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1017 - Die Sonne Satans

1017 - Die Sonne Satans

Titel: 1017 - Die Sonne Satans
Autoren: Jason Dark
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festzustellen. Wir waren auch nicht über die Gründe informiert, die den Mann hier in die Kirche getrieben hatten. Er würde sie uns sagen müssen. Ich würde ihn schon zum Reden bekommen, das mußte einfach sein.
    Auch Suko dachte so. »Soll er stumm bleiben, John? Oder müssen wir etwas nachhelfen?«
    »Eher das letzte!«
    Vielleicht hatte uns der Mann verstanden. Jedenfalls wollte er von uns nicht angesprochen werden und übernahm selbst die Initiative.
    Bisher hatte er seinen Körper ziemlich geduckt gehalten und den Rücken durchgedrückt.
    Nun fing er an, sich aufzurichten. Es war keine hektische Bewegung, er ritualisierte diese Veränderung und ging dabei sehr langsam und gemächlich vor.
    Dann kniete er vor uns. So breitbeinig wie möglich. Er drückte zudem den Kopf zurück, als wollte er in den Himmel schauen, doch über ihm gab es nur das Kirchendach, und das war so gut wie nicht zu sehen, weil es in der Dunkelheit verschwand.
    Er breitete die Arme aus. Dabei klaffte die Decke oder Kutte noch weiter auseinander. Zum erstenmal sahen wir auch seinen Oberkörper, und der war nackt.
    Aber auch verbrannt.
    Die gleichen roten und schwarzen Flecken, die aussahen wie auf den Körper gepreßte Lappen, aber nicht abfielen.
    Uns sah er nicht an. Die Augen hatte er verdreht. Sein Mund zuckte noch einmal, bevor er seine Botschaft gegen die Kirchendecke schrie. »Die Sonne Satans!« brüllte er. »Die Sonne Satans hat mich erreicht und gezeichnet. Die Sonne Satans…!«
    Seine Stimme überschlug sich, aber die Botschaft war klar, auch wenn die Echos sich miteinander vermischten, als wollten sie das Glas aus den Fenstern schleudern, Mauern einreißen, um aller Welt zu verkünden, wer hier der Sieger in einem geweihten Gotteshaus war…
    ***
    Ich war entsetzt!
    Nicht allein wegen der Worte, nein, das Entsetzen rührte auch daher, daß diese Sätze ausgerechnet in einem Gotteshaus geschrien worden waren, wo der Satan oder der Teufel nun wirklich nichts zu suchen hatte. Aber der Mann ließ sich nicht beirren. Er rief immer wieder den gleichen Satz und betonte dabei besonders die Worte Sonne und Satan. Dabei bewegte er seinen Körper vor und zurück.
    Die Augen hatten einen schon fanatischen Glanz bekommen, der den normalen menschlichen Ausdruck völlig hatte in den Hintergrund treten lassen. Auf mich zumindest wirkte er wie ein böser Gruß der anderen Seite.
    Suko schaute mich an und schüttelte dabei den Kopf. »Irgendwann müßten wir ihn stoppen, John. Der Schrei, als hätte man ihn aufgedreht, wobei in seinem Innern stets die gleiche Platte abläuft. Hat es Sinn, dich nach einer Erklärung zu fragen?«
    »Bestimmt nicht.«
    Den Mann hatte ich nicht aus den Augen gelassen. Er trug auch keine Decke. Dafür hatte er eine für seine Größe zu große Kutte um den Körper gewickelt, die bei seinen Bewegungen verrutscht war.
    Unter der Kutte trug er nichts. Der Oberkörper schien vom Kopf bis zu den Füßen nackt zu sein, und jeder Fleck auf ihm zeigte diese unnatürlichen Veränderungen auf der Haut.
    Verbrannt – angesengt. Aber durch wen oder was? Tatsächlich durch die Sonne Satans? Wenn ja, wo leuchtete sie? Wo konnten wir sie finden? Gab es sie tatsächlich?
    Es war eben meine Art, immer einen Schritt weiter zu denken.
    Daran änderte sich auch jetzt nichts, obwohl ich durch die Bewegungen des Verbrannten abgelenkt wurde.
    Aber sie hatten Kraft gekostet. Er mußte ihr Tribut zollen. Er beugte sich nicht mehr so stark nach vorn. Er war langsamer geworden.
    Es war abzusehen, wann der Mann diese ungewöhnliche Meditation stoppte, und darauf warteten wir.
    Noch einmal richtete er sich auf, nachdem seine Handflächen gegen den Boden geklatscht waren. Es fiel ihm schwer. Er hatte wirklich Probleme damit, und in einer steifen Haltung kam er schließlich zur Ruhe. Er kniete auch jetzt. Die Handflächen lagen auf den Oberschenkeln, der Rücken bildete eine Gerade, und er schaute uns aus seinen starren Augen an. Der Blick war nicht leer, aber er zeigte auch kein Feuer. Er wirkte wie in sich gekehrt, als wäre der Mensch mit seinen Gedanken ganz woanders.
    »Sprich ihn an, John!«
    Das hatte ich vorgehabt. Ich wollte nur warten, bis der Mann ein wenig zu Kräften und zu Atem gekommen war. Ich dachte auch über seine Kleidung nach. Er trug eine Kutte. Das wiederum ließ auf einen Mönch schließen, der vom rechten Weg abgekommen war und einem falschen Stern – in diesem Fall der Sonne Satans – gefolgt war. Genau wußte ich es
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