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105 - Der Leichenfledderer

105 - Der Leichenfledderer

Titel: 105 - Der Leichenfledderer
Autoren: Dämonenkiller
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Manchmal schimmerte es golden im Bruchgestein; doch das war nur wertloses Katzengold. Gold gab es hier nicht mehr. Deshalb war Deadwood auch eine Geisterstadt.
    Pete empfing den Anführer der Gruppe mit einer Verbeugung. Er hielt eine Fackel in der Hand. Das Feuer prasselte. Pechtropfen fielen auf den Boden und erloschen zischend.
    „Können wir anfangen?"
    „Ja, Pete. Zündet die Kerzen an!"
    Brett und Mel legten die Tote auf einen Altarstein. Links, rechts und hinter ihr standen die schwarzen Kerzen. Cindy steckte eine nach der anderen an. Langsam schälten sich die Konturen einer düsteren Nische aus der Finsternis. Rita Skelters Leiche lag unmittelbar davor. In der Nische kauerte eine Gestalt.
    Cotton ergriff die, Fackel und trat vor die Nische.
    „Großer Schamane Ta-Ko-Te - ich rufe dich!"
    Ehrfurchtsvolles Raunen ging durch den unterirdischen Raum. Außer Cotton waren noch zehn Männer und acht Frauen versammelt. Sie hockten auf dem Boden und starrten auf ihren Anführer.
    Cotton ließ die Fackel kreisen. Im flackernden Lichtschein sah man mehrere Leichen. Die vom Wüstenwind mumifizierten und ausgetrockneten Körper lehnten mit den Rücken an der Wand. Einige waren zusammengesunken. Ihre Arme waren abgefallen und lagen neben ihnen. Andere trugen noch vermoderte Kleidungsstücke.
    „Sheriff!" stieß Cotton höhnisch hervor.
    Niemand wußte, ob die Mumie tatsächlich einmal der Sheriff von Deadwood gewesen war. Doch Cotton hatte ihr einen alten zerkratzten Blechstern an die Brust geheftet. Die fest zusammengepreßten Zahnreihen schienen sie anzugrinsen.
    So unterschiedlich die aus den Gräbern geraubten Toten auch aussahen, eines hatten alle gemeinsam: sie waren kurz vor dem Tode skalpiert worden.
    „Ich rufe dich, Schamane Ta-Ko-Te!" wiederholte Cotton Mather seinen beschwörenden Ruf. „Wir kennen deine Geschichte. Du bist der Rächer der Mohaves. Du warst der letzte Krieger. Dich konnten sie nicht töten. Du warst stärker, weil du die Mächte der Finsternis auf deiner Seite hattest." Cotton Mather hielt inne. Er senkte die Fackel und streckte die Rechte fordernd aus. Cindy warf ihm eine Whiskyflasche zu. Cotton nahm einen großen Schluck.
    Einige rauchten Joints. Der würzige Geruch verdrängte allmählich den muffigen Grabgestank. Rauchschwaden erfüllten die Luft. Irgendwo hustete einer und würgte anschließend keuchend. Cotton ließ den Fackelschein über den Körper des Schamanen wandern. Die Konturen zeichneten sich undeutlich in der Wandnische ab. Der Unheimliche saß mit überkreuzten Beinen da. Seine skelettartigen Finger bedeckten den eingefallenen Hauch, als wollten sie irgend etwas verstecken. Ein dunkler Poncho hing schlaff über die eckigen Schultern. Der Kopf war etwas vorgeneigt. Das silberne Haar umgab die runzligen Gesichtszüge wie ein Gespinst. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Links erkannte man eine tiefe Wunde, die sich über die ganze Gesichtshälfte zog. Die gelben Zähne sahen zwischen den eingetrockneten Lippen hervor. Man konnte den Eindruck gewinnen, als warteten sie nur darauf, sich in warmes Fleisch bohren zu können.
    „Du hast deine magischen Nuggets versteckt", begann Cotton Mather von neuem. „Warum willst du uns dein Geheimnis nicht verraten, großer Ta-Ko-Te? Wir kennen deine Geschichte. Deshalb leben wir in Deadwood. Wir werden die ruhmreiche Geschichte neu erstehen lassen. Wir wollen, daß du deinen Rachefeldzug gegen die Weißen fortführst."
    Die anderen murmelten sinnloses Zeug. Sie waren sich nicht bewußt, daß Cotton Mather ihnen ein irrsinniges Schauspiel vorführte. Der Schamane hatte zu Lebzeiten grausam unter den Weißen gewütet. Er war also ein erklärter Gegner aller Weißen. Also würde er sie auch nicht verschonen. Keiner von ihnen hatte indianisches Blut in den Adern.
    „Nimm die Tote gnädig an!" flüsterte Cotton.
    Er nahm eine rosafarbene Kapsel hervor, schob sie zwischen die Zähne und biß darauf herum. Das scharfriechende Pulver spülte er mit Whisky herunter. Als das Zeug durch seine Speiseröhre floß, krümmte er sich schreiend zusammen. Die Fackel fiel auf den Boden.
    Gordon sprang vor und zog sie außer Reichweite Cottons.
    „Schamane", keuchte der Tobende, „ich sehe dich! Ich weiß, daß du lebst und zu uns kommen wirst!"
    Cotton wand sich auf dem Boden. Er brüllte wie ein verwundeter Stier. Sein Gesicht war feuerrot.
    Er riß den Zylinder vom Kopf und raufte sich die Haare. Speichel lief ihm über die Mundwinkel. Weißer
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