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1040 - Madonna auf dem Höllenthron

1040 - Madonna auf dem Höllenthron

Titel: 1040 - Madonna auf dem Höllenthron
Autoren: Jason Dark
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wieder auf. Die Haut auf ihrem Rücken war gespannt und scheinbar mit winzigen Eiskörnern bedeckt.
    Es fiel ihr schwer, sich zu drehen und auf die Tür zu schauen. Da hielt sich niemand auf. Es war also niemand in die Werkstatt hineingekommen, aber sie wußte trotzdem, daß sie nicht mehr allein war. Das Klopfen vorhin hatte sie sich auf keinen Fall eingebildet. Auch die Stimme nicht. Man lauerte ihr auf.
    Und dann dieser geflüsterte Name. John Sinclair. Sie hatte ihn sehr gut verstanden und würde ihn auch nie vergessen, das stand für sie fest.
    Keiner sollte an ihrem Verstand zweifeln, obwohl die Dinge anders abliefen als normal.
    »John… John… Sinclair…«
    Da war es wieder!
    Und diesmal wurde Julia nicht so unvorbereitet getroffen. Schließlich hatte sie sich mit dieser Nachricht beschäftigen können. Wieder drehte sich die Frau auf der Stelle.
    Sie sah das Bild.
    Und sie sah noch mehr!
    Die blutverkrusteten Lippen der Madonna hatten sich bewegt und auch eine andere Position eingenommen. Für Julia stand fest, daß nur sie den Namen des Mannes geflüstert haben konnte…
    ***
    Sie schloß die Augen!
    Plötzlich wollte und konnte sie nicht mehr. Das war auch keine Einbildung gewesen. Julia wolle einfach nicht mehr hinschauen. Das von ihr selbst geschaffene Dunkel erzeugte ein gewisses Abgleiten aus der Realität oder Vergessen.
    Aber sie spürte auch den Schwindel. Er war eine treibende Kraft oder eine Welle, auf der sie stand, und sie sorgte dafür, daß Julia leicht nach vorn kippte und sich an ihrem Arbeitstisch festhalten mußte. Hinter ihrer Stirn tuckerte es. Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, und sie fragte sich immer wieder, wie es möglich sein konnte, daß eine gemalte Figur zu ihr gesprochen hatte.
    Ein Bild lebt nicht. Der gute Maler schaffte es wohl, seinem Kunstwerk so etwas wie leben zu geben, das der Betrachter das goutierte, doch ein echtes Leben kam nicht in Frage.
    Auch kein Reden…
    Julia öffnete die Augen wieder. In den letzten Sekunden hatte sie sich eingeredet, einem Irrtum oder einer Psychose verfallen zu sein. Was sie erlebt und auch durchlitten hatte, konnte und durfte nicht sein. Das widersprach allen Naturgesetzen.
    Sie war keine Physikerin. In ihrer Lage wollte sie voll und ganz auf die Gesetze vertrauen.
    Julia war jetzt soweit, daß sie wieder auf das Bild schauen konnte. Sie hatte sich innerlich gestärkt. Ihr Augenmerk konzentrierte sich einzig und allein auf das Gesicht der Vampir-Madonna.
    Neeinnn!
    Wenn es stumme Schreie überhaupt gab, durchlitt und erlebte Julia Ross dies in den folgenden Sekunden. In ihrem Innern verteilte sich dieser stumme Schrei. Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Sie kam nicht mehr damit zurecht. Ihre kleine Welt hatte sich abermals verändert.
    Das lag an dieser Madonna.
    An ihrem Mund.
    Denn daraus sickerte Blut!
    ***
    Julia Ross konnte es nicht fassen. Es war ein Bild, das ihre Nerven quälte, an ihnen riß, als sollten sie zerfetzt werden. So etwas konnte es einfach nicht geben. Das war der blanke Wahnsinn.
    Blut aus den Lippen…
    Furchtbar anzusehen. In einem dünnen, zittrigen Streifen floß es in Richtung Kinn, wobei es tief aus der Kehle in die Höhe gestiegen war und dann aus dem Mund gepumpt worden war. Es bekam Nachschub.
    Immer wieder drang es in Intervallen hervor. Nie viel auf einmal. Aber es war vorhanden, und der dünne Streifen am Kinn nahm an Breite zu Er sah aus wie rote Farbe, die mit einem zittrigen Pinsel gemalt worden, war.
    Es dauerte seine Zeit, bis Julia den ersten Schrecken verdaut hatte und sich wieder als Mensch fühlte. Die normale Umgebung war für sie verschwunden gewesen, einfach zurückgedrängt. Nun aber tauchte sie wieder auf.
    Julia sah die Dinge klarer. Da war das Bild, da war die Madonna, und sie blutete. Nicht einmal helles oder frisches Blut sickerte aus ihrem Mund.
    Diese Masse hatte auch eine bestimmte Farbe angenommen. Julia konnte sie mit der auf den Lippen der Vampirin vergleichen. Ein Rot, das überging in ein schmutziges und rostiges Braun. Für sie sah es schlichtweg ekelhaft aus.
    Altes, geronnenes Blut, das in dieser doch nur gemalten Person gesteckt hatte wie in einem lebenden oder toten Körper. Sie wußte, daß Tote nicht mehr bluteten, aber diese Frau hier war nicht tot im normalen Sinne. Vampire sind Untote, das wußte Julia auch. Je länger sie sich mit den Dingen hier beschäftigte, um so mehr Wissen drang in ihr hoch, das sie erst einmal verarbeiten mußte.
    Nach außen hin war
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