Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1039 - Die Stimme der Bruderschaft

Titel: 1039 - Die Stimme der Bruderschaft
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Triumphbogen."
    Diesmal hatte er Glück. Der Gardist zweifelte nicht an seinen Worten. „Komm mit!" stieß er hervor, und einen Augenblick später bewegte sich Nikkam in seinem Kielwasser durch die dichtgedrängte Menge. Innerhalb eines kleinen, abgesperrten Kreises stand ein Zweimannschweber, wie ihn die Schutzgarde benützte. Nikkam versicherte, daß er das Fahrzeug zu bedienen verstehe. Sekunden später stieg er über die Köpfe der Menge auf und nahm Kurs auf den Triumphbogen.
    Er hatte noch nicht die Hälfte des Weges zurückgelegt, als ein dumpfes Dröhnen die Luft erschütterte. Der Augenblick der Entscheidung war gekommen. Die Spitze des Festzugs hatte den Platz des Wasserpalasts erreicht. Die Geschütze feuerten den rituellen Salut.
    Nikkam klammerte die Hände um die Kontrollen des kleinen Fahrzeugs. Unter ihm begann die Menge, sich zu beruhigen. Auf die Salutschüsse folgte die Hymne an das Licht des Universums. Das waren Augenblicke allerhöchster Feierlichkeit. Jeder Krane beugte das Haupt, während die Harmonien des uralten Gesangs, von tausend Lautsprechern übertragen, durch die Luft schwangen.
    Nikkam landete am Fuß des Triumphbogens. Die silberne Röhre, die aus der Ferne so zierlich ausgesehen hatte, ragte wie eine zyklopenhafte Struktur vor ihm auf. Er sprang aus dem Fahrzeug, noch bevor es völlig zur Ruhe gekommen war. Es stieß gegen die Basis des Rohrs und erzeugte einen dumpfen, weithin hallenden Klang.
    Einige in der still gewordenen Menge wandten die Köpfe und bedachten ihn mit mißbilligendem Blick. Ein Gardist kam auf ihn zu.
    „Hast du keinen Anstand...", begann er, aber Nikkam brachte ihn mit einer raschen Geste zum Schweigen.
    „Ich muß dort hinauf!" sagte er drängend mit verhaltener Stimme. „Gefahr ist im Verzug!"
    „Die Hymne beginnt", wandte der Blauuniformierte ein. „Es ist..."
    „Ich weiß", fiel ihm Nikkam zischend ins Wort. „Aber meine Sache duldet keinen Aufschub."
    Im nächsten Augenblick sprang er die Stufen hinauf, die zum Eingang des Triumphbogens führten. Er trat in die kleine Halle, von der aus die Gleittreppe quer durch die Weite des Bogens lief. Er sah das Sonnenlicht durch die runden, bullaugenähnlichen Fenster fallen, die in regelmäßigen Abständen in die Wände des Rohres eingearbeitet waren. Die Gleittreppe lag still. Während des Festzugs war das Betreten des Triumphbogens verboten. Aber irgendwo dort gab es welche, die des Verbots nicht achteten. Von seinem Standort aus konnte Nikkam sie nicht sehen; die Wölbung des Bogens verbarg sie vor seinen Blicken.
    Es war unheimlich still. Der Salut war beendet. In ein paar Sekunden würde die Hymne beginnen.
    Nikkam kam zu Bewußtsein, daß er besser daran getan hätte, sich zu bewaffnen.
     
    *
     
    Er hetzte die Stufen hinauf, so rasch ihn die Beine trugen. Von Zeit zu Zeit warf er einen Blick durch die runden Fenster. Zu seiner Linken, weit drunten, sah er Herzog Zapelrows silbernen Katafalk und die Schweber der Schutzgarde, die für die Dauer der Hymne zur Ruhe gekommen waren. Rechts und fast senkrecht unter ihm befanden sich die beiden Herzöge Gu und Carnuum mit ihrem Hofstaat.
    Wo waren die Attentäter? Er hatte sich inzwischen zu einer Höhe von mehr als fünfzig Metern emporgearbeitet. Wo hielten sie sich versteckt?
    Er hastete weiter. Es machte ihm nichts aus, daß seine polternden Schritte weithin zu hören sein mußten. Vielleicht gelang es ihm, den Gegner unsicher zu machen und zu verscheuchen.
    Ein scharfer Luftzug fuhr ihm plötzlich übers Gesicht. Er hielt an. Irgendwo vor ihm war ein Fenster geöffnet worden. Das mußte es sein! Er hörte Geräusche. Wie aus weiter Ferne drangen plötzlich die Harmonien der Hymne an sein Ohr.
    Zehn Stufen noch - zwanzig ... da sah er vor sich Bewegung im halbdunklen Innern des mächtigen Stahlrohrs. Ein Schrei gellte auf. Man hatte ihn bemerkt.
    „Mörder!" schrie er. „Legt die Waffen nieder!"
    Vier Kranen und zwei Tarts, erkannte er, während er vorwärts hetzte. Sein unerwartetes Auftauchen war ihnen nicht geheuer. Zwei Kranen lehnten zu einem der runden Fenster hinaus, das sie eingeschlagen hatten. Auf den Warnschrei hin fuhren sie herum. Nikkam sah langläufige Waffen in ihren Händen.
    Im Laufen wandte er den Kopf beiseite und rief über die Schulter: „Rascher dahinten! Hier sind sie! Wenn sie sich wehren, schießt ihr sie lahm!"
    Es war ein Verzweiflungsakt. Er war verloren, wenn er die Attentäter nicht glauben machen konnte, daß ihm die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher