noch wenige Zähne. Der Tritt eines wilden Mustangs hatte ihm den Kiefer zerschmettert.
    „Die Tiere werden ihn töten", entschied der Schamane.
    Die anderen wagten keinen Widerspruch. Die Worte des Schamanen waren Gesetz. Keiner durfte dagegen verstoßen.
    Insgesamt waren sie zu sechst. Zusammen mit Ta-Ko-Te gab es nur noch sieben Mohaves. Der Haß auf die Weißen schmiedete sie zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen.
    „Laßt mich laufen!" flehte der Gefangene. „Ich gebe euch alles, was ich habe. Geld. Whisky und Tabak. Ihr könnt auch meine Waffen haben."
    Grinsend trat Chato an den Mann heran. Er bückte sich und nahm ihm die Seile ab. Der Hanf hatte die Arme des Mannes aufgescheuert, so daß das rohe Fleisch durchschimmerte. Mit einer ruckhaften Bewegung löste Chato die Halfter des Mannes. Er ließ den Gürtel ein paarmal vor seinen Augen pendeln, dann schleuderte er ihn ins Gebüsch.
    „Dinge des weißen Mannes", stieß er wütend hervor, „sind Dinge des bösen Geistes. Waffen des weißen Mannes machen Lärm. Doch die Waffen des roten Mannes töten lautlos."
    Chato riß das Skalpmesser heraus und bohrte es wenige Millimeter neben dem Gesicht des Gefangenen In den Boden. Die Klinge wippte ein paarmal hin und her.
    „Laßt mich laufen!" wimmerte der Mann.
    Er war ein Meter achtzig groß und breitschultrig. Die blonden Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Eine breite Tomahawkwunde zog sich über die Wange und endete am Ohr. Er schien die Schmerzen nicht zu spüren. Seine Angst, gemartert zu werden, war größer.
    „Du bist der Schamane", keuchte der Mann, „laß mich laufen! Du kannst es den anderen befehlen." Ta-Ko-Te lächelte. Sein runzliges Gesicht drückte Spott aus. Er antwortete in akzentfreiem Englisch.
    „Es stimmt. Ich könnte dich laufenlassen. Meine Krieger würden mir gehorchen. Aber ich werde dich nicht laufenlassen. Ich habe allen Weißen den Tod geschworen. Denn ihr habt mein Volk vernichtet. Ihr habt unsere Squaws, unsere Kinder und unsere Greise niedergemetzelt. Ihr habt unsere Tipis verbrannt, bis nicht mehr an unseren Stamm erinnerte. Jetzt jagen die Männer von Deadwood unsere letzten Krieger, um ihre Skalps gegen Dollar einzutauschen, Nein, weißer Mann, ich muß dich töten."
    Der Gefangene schluckte. Schweiß lief ihm übers Gesicht. Seine Beinwunde hatte zu bluten aufgehört. Er wollte sich aufrichten, doch Chato setzte ihm den Fuß auf die Brust.
    „Rühr dich nicht, Kojote!"
    „Ihr sprecht Englisch", preßte der Weiße mühsam hervor. „Also wart ihr im Fort, wo man euch unterrichtete. Ihr hättet Kundschafter werden können. Warum habt ihr euch anders entschieden? Warum verfolgt ihr uns?"
    „Weil ihr uns vernichtet habt."
    „Aber - ihr lebt doch noch."
    Der Schamane lachte belustigt, wurde aber sofort wieder ernst.
    „Sechs Krieger und ein alter Mann, die zum Tode verurteilt sind. Nennst du das etwa Leben?"
    Der Gefangene schwieg. Beunruhigt sah er, wie die Krieger vier Pflöcke in den Boden trieben. Einer hielt kurze Lederschlaufen in der Hand.
    „Was macht ihr? Was habt ihr vor?"
    Ta-Ko-Te nickte den Kriegern zu. „Nehmt ihn! Ich kann sein Winseln nicht mehr ertragen."
    „Neiiin!" schrie der Weiße. „Laßt mich! Das dürft ihr nicht tun!"
    Sie hörten nicht auf sein Geschrei. Chato drückte seine Linke erbarmungslos auf den Boden. Kurz darauf hatte er das Handgelenk am Pflock befestigt. Die anderen waren auch fertig. Der Gefangene lag auf dem Rücken, Arme und Beine X-förmig
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