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1016 - Zwischenspiel auf Karselpun

Titel: 1016 - Zwischenspiel auf Karselpun
Autoren: Unbekannt
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Marschrichtung auch nur einmal zu verändern, erreichte er Mallagans Hinterkopf und verschwand zwischen den braunen Haaren.
    Scoutie streckte die Hand aus, um das Büschel etwas zur Seite zu schieben, bis der Symbiont wieder sichtbar wurde. Er hatte jene Stelle erreicht, an der Mallagans eigener Spoodie unter der Kopfhaut saß.
    Der Doppelfühler begann mit seiner Arbeit.
    „Spürst du etwas, Surfo?" fragte Scoutie besorgt.
    Mallagan hätte beinahe den Kopf geschüttelt, besann sich aber noch rechtzeitig.
    „Nur ein feines Kribbeln, mehr nicht. Es tut keinesfalls weh. Wie weit ist er schon?"
    „Gut einen Millimeter, und sehr dicht neben dem anderen."
    Mallagan hielt seine Augen geschlossen. Seinem Gesichtsausdruck war nichts zu entnehmen, was auf seine Empfindungen Rückschlüsse zugelassen hätte. Er lag ganz ruhig da und wartete.
    Scoutie hatte ihre Hand wieder zurückgezogen. Der Spoodie war nun bereits fast zur Hälfte unter der Kopfhaut verschwunden, ohne daß auch nur ein einziger Tropfen Blut zu sehen gewesen wäre. Von Sekunde zu Sekunde drang er tiefer ein, bis auch der rückwärtige Teil verschwunden war. Wie durch ein Wunder begann sich die entstandene Wunde sofort wieder zu schließen.
    „Er ist drin", sagte Cersonur mit einer Betonung, die Befriedigung und Erstaunen zugleich ausdrückte. „Bis die Wirkung eintritt, vergeht einige Zeit. Du kannst dich setzen, Mallagan."
    Mallagan öffnete erst jetzt wieder seine Augen und richtete sich auf. Er wirkte sichtlich erleichtert.
    „Wirkung oder nicht, die Hauptsache ist, er richtet keinen Schaden an."
    „Spürst du schon, wie du intelligenter wirst?" fragte Faddon.
    „Rede keinen Unsinn, Brether! Du weißt selbst, wie lange so etwas dauern kann. Und deiner Frage nach zu urteilen hat man dir deinen Spoodie ganz umsonst eingesetzt."
    „Ich würde noch zwei oder drei Stunden Ruhe empfehlen", unterbrach Cersonur das scherzhafte Streitgespräch. „Lege dich in die Höhle, da ist es kühler."
    Mallagan erhob sich, schwankte ein wenig und stand dann sicher auf den Beinen. Er nickte den anderen zu und verschwand im Innern der Höhle.
    „Ich hoffe nur", sagte Scoutie, „daß es keine Komplikationen gibt."
    „Es wird keine geben", versicherte der alte Krane. Er sah die beiden Betschiden an, und in seinen Augen war wieder dieser seltsam forschende und nachdenkliche Blick, den sie schon mehrmals bei ihm beobachtet hatten. „Ich habe gewußt, daß Betschiden ohne Schaden einen Doppel-Spoodie tragen können. Nun ist es bewiesen."
    „Es ist lediglich bewiesen", schränkte Faddon ein, „daß sich zwei Spoodies freiwillig vereinigt haben. Die Wirkung bleibt abzuwarten."
    „Es ist natürlich möglich, daß sich die positiven Eigenschaften Mallagans nicht merklich verändern, aber auch das würde ich als einen Erfolg bewerten. Auf jeden Fall wird keine negative Veränderung stattfinden. Ihr wißt so gut wie ich, daß nicht jede Person auf ein Spoodie anspricht und daß deren Einfluß unterschiedlich sein kann. Bei einem Doppel-Spoodie mag es ähnlich sein."
    „Hoffentlich dauert es nicht zu lange, bis wir es wissen."
    „In zwei oder drei Tagen, schätze ich, macht sich die Wirkung bemerkbar", wiederholte Cersonur und erhob sich. „Ich gehe hinauf zum Wrack. Bleibt ihr hier?"
    „Wir möchten Mallagan jetzt nicht allein lassen", lehnte Scoutie ab.
    Cersonur lächelte verständnisvoll und ging davon.
    Sie sahen ihm nach, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war.
    Scoutie sagte: „Ich möchte zu gern in Erfahrung bringen, was er über unser Volk weiß - oder vermutet.
    Es ist noch nicht allzu lange her, daß uns die Kranen entdeckten, aber sie müssen uns schon früher gekannt haben.
    Dieser Irrtum des Orakel-Boten, das Wissen Cersonurs - wie paßt das alles zusammen?"
    „Frag mich etwas Leichteres", bat Faddon und rückte in den Schatten, weil die Sonne inzwischen weitergewandert war. „Fest steht für mich nur, daß Betschiden in der Geschichte des Herzogtums einmal eine wichtige Rolle gespielt haben - oder noch spielen. Aber das Rätsel werden wir erst dann lösen könnten, wenn wir mehr über das Orakel in Erfahrung gebracht haben. Und um das zu können, müssen wir nach Kran."
    Scoutie stand auf.
    „Mir ist es zu heiß. Ich gehe in die Höhle."
    Er folgte ihr.
    Mallagan lag auf seinem Laublager und schlief. Er atmete tief und gleichmäßig.
     
    *
     
    Am Nachmittag gingen sie alle vier hinab ins Dorf, um den Karselpunern zu zeigen, wie man mit den
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