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1017 - Die Sonne Satans

1017 - Die Sonne Satans

Titel: 1017 - Die Sonne Satans
Autoren: Jason Dark
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festgestellt.
    Das »Bündel« bewegte sich weiter. Aber es stand nicht auf, zumindest stellte es sich nicht auf die Füße, sondern blieb in einer knienden Haltung hocken.
    Eigentlich hätten wir jetzt mehr von ihm sehen müssen. Ein Gesicht, ein Stück Körper, auch Arme und Beine, aber das bekamen wir nicht vor die Augen.
    Die Kleidung verdeckte alles. Sie war viel zu groß. Da hätten zwei oder drei Menschen hineingepaßt, aber wir sahen nicht einmal einen normalen. Nur eben die Lumpen.
    Und die bewegten sich auf uns zu.
    Der Mann kroch auf Händen und Füßen. Es störte ihn auch nicht, daß wir ihn anleuchteten und seine Hände bei jedem Vortasten erneut in den Lichtschein gerieten.
    Normale Hände.
    Im ersten Moment jedenfalls. Wenn man genauer hinschaute, und das taten wir, da fiel uns schon die Färbung der Haut auf, denn sie war dunkler als gewöhnlich. Sie sah weder bleich noch gesund aus, mehr rötlicher, beinahe wie verbrannt.
    Da kam etwas auf uns zu, das zwar den Namen Mensch trug, aber nicht unbedingt als ein solcher angesehen werden mußte. Er war in die Kirche eingedrungen, hatte randaliert und zerstört, um damit seinen eigenen Triumph zu erleben.
    Der Triumph des Bösen über das Gute?
    Ich haßte derartige Vergleiche. Möglicherweise auch, weil ich mich in meiner tiefsten Seele davor fürchtete, daß das Böse irgendwann triumphieren würde.
    Die Kleidung bewegte sich wie ein wellenförmiger Klumpen über den Boden. Sie war nicht verschlossen, denn aus ihr – aus welchen Lücken und Spalten auch immer – drangen Geräusche, die nicht genau zu identifizieren waren. Da keuchte jemand, da hörten wir langgezogene Stöhnlaute, da meldete sich auch mal eine Stimme, um irgendwelche Wort- oder Satzfragmente loszuwerden.
    Mir fiel der Vergleich mit der Schlange ein. Auch sie war über den Boden gekrochen, und hier erlebte ich ebenfalls so etwas wie eine Schlange.
    Das Böse kroch durch den Staub. Jedesmal wenn seine Hände auf den Boden hieben, entstand ein Klatschen, als wollte uns jemand Beifall zollen.
    Wie weit wollte er noch? Oder war es ein ES? Vielleicht auch ein Tier? Ein Dämon?
    Alle Fragen lagen offen. Sie brauchten uns nicht zu interessieren, denn die Gestalt bewegte sich nicht mehr weiter. Etwa einen Schritt von uns entfernt kam sie zur Ruhe. Wir irrten uns, weil wir damit gerechnet hatten, daß er sich aufrichten würde. Er drückte sich noch mehr nieder gegen den kalten Steinboden vor dem Altar, und der Mantel warf Wellen über seinen Körper hinweg, dessen letzte Bewegungen schließlich endeten.
    Unsere Lampen warfen ihre Strahlen auf das Bündel. Es atmete. Es röchelte. Es zuckte. Keiner von uns bückte sich ihm entgegen, um ihm auf die Beine zu helfen.
    Abwarten. Er hatte etwas vor. Und es begann mit einem Zucken des Körpers, der sich kurz darauf aufrichtete, und die Decke oder Decken an einer bestimmten Stelle zur Seite fielen. Der Stoff glitt nach rechts und links weg, gleichzeitig hob sich der Körper an und mit ihm natürlich der Kopf.
    Wir sahen sein Gesicht.
    Wäre es nach wie vor finster gewesen, dann hätten wir die Veränderung kaum erkannt. So aber strahlten die beiden Lichtspeere direkt in das Gesicht hinein.
    Das Gesicht eines Menschen, eines Mannes. Augen, Nase, ein Mund mit breiten Lippen.
    Soweit stimmte alles.
    Und doch gab es einen Unterschied zu dem normalen Gesicht eines Menschen.
    Schon zuvor hatten wir uns über die dunklere Haut an den Händen gewundert.
    Sie verteilte sich auch auf dem Gesicht. Nur besaß diese Haut keine normale Farbe. Sie war anders. Dunkel, fettig schwarz und an einigen Stellen schimmerte sie in einem tiefen Rot, das einen Stich ins Violette bekommen hatte.
    Verbrannte Haut!
    ***
    In welch ein Feuer dieser Mensch geraten war, konnten wir nicht wissen. Er mußte schon eine wahnsinnige Hitze durchschritten haben, sonst wäre seine Haut nicht derartig verändert worden. Sie erinnerte mich zumindest an eine Pelle, die man über die Knochen geklebt hatte. Einfach widerlich. Aber der Mensch lebte, und wir konnten davon ausgehen, daß jeder Hautstreifen an seinem Körper so aussah. Das Alter dieser Person war nur schwer zu schätzen, aber zu alt war sie nicht. Um die Dreißig herum oder kurz darunter.
    Er atmete stoßweise. Der Mund stand offen. Er roch nicht verbrannt. Dennoch ging von ihm ein ungewöhnlicher Duft aus, der mich an kalte Höhlen und tiefe Stollen erinnerte. Ob die Haut nur glänzte, weil wir sie anleuchteten, das war nicht
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