Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1035 - Die Totenkammer

1035 - Die Totenkammer

Titel: 1035 - Die Totenkammer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
bist nicht mehr tot. Das weißt du genau. Du lebst, verdammt noch mal. Du kannst nicht mehr tot sein. Das wissen wir beide. Du… du … mußt es zeigen. Ja, zeige es mir. Gib mir ein Zeichen. Erkläre mir, daß du lebst …«
    Marita reagierte nicht. Sie blieb auch weiterhin so schrecklich starr.
    Er schüttelte sie durch. Er wollte etwas aus ihr hervorholen, in Bewegung bringen, aber seine Frau blieb auch weiterhin wie eine kalte, tote Puppe.
    Tristan Levine schluchzte auf. Es war ein Laut der Verzweiflung.
    Er wußte sich keinen Rat mehr. Er hatte alles getan. Er hatte es auch richtig getan – oder…
    Wieder erinnerte er sich an die Worte des Verkäufers. Es wendet sich dem Bösen zu, dem Bösen…
    Levine schrie auf. Er litt unter diesen Erinnerungen und unter den bei ihm damit verbundenen seelischen Schmerzen. Tief in seinem Innern glaubte er die Lösung zu kennen. Nur kam es ihm nicht in den Sinn, sie zu akzeptieren.
    Nein, das wollte er nicht. Dann wäre alles umsonst gewesen. Wie lange er schließlich im Kreis der Toten saß, wußte er selbst nicht, aber er hielt seine Marita fest, die er auch als Tote nie mehr loslassen wollte.
    Es war so still geworden. Levines Erregung war abgeklungen. Er hörte kaum noch sein Atmen, aber er spürte den Druck hinter seinen Augen.
    Der Professor glich immer mehr seiner toten Frau, denn auch er bewegte sich nicht. Er saß einfach und starrte ins Leere. Durch seinen Kopf huschten Gedanken und Vermutungen. Nur schaffte er es nicht, sie in eine bestimmte Linie zu bringen.
    Irgendwann fing er an zu summen. Ein Lied, ein Kinderlied, dessen Text er nicht kannte, sondern nur die Melodie. Auch der Ausdruck in seinen Augen hatte sich verändert. Sein Blick wirkte entrückt. Er hatte sich in der Ferne verloren. Wie bei einem Menschen, der Dinge sah, die anderen nicht zugänglich waren.
    Levine schaukelte seine tote Frau. Wie ein Kind wiegte er sie hin und her. Dabei hatten sich die Lippen zu einem dünnen Lächeln verzogen. Er dachte an nichts mehr. Alles war so leer geworden, und er spürte nur den starren Körper, von dessen Haut scharfe Gerüche ausströmten, denn er hatte Marita selbst präpariert.
    Etwas scharrte hinter ihm über den Boden.
    Levine achtete nicht darauf. Die Umwelt interessierte ihn nicht mehr. Aber das Kratzen und Scharren blieb und näherte sich seinem Rücken. Der Professor hätte jetzt den Kopf drehen und zurückschauen können, was er allerdings nicht tat.
    So konnte er auch nicht sehen, daß sich der Fluch, von dem der Verkäufer gesprochen hatte, allmählich erfüllte.
    Es hatte sich dem Bösen zugewandt…
    Eine lebte.
    Eine Tote war auf ihre schreckliche Art und Weise erwacht und war dabei, den Arm auszustrecken. Sie hatte ihren Körper bereits zur Seite gewälzt, kratzte mit der Hand über den Boden, als wollten die spitzen Fingernägel den Stein aufreißen.
    Die Tote schob sich näher an den Rücken des Professors heran.
    Auch die anderen vier bewegten sich. Heftiges Zucken durchströmte die starren Leiber. Noch blieben sie auf dem Rücken liegen, aber die Körper bogen sich immer schneller in die Höhe, fielen wieder zurück, bevor das Spiel von vorn begann.
    Bis auf die Untote, die sich als erste aus dem Kreis gelöst hatte. Sie war sehr dicht an Levine herangekrochen. Jetzt brauchte sie nicht einmal den Arm auszustrecken, um ihn anfassen zu können. Sie stemmte ihre Handfläche für einen Moment in den Rücken des Mannes, bevor sie die Finger krümmte und sich in der Kleidung festklammerte. So fand sie einen entsprechenden Halt.
    Der weibliche Zombie benutzte Levine als Stütze. Er zog sich an seinem Körper in die Höhe, und es machte ihm nichts aus, daß der Professor noch seine tote Frau in den Armen hielt. Das war alles vergessen. Es ging der Untoten nur darum, ans Ziel zu gelangen, und niemand konnte sie davon abhalten.
    Levines Schulter diente als Stütze. Die Hand klammerte sich krallenhaft dort fest. Der Rücken diente wie eine Wand, an der sich die Gestalt abstieß.
    So kam sie auf die Beine!
    Für einen Moment blieb sie stehen. Das Gesicht war starr. Selbst der Widerschein der Kerzen konnte ihm kein Leben einhauchen. Es wirkte wie aus einer weichen Masse geformt, in der sich nichts bewegte. Nur der Körper selbst drehte sich mit einer schwerfälligen Bewegung herum. Er geriet dabei ins Taumeln, fiel aber nicht zu Boden, sondern blieb schwankend stehen, als wollte er noch einmal Kraft schöpfen, um so an die neuen Aufgaben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher