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1039 - Die Stimme der Bruderschaft

Titel: 1039 - Die Stimme der Bruderschaft
Autoren: Unbekannt
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gebaut. Er hielt sie für die hübscheste Kranin schlechthin und hatte es in den sechs Jahren ihres Zusammenseins kein einziges Mal bedauert, sich mit ihr zusammengetan zu haben.
    „Ich sehe Sorge in deinen Augen", sagte Nikkam freundlich.
    Intschil machte eine unentschlossene Geste. „Ich wollte, ich wäre wieder in meinem Labor und könnte am Prinzip eines verbesserten Überlichttriebwerks arbeiten. Was kann dieser Ruf bedeuten? Daß Gu mit der einen oder anderen Anordnung nicht einverstanden ist die du auf Carnuums Anweisung in den Festplan eingearbeitet hast?
    Was sonst? Die Herzöge sind miteinander zerfallen."
    Er trat auf sie zu und berührte sie sanft an der Schulter. „Glaub nicht, daß es mir anders geht", sagte er. „Es fällt mir leichter, überfällige Zahlungen von Keryan einzutreiben, als auszurechnen, wo im Festzug Zapelrows Katafalk unterzubringen ist und wer ihn begleiten soll. Aber es läßt sich an der Lage nichts ändern, und in Wirklichkeit sollten wir es uns als Ehre anrechnen, daß man uns mit dieser Aufgabe betraut hat."
    „Eine Ehre, die uns die Abneigung beider Herzöge einbringen kann", antwortete Intschil.
    „Hat Gu durchblicken lassen, weswegen er mich sehen will?"
    „Um die Aufstellung des Zuges zu diskutieren", sagte Intschil.
    „Wir kämen eher zum Ziel, wenn er uns ungestört arbeiten ließe, anstatt mich zu diesen unnützen Besprechungen zu bestellen", murmelte Nikkam. „Sind die Jüngeren schon unterwegs?"
    Von den drei Nachkommen hatte Nimpran mit fünf Jahren das Alter erreicht, in dem er das im Suggestivverfahren erworbene Wissen im Rahmen sogenannter Erlebnisgruppen anzuwenden lernte. Intschido und Sielnon, vier und drei Jahre alt, machten innerhalb einer Lerngruppe von Gleichaltrigen ihre Einführung in die Suggestivlehre durch. Die Jüngeren verließen die elterliche Wohnung üblicherweise am frühen Morgen und kehrten gegen Mittag wieder zurück.
    „Ja, sie haben sich beizeiten auf den Weg gemacht", sagte Intschil.
    Nikkam gab sich einen Ruck. „Am besten ist, wenn ich Herzog Gu nicht lange warten lasse."
     
    *
     
    Nikkam schritt durch den Garten, der die Wohnpyramide umgab, und gelangte auf einen Gehweg. Die Sonne schien warm, in den Bäumen der Parks und Gärten lärmten die Vögel. Brunnen plätscherten, ihre Fontänen glitzerten in allen Farben des Spektrums. Eine friedlichere, erfreulichere Szene ließ sich nicht denken. Und dennoch wurde Nikkam von bedrückenden Ahnungen geplagt, während er raschen Schritts auf den nächst gelegenen Eingang der Magnetbahn zustrebte.
    Der Zug, der ihn mit hoher Geschwindigkeit unterirdisch quer durch den ausgedehnten Stadtteil Quevarto in die Gegend des herzoglichen Schlosses brachte, war nur mäßig besetzt. Nikkam stieg aus und fuhr auf einer Antigravplatte zu dem Sonderausgang hinauf, der unmittelbar ins Innere des Gebäudes führte.
    Nikkam wies sich aus und wurde nach kurzem Warten vorgelassen. Herzog Gu hielt sich in einem prunkvoll ausgestatteten Gemach auf. Er war in wallende, schreiend bunte Gewänder gekleidet. In seiner Gesellschaft befanden sich Musanhaar, einer der herzoglichen Leibärzte, und Arzyria, eine junge Kranin aus der großen Schar der Favoritinnen, mit der Gu sich zu umgeben liebte. Im Hintergrund des Raumes schwebte bewegungslos ein bläulich leuchtendes, stangenförmiges Gebilde, zweieinhalb Meter lang, mit mehreren unregelmäßig geformten Öffnungen und einem Gewirr von Tentakeln und Fühlern, die wie lose Drähte herabhingen. Das war Fischer, der Roboter des Herzogs, ein unheimliches Geschöpf, über dessen Bedeutung die wildesten Gerüchte umgingen.
    Arzyria und Musanhaar hatten sich bequem auf weichen Polstern gelagert und musterten den Eintretenden mit freundlicher Neugierde. Herzog Gu dagegen stand, wie es seine Art war, aufrecht mitten im Zimmer und nahm Nikkams ehrerbietigen Gruß gelassen zur Kenntnis.
    „Wie weit bist du mit der Aufstellung des Trauerzugs?" fragte er.
    „Es wird, soweit ich das beurteilen kann, keinen separaten Trauerzug geben", antwortete Nikkam. „Der Katafalk wird im großen Festzug mitgeführt."
    Gu war sichtlich überrascht. „Das ist ein eigenartiges Arrangement. Man setzt an den Beginn eines Festzugs nicht ein Gestell mit einer Leiche darauf."
    „Nicht an den Beginn, Herzog", widersprach Nikkam. „Die genaue Position des Katalfalks innerhalb des Zuges muß noch ausgearbeitet werden. Aber er wird sich wahrscheinlich irgendwo in der Mitte befinden."
    „Es
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