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1040 - Madonna auf dem Höllenthron

1040 - Madonna auf dem Höllenthron

Titel: 1040 - Madonna auf dem Höllenthron
Autoren: Jason Dark
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sie noch immer allein. Aber sie fühlte sich wie in einer Falle steckend. Um alles in der Welt wollte sie nicht mit der blutenden Untoten allein bleiben.
    Ihr kam der Gedanke, das Bild einfach zu zerstören. Das entsprechende Werkzeug besaß sie. Einige quer angesetzte Schnitte würden reichen, dann gab es nur mehr Fetzen.
    Konnte man das, was schon tot war, eigentlich wieder oder erneut töten?
    Mit dieser Frage mußte sich Julia beschäftigen. Eine Antwort darauf fand sie nicht. Alles war so schrecklich geworden, und sie mußte mit den auf den Kopf gestellten Gesetzen leben.
    Am besten war die Flucht!
    Sie drehte sich um, sah auch die Tür - und ging nicht einmal den ersten Schritt. Plötzlich kam ihr wieder in den Sinn, daß draußen jemand lauerte. Sie hatte das Klopfen und seine Stimme gehört. Ein Fremder, der etwas von ihr wollte. Möglicherweise sogar ihr Leben, und der wiederum in einem Zusammenhang mit der blutenden Vampirfrau stand.
    Die Rätsel waren zu groß. Julia war einfach nicht in der Lage, sie zu lösen.
    Sie wollte auch nicht daran denken. Für sie war jetzt wichtig, daß sie hier wegkam.
    Etwas lenkte sie ab. Ein dumpf klingender Laut. Nicht in der unmittelbaren Nähe, sondern auch etwas entfernt von ihr, und auch weiter oben, wo sich die beiden Fenster abzeichneten.
    Dahinter lauerte die Dunkelheit des Hinterhofs, die alles geschluckt hatte.
    Bis auf einen Gegenstand, der sich hinter einem Fenster heftig bewegte.
    Es war noch dunkler als die Finsternis. Sie konnte ihn genau erkennen.
    Nur fiel es ihr schwer, ihn zu identifizieren. Er blieb nicht stehen, er tanzte von einer Seite auf die andere, um die Breite der Scheibe auszunutzen.
    Sie verglich es mit einem Tuch, das ständig hin- und hergeschwenkt wurde. Dabei berührte es die Scheibe und hinterließ diese noch vernehmbaren Geräusche.
    Bei einem Tuch hätte sie nichts gehört.
    Dieser Schatten mußte etwas anderes sein, und er mußte einen harten Körper besitzen. Bei Tüchern war das nicht der Fall. Da war eben alles weicher und…
    Ich bin verrückt geworden! dachte sie. Es ist Wahnsinn. Ich… ich… habe mich irre machen lassen. Irgendwas ist da auf mich zugekommen.
    Das darf alles nicht wahr sein. So etwas gibt es nicht. Das sind meine eigenen Wahnvorstellungen, die das Unterbewußtsein in die Höhe geschoben hat, um sie sichtbar zu machen.
    Der Druck nahm zu. Julias Magen schien sich erweitert zu haben. Er dehnte sich, als wollte er ihren Leib einfach auseinanderreißen.
    Der Schatten blieb. Mal bewegte er sich schnell und zuckend, dann wieder stand er für einen Moment starr. Julia war jetzt in der Lage, sich auf ihn zu konzentrieren, und sie entdeckte innerhalb dieses tanzenden Lappens zwei rötliche Punkte. Übergroße Stecknadelköpfe, wie mit Blut gefüllt.
    Immer nur für einen Moment, dann hatte sich dieser Schatten wieder so gedreht, daß auch die kleinen, roten Punkte - wie Augen - nicht mehr zu sehen waren.
    Julia Ross atmete schwer. Es brachte nichts, wenn sie blieb. Sie mußte weg. Möglichst unter Menschen sein, damit sie dieses Grauen hier vergaß. Sie wollte wieder eine normale Welt sehen und keine irreale.
    Der Weg nach draußen war am einfachsten durch die Hintertür. Noch einmal warf sie dem hochliegenden Fenster einen Blick zu. Der Schatten hielt sich dort auf. In regelmäßigen Abständen schlug er immer wieder gegen die Außenhaut der Scheibe, als wollte er auf sich aufmerksam machen und beweisen, wer hier der King war.
    Julia Ross freute sich über den starken Strom der Kraft, der in ihr hochstieg. Die Angst war noch nicht überwunden, aber sie konnte es schaffen, wenn sie wollte.
    Ich muß mich nur auf mich konzentrieren, dachte sie. Nur auf mich. Ich muß hier raus!
    Durch diese Sätze putschte sie sich selbst hoch. Sie waren für sie zu einem Motor geworden, und er lief rund und ruhig. Auf ihrem Weg zur Hintertür hielt sie nichts mehr auf. Sie wollte auch nicht zurücklaufen und ihren Mantel holen. Das hätte sie wiederum Zeit gekostet, und die hatte sie nicht.
    An der Tür stoppten ihre schnellen und überhasteten Bewegungen. Sie blieb zunächst einmal stehen und tat das gleiche wie schon einmal. Sie neigte ihr Ohr gegen das Holz, während sie schon mit zwei Fingern den innen steckenden Schlüssel umfaßt hielt.
    Kein Klopfen mehr von außen.
    Es war okay.
    Sie konnte es wagen!
    Julia drehte den Schlüssel herum. Es war so verdammt still in ihrer Umgebung. Das leichte Kratzen, das bei der Bewegung immer
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