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1017 - Die Sonne Satans

1017 - Die Sonne Satans

Titel: 1017 - Die Sonne Satans
Autoren: Jason Dark
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ihn.
    Er wandte sich auf der Stelle um. Sehr langsam. Aber nicht, weil er schwach war, er tat es bewußt, um eine bestimmte Situation hinauszuzögern.
    Ich hielt das Kreuz, daß er es beim ersten Schauen noch nicht sehen konnte. Es lang zwischen meiner Handfläche und dem rechten Bein. So wartete ich auf den günstigsten Zeitpunkt. Ein wenig kam ich mir schon wie ein Exorzist vor, aber ich wollte es einfach nicht hinnehmen, was dieser Mensch da gesagt hatte.
    Sein Gesicht zeigte keine Veränderung. Möglicherweise hatte sich der Fanatismus in seinen Augen noch verstärkt. Das konnte auch Einbildung sein.
    »Du irrst dich!« flüsterte ich ihn scharf an. »Gott ist nicht tot. Man kann ihn nicht töten. Er wird immer leben, weil er schon immer gewesen ist. Und das ist auch gut so!«
    Er wollte mich auslachen oder sogar angreifen, beides konnte sein, aber ich war schneller. Seine Bewegung stoppte plötzlich, er starrte mich an, und dann schaute er auf das Kreuz, dessen Anblick bei ihm wilde Panik auslöste, womit selbst Suko und ich nicht gerechnet hatten…
    ***
    Der Küster wußte nicht, ob er sich richtig verhalten hatte. Er wäre gern mit in die Kirche gegangen. Andererseits war seine Furcht einfach zu stark. Er wußte von den schrecklichen Dingen in der Welt.
    Es gab das Böse, und es gab das Gute. Bisher hatte er die Kirche immer für einen Hort des Guten gehalten. Für eine mächtige Trutzburg, gegen die niemand ankam. Das aber schien nicht mehr so zu sein. Die Kirche hatte sich als nicht so stark erwiesen. Das Böse war in ihr eingedrungen. Er hatte es selbst gehört, und er fürchtete sich davor, daß jetzt, zur Jahrtausendwende alle guten Werte, auf die er gesetzt hatte, von den Wellen des Teufels über Bord gespült wurden, und die Herrschaft des Antichristen oder des Schwarzen Engels begann. Warnungen gab es genug, Vorzeichen auch. An beides hatte er nie richtig glauben können, aber die Schreie in der Kirche waren schon etwas anderes gewesen. Das hatte es zuvor noch niemals gegeben.
    Er schlich um die Kirche herum wie ein Dieb. Zuerst hatte er gezittert, aber das Zittern hatte später nachgelassen, ebenso wie seine Schweißausbrüche, wenn er da an bestimmte Dinge dachte.
    Der Küster wußte nicht, was er den beiden Männern zutrauen sollte. Er hatte sie indirekt alarmiert und seine Beobachtungen an den Bischof weitergegeben. Dort hatte man ihm versprochen, sich um die Dinge zu kümmern. Jetzt waren die beiden Männer hier und auch in der Kirche verschwunden.
    Wie ein Dieb war Lincoln einige Male um das Gotteshaus herumgeschlichen. Er hatte gelauscht, gehorcht, war sogar über das Schweigen leicht entsetzt gewesen, weil er sich davor fürchtete, daß die beiden Männer besiegt werden konnten.
    Dann hörte er die Geräusche.
    Schreie, auch eine Stimme.
    Zitternd blieb der Mann stehen. Direkt unter einem Fenster. Es lag zu hoch, als daß er hätte hindurchschauen können. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Lincoln nie getraut, einen Blick in die Kirche zu werfen, wenn der andere sie betreten hatte. Er fürchtete sich davor, von der bösen Kraft der anderen Seite erwischt zu werden. Nun waren die Helfer da. Da stand er nicht mehr so allein. Er würde es durchziehen und seine Furcht überwinden.
    Das Fenster lag leider zu hoch, um hindurchschauen zu können.
    Er mußte sich etwas suchen. Einen Stein heranrollen oder sich eine Bank nehmen, die ihm die Leiter ersetzte.
    Die Bank gab es.
    Man hatte sie ausrangiert. Es war einen inzwischen morsch gewordene Gebetsbank, die ihren Platz an der Rückseite der Kirche neben dem Steinbeet gefunden hatte.
    Der Küster bewegte sich schnell. Er packte die Bank und stellte sie vor das Fenster.
    Jetzt konnte er nur hoffen, daß sie sein Gewicht aushielt und nicht zusammenbrach.
    Da die Kirchenfenster in einer schmalen Nische lagen, konnte er sich an der Kante der Bank festhalten und so auch sein Gewicht besser verteilen.
    Er blieb für einen Moment auf der Kniefläche stehen. Dann kletterte er auf die höher liegende Armstütze, fand noch immer den nötigen Halt an der Fensterbank. Er zitterte. Sein eigenes Keuchen interessierte ihn nicht. Er wollte nur endlich einen Blick durch die Scheibe werfen, auch wenn sie nicht gerade geputzt war.
    Der Küster putzte noch die Stelle frei. Seine Sicht wurde etwas besser. Er war so mit sich beschäftigt gewesen, daß ihm erst jetzt; wieder klar wurde, was in der Kirche so vor sich ging. Er hörte die Stimmen. Er hörte auch den
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