Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1017 - Die Sonne Satans

1017 - Die Sonne Satans

Titel: 1017 - Die Sonne Satans
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
linke Seite, dann gehe ich an der rechten entlang.«
    »Okay.«
    Zugleich starteten wir und bewegten uns mit sehr langsamen Schritten vor. Wir versuchten auch, leise aufzutreten, was nicht so einfach war, denn auf dem Boden hatte sich Dreck gesammelt, und ich sah sogar Blumenreste dort liegen.
    Das wiederum wunderte mich. Die Blumen lagen inmitten einer Wasserlache. Nicht weit davon entfernt entdeckte ich die Scherben einer Vase. Jemand mußte die Vase samt Inhalt zu Boden geschleudert haben. Nicht nur darüber wunderte ich mich, auch über die bleichen Kerzen, die sich wie dünne Totenarme auf den Steinfliesen verteilten.
    Wer immer sich hier aufgehalten hatte, er hatte nicht nur geschrien, er hatte hier auch seinem Frust freie Bahn gelassen und ordentlich aufgeräumt.
    Einer, der die Kirche haßte, aber auch einer, den wir noch nicht zu Gesicht bekommen hatten.
    Immer näher kamen wir dem Ziel. In den Bankreihen rührte sich nichts. Und weiter vorn, wo sich der Altar erhob, war die Dunkelheit so dicht, daß wir überhaupt nichts erkennen konnten und die Umrisse in einem dunklen Grau verschwammen. Dort gab es keine Fenster in den Wänden.
    Kein Keuchen mehr, kein Schreien oder auch tobende Geräusche.
    Zurückgeblieben war diese lauernde Stille, die mir so gar nicht in den Kram paßte.
    Ich fühlte mich hier falsch, weil ich einfach das alte Gefühl für die Kirche verloren hatte. Seit meiner Kindheit waren Gotteshäuser für mich immer besondere Stätten, die ich eigentlich immer mit einer gewissen Ehrfurcht betreten hatte. Das war auch geblieben. Allerdings war mir in dieser Kirche die Ehrfurcht abhanden gekommen.
    Nicht weil ich ein Kreuz vermißte oder andere Insignien, die einfach hierher gehörten, nein, es war die Atmosphäre, die mich störte.
    Für mich war die Kirche entweiht worden.
    Der Schreier blieb in seinem Versteck. Vor mir lagen noch vier Bankreihen, dann konnte ich zur Mitte gehen und auf den in der Dunkelheit liegenden Altar zuschreiten.
    Suko hatte mein Tempo beibehalten, und so befanden wir uns auf gleicher Höhe.
    An der ersten Bankreihe stoppten wir für einen Moment. Durch die letzten beiden Fenster sickerte das Licht wie bleiche Fahnen. Wir drehten die Köpfe in verschiedene Richtungen, und Suko hob die Schultern. Auch bei ihm der Beweis, daß er momentan keinen Rat wußte.
    Als ich auf die Mitte zuging, tat Suko das gleiche. Vor dem Altar, aber noch ein Stück von ihm entfernt, trafen wir zusammen. »Hier muß jemand gewütet haben«, sagte mein Freund flüsternd. »Bei mir lag ein zerstörtes Heiligenbild im Weg. Man hat auch eine Figur vom Sockel gekippt. Wer immer sich hier aufhält, er muß einen wahnsinnigen Haß auf die Kirche gehabt haben.«
    Ich stimmte Suko durch mein Nicken zu. »Richtig, aber warum hat er ihn gehabt?«
    »Das werden wir aus ihm herauskitzeln müssen, wenn wir ihn hier noch finden.«
    »Es wird auch eine Sakristei geben. Wir könnten dort ebenfalls mal nachschauen.«
    »Später.«
    Ich begriff Sukos Antwort, weil sich unsere Augen mittlerweile an die schwammigen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Wir sahen den Altar als dunkle, schmucklose und kantige Fläche, auf dem der Tabernakel ebensowenig seinen Platz gefunden hatte wie ein Kreuz oder eine Vase. Dafür war uns etwas anderes aufgefallen. Vor dem Altar hatte jemand ein Bündel zusammengelegt. So jedenfalls sah es aus. Ein Bündel Lumpen, alte Kleider.
    Wir holten beide unsere kleinen Leuchten hervor. Die Strahlen waren bleich, stark gebündelt und sie stießen wie helle Lanzen in die Finsternis hinein. Sie erreichten auch den Altar und damit das vor ihm liegende Bündel.
    Ja, das war Kleidung. Da hatten wir uns nicht geirrt. Aber sie war nicht einfach so dahin geworfen worden, denn sie bewegte sich plötzlich, als das Licht mehrere Male über sie hinweggestreift war, und so konnten wir erkennen, wer tatsächlich seinen Platz vor dem Altar gefunden hatte.
    Ein Mensch!
    »Das also ist der Schreier!« zischelte Suko, »liegt dort wie weggeworfen vor dem Altar.«
    »Ob, er fertig ist?«
    »Möglich. Er braucht Ruhe.«
    Selbstverständlich wären wir zu dieser Gestalt gegangen, aber das war nicht nötig. Sie bewegte sich anders als noch vorhin. Für uns sah es so aus, als wäre das Bündel dabei, sich aufzurichten, weil es von irgendwelchen Fäden in die Höhe gezogen worden wurde. Der Mann mußte sich eine oder mehrere Decken umgehängt haben. Eine Frau war es nicht, das hatten wir bereits anhand der Schreie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher