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1039 - Die Stimme der Bruderschaft

Titel: 1039 - Die Stimme der Bruderschaft
Autoren: Unbekannt
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die Dienste, die du ihr leistest."
    Das Wesen schluckte. „Das ist mir klar", sagte es kleinlaut.
    „Geh nach Hause. Du wirst fünfzehnhundert Talden vorfinden."
    „Ich danke."
    „Bevor du mir dankst, hör dir noch dieses an: Du wirst beobachtet. Ich erwarte, daß du das Geld ausschließlich für das Vorhaben ausgibst, zu dem du dich verpflichtet hast.
    Stellt sich heraus, daß du auch nur eine einzige Talde ihrem vorgesehenen Zweck entfremdest, gilst du als Verräter. Du weißt, wie die Bruderschaft Verräter behandelt.
    Bedenke das. Und jetzt geh nach Hause!"
    Wortlos wandte das Wesen sich um und tappte unsicher den dunklen Gang entlang, der allmählich nach oben anstieg. Je weiter das Wesen vordrang, desto heller wurde es ringsum, und desto deutlicher wurde das stetige, dumpfe Brausen, das von der Oberwelt herabdrang. Die Helle wurde zur Lichtflut, die aus Zehntausenden von Leuchtkörpern strömte, und das Rauschen waren die Fahrgeräusche Hunderter von Schwebern und Gleitern, die sich mit großer Geschwindigkeit über die Fahrbahn der kühn geschwungenen Straße bewegten, die sich, von atemberaubend zierlichen Pfeilern getragen, durch den Nachthimmel zog.
    Das Wesen blieb stehen und nahm den Anblick auf sich. In der bunten Helligkeit sah man, daß es sich um ein Geschöpf von kleinem Wuchs handelte, nicht mehr als anderthalb Meter groß. Es trug die übliche, wenig farbenfrohe Alltagskleidung der kranischen Mode. Ein feiner blauer Pelz bedeckte die Haut des Wesens. Kleine, flinke Augen saßen in der gewölbten Stirn. Der Schädel besaß annähernd konische Form.
    Einen Beobachter von Terra hätte das Geschöpf an ein Eichhörnchen erinnert.
    Die Nacht war warm. Ein sanfter Wind strich unter der hundert Meter hohen Straße hindurch. Unweit des Wesens befand sich einer der schlanken Pfeiler, die die Fahrbahn in weiten Abständen stützten. Der Blick der beweglichen Augen erfaßte die Konturen der Pyramiden, die sich in ungleichförmigen Stufen drüben, jenseits der Straße, erhoben. Das Gelände strebte in sanfter Steigung in die Höhe. Pyramide reihte sich an Pyramide, die Umrisse mit bunten Lampen beleuchtet, schimmerndes Licht aus den kristallenen Spitzen der Gebäude dringend. Der Anblick war märchenhaft. Das Wesen empfand Staunen und Ehrfurcht. Es befand sich erst seit einem Jahr auf Kran, und auf seiner Heimatwelt hatte es nichts gegeben, was sich mit dieser riesigen, einen ganzen Kontinent bedeckenden Stadt hätte vergleichen lassen.
    Der Blaupelzige wandte sich nicht um. Er bedachte die halb zerfallenen, spärlich beleuchteten Pyramiden, die hinter ihm lagen, mit keinem Blick. In jeder großen Stadt gab es Elendsviertel, warum nicht auch auf Kran? Er schüttelte die Gedanken von sich und ging über schütteres, kurz geschnittenes Gras auf die hell erleuchteten Gebäude zu. In einer der Pyramiden hatte er seine kleine, aber behagliche Unterkunft.
    Fünfzehnhundert Talden warteten dort auf ihn.
     
    *
     
    Die Stimme sprach in dieser Nacht noch einmal. Wie bei der seltsamen Unterhaltung mit dem Blaupelz war sie auch diesmal körperlos und drang aus der Membrane eines Lautsprechers an die Ohren des Angesprochenen.
    „Das Warten hat ein Ende, Vornesch", sagte die Stimme zu dem silbergeschuppten Tart, der sich beim Klang der Worte halb erstaunt, halb ehrfurchtsvoll aus seinem Liegesessel erhob.
    „Du hast den Herzog überreden können..."
    „Ich rede nicht mit dem Herzog", unterbrach ihn die Stimme. „Aber es wird keiner großen Mühe bedürfen, um ihn erkennen zu lassen, daß du ihm Vorteile bringst. Halte dich bereit. Es kann jeden Augenblick geschehen, daß man dich ruft."
    „Ich bin bereit", versicherte der Tart.
    „Du kennst deine Aufgabe?"
    „Das Orakel zu vernichten, die Kranen frei zu machen - und mit ihnen alle unterjochten Sternenvölker dieser Galaxis", rezitierte der Tart, als hätte er die Antwort auswendig lernen müssen.
    „Laß das Gerede", reagierte die Stimme ungeduldig. „Die Worte klingen gut, aber sie verleiten zu eigenständigem Handeln. Deine Aufgabe ist, der Bruderschaft zu dienen und jede ihrer Anweisungen auszuführen."
    Der Tart senkte den Blick.
    „Ich gehorche", sagte er.
     
    2.
     
    Nikkam stand an der Glaswand des Turmzimmers und ließ den Blick nachdenklich über die gebäudeerfüllte Weite der Nordstadt gleiten. Er nannte es das Turmzimmer, weil es die Spitze der Wohnpyramide bildete, die er mit seiner Gefährtin Intschil und den drei Jüngeren teilte - den
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