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1040 - Madonna auf dem Höllenthron

1040 - Madonna auf dem Höllenthron

Titel: 1040 - Madonna auf dem Höllenthron
Autoren: Jason Dark
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Hinterhöfe.
    Auf eine derartige Gefahr konnte sie sich einstellen. Im Gegensatz zu der anderen, die sie hier unsichtbar umgab. Da wußte sie nicht Bescheid. Hier war nichts zu fassen, nur die Erinnerung an den Vampirmund der Madonna.
    Sie stand im Schatten. Wenn Julia das Bild sehen wollte, mußte sie schon den Kopf drehen. Es präsentierte sich wie auf einer Insel, denn von zwei Seiten strahlte das Licht über die Leinwand hinweg.
    Fenster gab es in diesem Anbau auch. Sie lagen hoch, beinahe unter der Decke. Sie waren mehr breit als lang und ließen sich nur kippen.
    Dazu mußte ein langer Hebel betätigt werden.
    Wieder der Blick zur Uhr.
    Noch drei Minuten.
    Für Julia war es noch immer nicht zu spät, den Bereich zu verlassen.
    Seltsamerweise hatte sie es nicht eilig. Sie war träge geworden. Die Beine hatten sich scheinbar mit einem schweren Material gefüllt, und wenn sie ging, schleiften die Sohlen über den Boden.
    Noch eine Minute bis Mitternacht!
    Julia kam es vor, als wäre die Luft dichter geworden, komprimierter, auch schwerer zu atmen. Da hatte eine für sie nicht erklärbare Wandlung stattgefunden, obwohl sich in ihrer Umgebung sichtbar nichts verändert hatte.
    Auch das Bild nicht, auf das Julia zuging und sich dabei wie im Sekundentakt bewegte, weil sie ihr Ziel genau um Mitternacht erreichen wollte. Das schaffte sie auch. Pünktlich zur Tageswende blieb sie vor dem Gemälde stehen.
    Als wäre an ihrer Stirn ein dünnes Band befestigt, an dem jemand zog, so senkte sie den Kopf. Es gab nur einen Grund. Sie wollte sich das Gemälde genauer anschauen, obwohl sie es in allen Details kannte und sie bestimmt nichts neues entdeckte. Die Geste entstammte nicht dem eigenen Willen. Julia fühlte sich wie fremdgesteuert.
    Es gab keine Veränderung. Nichts, gar nichts. Madonna und der Mönch sahen aus wie immer. Abgesehen von den beiden Vampirzähnen der Frau. Auf sie konzentrierte Julia Ross ihren Blick. Und sie fragte sich, ob diese beiden Hauer tatsächlich zu der Person gehörten, die sie original auf dem Gemälde gesehen hatte. Vielleicht würde sie noch ein gesamtes Gesicht unter dem anderen finden.
    Es war alles möglich. In dieser Welt hatte sich einiges verändert. Nichts mehr war für Julia noch so wie vor zwei Stunden. Sie fühlte sich beobachtet und bedroht. Die Gefahr war vorhanden, aber sie griff nicht zu und ließ sich Zeit.
    Mitternacht war jetzt vorbei, der neue Tag hatte begonnen. Ihr kam in den Sinn, daß gerade die Zeit zwischen Mitternacht und der ersten Stunde des neuen Tages so ungemein wichtig war. Das kannte sie von zahlreichen Schauergeschichten, die sie früher einmal mit großer Begeisterung gelesen hatte.
    Nun fand sie sich selbst inmitten eines Schauergeschichte wieder.
    Umgeben von bösen Gefühlen und nicht sichtbaren Gefahren.
    Nach wie vor interessierte sich Julia Ross für die Frau auf dem Bild.
    Madonna auf dem Höllenthron. Sie hätte lachen können, aber sie ließ es bleiben. Es war zu schlimm, denn irgend etwas geschah mit der gemalten Person.
    Stammte von ihr die Stimme?
    Julia Ross erstarrte nicht zur berühmten Salzsäule, aber sie bewegte sich auch nicht, als sie das zischelnde Flüstern hörte. Es wehte als geheimnisvolle Botschaft durch das Atelier, als wäre es von zahlreichen Flügeln getragen worden.
    Die Frau konzentrierte sich. Zunächst nahm sie kaum etwas wahr. Nur das Zischeln, dieses Flüstern, aber es dauerte nicht lange, da verstand sie etwas.
    Jemand schickte ihr eine Botschaft. Sie bestand aus zwei Worten, die sich ständig wiederholten, damit die andere Person auch sicher sein konnte, daß sie verstanden wurde.
    »John… John… Sinclair…«
    Mehrmals wiederholte die fremde Stimme nur diesen einen Namen, und Julia erschrak zutiefst. Jetzt wurde ihr auf einmal klar, daß sie eigentlich nicht mehr allein in ihrem Atelier sein konnte. Jemand anderer hatte die Werkstatt betreten. Nur bekam sie ihn nicht zu Gesicht. Oder war es jemand anderes?
    Ein ES?
    Julia Ross kam damit nicht zurecht. Sie war völlig durcheinander, während sie noch immer der Stimme lauschte, die den einen Namen ständig wiederholte.
    »John… John… Sinclair…«
    Die Worte waren nicht hart ausgesprochen worden. Das weiche Flüstern einer singenden Stimme. Jemand schien sich Einlaß verschafft zu haben. Dabei waren die Fenster und die Tür geschlossen.
    Wer also konnte ihr diese Botschaft bringen?
    Endlich schaffte Julia es, sich vom Anblick des Bildes zu lösen. Sie richtete sich
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