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1039 - Die Stimme der Bruderschaft

Titel: 1039 - Die Stimme der Bruderschaft
Autoren: Unbekannt
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eine Zeitlang nachdenklich vor sich hin. „Ich dachte nicht", sagte er dann, „daß Klaque sich als Anwerber von Höflingen gebrauchen ließe. Es steckt offenbar mehr in ihm, als wir bisher vermuteten. Deine Informationen sind zuverlässig?"
    „Wie bisher. Ich beziehe sie durch eine Mittelsperson, die zu Carnuums unmittelbarer Umgebung Zugang hat."
    „Wir müssen zweierlei erfahren", erklärte Gu. „Erstens, welche Funktion dieser Vornesch versehen wird, und zweitens, ob Klaque wirklich mehr als nur ein Leibwächter ist."
    „Oh, die zweite Frage läßt sich ohne viel Nachforschungen beantworten", meinte Arzyria. „Unter einem Leibwächter stellt man sich ein Wesen vor, das sich ständig in der Nähe des zu Beschützenden aufhält. Bei Klaque ist das eindeutig nicht der Fall. Er ist ziemlich oft auf eigene Faust unterwegs."
    „Weiß man, was er tut?"
    Arzyria seufzte niedergeschlagen. „Nein. Ich lasse den Westflügel des Tärtras unauffällig überwachen. Aber jedes Mal, wenn Klaque sich davonmacht, schüttelt er meine Beobachter mühelos ab."
    Gus Blick war ernst geworden.
    „Das muß sich ändern", sagte er.
     
    4.
     
    Der Krane war eine ehrfurchtgebietende Gestalt: hochgewachsen, schlank, die Haut von einem weichen Pelz bedeckt, der in schneeigem Weiß strahlte. Die dunklen Augen blickten kühl und unbeteiligt; ihr Ausdruck verriet hohe Intelligenz. Das war Carnuum, Herzog von Krandhor.
    Sein Blick ruhte auf dem mächtigen Tart, der soeben durch die Tür getreten war.
    Klaque, der seine Artgenossen um mindestens eine Haupteslänge überragte, war seit etlichen Jahren Carnuums Vertrauter und Diener. Er war stumm - entweder infolge eines natürlichen Gebrechens, oder weil er es sich zum Vorsatz gemacht hatte, niemals ein Wort zu sprechen. Carnuum hatte gelernt, seine Blicke zu lesen und seine Gesten zu deuten.
    „Du hast gefunden, wonach wir suchen?" fragte der Herzog.
    Klaque machte die Geste der ZuStimmung.
    „Bring ihn herein", befahl Carnuum.
    Klaque trat beiseite und winkte. Unter der Tür erschien ein Tart in nichtssagender Alltagskleidung, gegen die sich die silberne Schuppung des Halsansatzes deutlich abzeichnete. Er machte eine knappe Ehrenbezeigung und musterte den Herzog mit dem typisch starren Blick seines Volkes.
    Carnuum erwiderte den Gruß nicht. Er musterte das Wesen, das Klaque ihm vorführte, und spürte, wie Widerwille in ihm aufstieg.
    „Du bist ein Spitzel?" fragte Carnuum.
    Der Mund des echsenhaften Wesens verbreiterte sich. Die Tarts hatten von den Kranen gelernt, zu lächeln, wenn sie sich erheitert zeigen wollten. Bei der eigenartigen Struktur ihrer Kiefer wirkte ein tartisches Lächeln jedoch wie ein Signal, als wollten sie sich auf ein Opfer stürzen.
    „Ich bin ein Informationsspezialist, mein Herzog", antwortete der Tart. „Mein Name ist Vornesch. Ich bin bereit, dem Herzog zu dienen."
    „Welches soll deine Aufgabe sein?"
    „Nach Feinden des Herzogs Carnuum zu forschen, wo auch immer diese zu finden sein mögen", erwiderte Vornesch unbeirrt.
    „Woher weißt du, daß ich Feinde habe?" setzte Carnuum die Prüfung fort.
    „Ich weiß es nicht. Es besteht die Möglichkeit, daß es Feinde gibt. Darum habe ich mich zu kümmern."
    „Du besitzt Informationsquellen?"
    „In großer Zahl und von ausgezeichneter Qualität, mein Herzog."
    Carnuum wandte sich an Klaque. „Ich bin einverstanden", erklärte er. „Vornesch arbeitet für mich persönlich. Innerhalb des Palasts hat er mit niemand außer mir und dir Kontakt. Zeig ihm sein Quartier. In drei Stunden bringst du ihn zu mir, damit ich ihm seine Anweisungen erteilen kann."
     
    *
     
    Zu den wenigen Freuden, die der Alltag für Herzog Carnuum bereit hielt, gehörte eine ausgedehnte Mahlzeit mit Weiksa, einer noch jungen Kranin von 53 Jahren, dem einzigen weiblichen Wesen, das sein uneingeschränktes Vertrauen genoß.
    Carnuum hätte nicht ein Krane sein dürfen, wenn ihm nicht die tägliche Hauptmahlzeit, die gewöhnlich am frühen Nachmittag stattfand, als seine wichtige und vor allen Dingen erfreuliche Zeremonie erschienen wäre. Das Mahl wurde von erfahrenen Köchen zubereitet, enthielt eine Auswahl der köstlichsten Delikatessen, die sich im Herzogtum auftreiben ließen, und nahm üblicherweise nicht weniger als zweieinhalb Stunden in Anspruch.
    Der Herzog legte Wert darauf, während der Mahlzeit ungestört zu sein. Die Speisen wurden automatisch serviert. Weiksa war die einzige Gefährtin seines Mahles. Nicht einmal
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