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1017 - Die Sonne Satans

1017 - Die Sonne Satans

Titel: 1017 - Die Sonne Satans
Autoren: Jason Dark
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nicht. Die Kleidung konnte auch eine andere Bedeutung haben. Obwohl ich den Stoff noch nicht berührt hatte, war zu erkennen, daß er ziemlich rauh war. Er mußte auf der Haut kratzen, über die verbrannten Stellen scheuern. Ob der Mann das überhaupt merkte? Das war fraglich.
    »Können Sie reden?«
    Er kümmerte sich nicht um mich.
    »He, wollen Sie sprechen?«
    Seine Lippen bewegten sich. Sie waren feucht geworden. Speichel und Schleim hatten ihre Spuren hinterlassen. Er bewegte seine Augen, aber er gab uns keine Antwort.
    »Was ist mit der Sonne Satans?« Ich ließ nicht locker.
    Diesmal hatte ich die richtige Frage gestellt. »Sie brennt«, flüsterte der Mann. »Sie brennt auf uns nieder. Sie ist da, um uns zu zeichnen. Die Sonne Satans ist etwas Wunderbares, und ich habe sie gesehen. Ich bin glücklich.«
    »Und warum sind Sie hier?« fragte Suko.
    »Weil ich mußte.«
    »Wer hat Sie geschickt?«
    Der Mann kicherte plötzlich. Es war zu erkennen, daß er uns keine Antwort geben wollte. Statt dessen hob er seine Arme und spreizte dabei die Hände.
    Das Ziel war sein eigenes Gesicht. Wir griffen auch nicht ein, als er die Finger gegen seine Haut drückte und die Kuppen hineinbohrte.
    Zum erstenmal sahen wir mehr und stellten fest, daß die Haut in seinem Gesicht weich wie Pudding war. Es mußte dort auch kein Gefühl mehr vorhanden sein, denn was der Mann da tat, das hätte bei ihm Schmerzen hinterlassen müssen.
    Nichts war davon zu merken.
    Er bohrte die Nägel in die Haut. Er zerrte daran, als wäre sie weich wie Pudding. Durch die Bewegungen der Hände schob er seine Haut hin und her. Sogar der Mund bekam ein anderes Aussehen. Er wurde zu einem schiefen Strich, und ich fragte mich, was er uns wohl damit zeigen wollte.
    Schließlich nahm er seine Hände wieder vom Gesicht weg und stand langsam auf. Dabei schüttelte er sich einige Male wie jemand, der seine Haut wieder richten wollte.
    Suko und ich konzentrierten uns auf sein Gesicht. Darin zeichneten sich keine Veränderungen ab. Es floß kein Blut. Die Fingernägel hatten keine Löcher gerissen.
    Dann griff er in die rechte Kuttentasche. Wir waren auf der Hut und faßten selbst nach unseren Waffen, als wir sahen, daß der Mann ein Messer hervorholte.
    Der Griff wiar aus Holz. Die Klinge stach wie ein langer, blanker Finger hervor.
    Er setzte sie gegen seine Stirn.
    Ich merkte, wie Suko sich startklar machte, aber ich hielt ihn zurück. »Laß ihn…«
    »Warum? Er…«
    »… will uns sicherlich etwas demonstrieren«, flüsterte ich meinem Freund zu.
    »Seinen Tod?«
    »Das glaube ich nicht. Er hat etwas anderes vor. Es kann sein, daß er uns zeigt, wie sehr er an Sicherheit gewonnen hat. Er ist der Sieger, Suko.«
    »Meinst du?«
    »Warte es ab.« Ich ging davon aus, daß er sich zumindest so fühlte und dabei voll und ganz auf die Sonne Satans vertraute. Sie hatte ihn verändert, sie hatte ihm das nötige Vertrauen gegeben und auch für die entsprechende Änderung gesorgt.
    Mit einer recht lockeren Bewegung führte er die Klinge in die Höhe und seinem Gesicht entgegen. Unter dem Kinn hielt er an. Die Spitze berührte das Kinn, aber sie schnitt die Haut noch nicht ein. Er ließ sich Zeit und schien darauf zu achten, daß wir – seine Zeugen – auch alles sehr gut mitbekamen.
    Dann führte er den Schnitt!
    Er tat es sehr langsam. Er zog die Klinge von unten nach oben, und sie nahm den Weg über sein Kinn hinweg in Richtung Mund, dessen Mitte sie erreichte.
    Mir selbst tat es schon weh, wie ich sah, daß die Klinge in seine Haut schnitt. Sie hinterließ einen Streifen, der sich mit einer Flüssigkeit füllte, die nicht hell und auch nicht dunkel war, dafür aber schimmerte.
    Das Messer wanderte weiter.
    Es erreichte die Unterlippe.
    Es schnitt hinein.
    Ich war versucht, die Augen zu schließen, da ich schon so etwas wie Phantomschmerzen spürte, aber ich schaute auch weiterhin zu.
    So sah ich, daß die Klinge wanderte. In der Unterlippe hatte sie bereits einen Schnitt hinterlassen. Da klaffte das Fleisch auf. Es hätte Blut fließen müssen, denn gerade die Lippe ist ein sehr empfindliches Organ, aber es floß nichts. Zurück blieb nur der Schnitt und damit eine aufgeklaffte Wunde.
    Bei der Oberlippe war es nicht anders. Bevor die Klinge hineindrang, schob sie sich noch in die Höhe, dann wurde auch sie geteilt, was dem Mann nichts machte.
    Er schrie und jammerte nicht. Die Sonne Satans hatte ihn schmerzlos gemacht.
    Für eine Weile geschah nichts. Wir
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