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1017 - Die Sonne Satans

1017 - Die Sonne Satans

Titel: 1017 - Die Sonne Satans
Autoren: Jason Dark
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blassen Augen wackelten Tränensäcke.
    Bevor wir noch etwas sagen konnten, legte der Küster einen Finger auf die Lippen, drehte sich zur Kirche hin und nickte gegen das Mauerwerk. Wir taten ihm den Gefallen und lauschten.
    Die Schreie waren noch zu hören. Allerdings verändert und nicht mehr so laut. Hin und wieder hörten wir auch Wortfetzen, ohne sie verstehen zu können. Er spie sie aus, als wollte er sie endlich loswerden.
    »Können Sie verstehen, was er sagt, Mr. Lincoln?«
    »Nein, nein. Das habe ich nie.«
    »Aber Sie kennen die Laute.«
    »Natürlich. Jeden Tag oder Abend höre ich sie. Ich habe mich nicht in die Kirche hineingetraut. Ich weiß nicht, wer dieser Mann ist. Möglicherweise sogar der Teufel.« Er bekam von seinen eigenen Worten eine Gänsehaut.
    »Der Teufel in der Kirche?« fragte ich. »Finden Sie das nicht zu weit hergeholt?«
    »Heute ist doch alles möglich. Schauen Sie sich die Gesellschaft nur an. Sie hat ihre Werte verloren. Sie ist ein idealer Nährboden für die Saat des Satans.«
    Weder Suko noch ich hatten Lust, uns auf eine Diskussion über die Verhältnisse unserer Gesellschaft einzulassen. Suko blieb direkt beim Thema und fragte: »Ist die Tür offen?«
    »Sicher.«
    »Warum wird sie denn nicht abgeschlossen? Dann hat der andere doch keine Chance mehr, das Gotteshaus zu betreten. Zumindest nicht auf dem normalen Weg.«
    »Der Schlüssel ist abhanden gekommen.«
    »Hat man ihn gestohlen?«
    »Kann sein.«
    »Wollen Sie mit?«
    Der Küster trat zurück. »Um Himmels willen, ich doch nicht.« Er hob seine Hände an. »Nein, das kann niemand von mir verlangen. Ich betrete diesen entweihten Raum nicht.«
    »Entweiht?«
    »Ja, Mr. Sinclair, für mich ist dieser Raum entweiht. Da können Sie lachen oder nicht. Aber ich habe den Respekt vor der Kirche verloren, und das ist schlimm.«
    Wir konnten ihm nachfühlen. Auch uns ging es nicht eben blendend. Die Schreie paßten nicht hierher. Sie waren auch schwer zu deuten. Einerseits hatten sie wie ein Triumph geklungen, andererseits hatten wir auch Schmerz und Pein aus ihnen herausgehört. Wir waren gespannt, was uns erwartete.
    »Möge der Allmächtige mit Ihnen sein«, flüsterte Lincoln, als ich damit anfing, die Tür aufzuziehen. Wie viele Kirchentüren bewegte auch sie sich schwer, ich mußte schon Kraft aufwenden, um sie zu öffnen. Suko blieb dicht hinter mir, und wir beide hörten die Laute, die aus dem mit Zwielicht gemischten Halbdunkel zu uns herüber klangen.
    Das Knurren hörte sich an wie bei einem Tier. Zwischendurch erklang auch ein Klatschen, als hätte der andere irgendwo gegen geschlagen. Und er setzte diese Schläge fort. Immer wieder. Dabei lachte er noch, aber die Laute verstummten in dem Augenblick, als die Tür nicht eben lautlos hinter uns zugefallen war.
    Hatte er uns entdeckt?
    Ich ging davon aus, denn beim Öffnen der Tür war noch Helligkeit in die Kirche geflossen, die jetzt wieder verschwunden war. Viel konnten wir nicht sehen.
    Zum Greifen nahe stand das steinerne Taufbecken. An der rechten Seite hing so etwas wie ein Schwarzes Brett für Informationen. Darunter stand eine schlichte Holzbank, auf der zahlreiche Gesangbücher lagen. Die Bilder eines Kreuzwegs an den Wänden wurden schon sehr bald von der Düsternis verschluckt, und eine schlichte Steintreppe führte hoch zur Orgel hin.
    Der Boden bestand aus Stein. Da reihte sich Rechteck an Rechteck.
    Auf ihm standen die beiden dunklen Bankreihen. Sie endeten dort, wo das Gebiet des Altars begann.
    Der Altar selbst schloß mit der Wand des Kirchenschiffes ab.
    Rechts von ihm »klebte« eine Kanzel an der Wand zu der eine Drehtreppe hoch führte.
    Es war alles normal. Besonders jetzt, als wir die Schreie nicht mehr hörten.
    Aber wir waren nicht allein, davon gingen wir aus, auch wenn wir niemanden sahen.
    Irgendwo hielt sich der Schreier versteckt. Verborgen in guter Deckung und darauf wartend, daß wir etwas taten, was ihn störte.
    Möglicherweise würde er sich auch nicht aus seiner Deckung hervorwagen, so daß wir ihn holen mußten.
    Keine Kerzenflamme gab Licht. Das wunderte mich schon, denn eine Kirche ohne warmen Kerzenschein hatte ich selten erlebt. Das mußte schon seinen Grund haben. Es gab auch keine Figuren oder Bilder von Heiligen. Gegen die Außenseiten der Fenster drückte noch der Tag mit seinem Restlicht. Auch diese Streifen versickerten, kaum daß sie den Steinboden erreicht hatten.
    »Bleiben wir zusammen?«
    Ich war dagegen. »Nimm du die
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